Welche Chili-Sorten baue ich dieses Jahr an?
Jede Saison fragen sich Chili-Gärtner diese Frage! Hier sind Haralds Chili-Sorten-Top10, die natürlich auch 2015 noch ganz weit vorne sind. Im Vordergrund steht dabei der persönliche Nutzen.

Auch Harald fragt sich jedes Jahr: Welche Chilis diese Saison?
Was haben wir in den vergangenen gut 20 Jahren nicht alles angebaut: Aji Panca, mit Früchten wie Hunde-Hinterlassenschaften, die am Strauch wachsen. Peter Pepper mit Früchten, die mehr oder weniger nach Schniedelwutz aussehen (dieser Ausdruck steht übrigens sogar im Duden). Den längsten Chili (NuMEx Big Jim) . Die „schärften Chilis der Welt“ (Bhut, Scorpion, …). Alles interessant, aber was bringt es letztendlich? Die einen schmecken nicht besonders, die anderen werden nicht so lang wie erhofft, und Capsaicin-Rekordler sind dermaßen scharf, dass sich damit kulinarisch eher wenig anfangen lässt. Wenn man mit alledem durch ist, wächst der Wunsch nach Chilis, die man essen kann, entweder „einfach so“, oder die vielseitig auf dem Grill oder in der Küche Verwendung finden. Hier unsere aktuellen Top Ten für die Pepperworld-Plantage. Und wir sagen auch zu jeder Sorte auch weshalb wir sie mögen. Zugegebenermaßen eine etwas konservative Auswahl. Aber wie gesagt: „Schmecke muss“ – oder zumindest gut aussehen. Oder beides.
Und los geht’s…mehr als 150 Saaten findest übrigens bei uns im Shop.
Aber jetzt lass dich feurig inspirieren…
Orange Habanero

Orange Habanero
Und zwar, weil…
Habaneros nicht einfach nur scharf sind, sondern auch ein sehr interessantes tropisch-fruchtiges Aroma haben, das sie von fast allen anderen Chilis deutlich unterscheidet. Sie sind nicht sonderlich dickfleischig, in frischer Form trotzdem saftig. In Mexiko und in den USA werden Habaneros für zahlreiche kommerzielle Hot Sauces verwendet, aber auch zuhause lassen sich damit pikante Soßen zaubern. Anstelle der orangefarbenen Variante von der mexikanischen Golf-Halbinsel Yucatan bietet sich auch die auf diversen Karibik-Inseln beheimatete rote Variante an (Tropical Red Habanero, oder als Zuchtsorte Caribbean Red). Eine Habanero-Schote – fein gehackt und gut verteilt – verleiht Salsas und vielen Gerichten nicht nur Feuer, sondern auch tropisches Flair. Besonders gern kochen wir damit aber unsere eigenen Soßem, entweder „pur“, oder mit passenden tropischen Früchten, wie zum Beispiel die Karibische Hot Pepper Sauce „Sun-of-a-Beach“. Auf Pepperworld haben wir natürlich noch jede Menge weitere Habanero-Rezepte.
Mehr Info zu dieser Sorte: Chili-DB Info

Habaneros: Ideal für peppige Hot Sauce Marke Eigenbau
Cayenne

Cayenne (hier: NuMex Las Cruces Cayenne)
Und zwar, weil…

Fleischige Cayenne: Wachmacher fürs Frühstücks-Omelette
Cayennes einfach ein Chili-Sorten Klassiker sind, der ursprünglich aus Südamerika kommt, aber inzwischen rund um die Welt angebaut und verwendet wird. Je nach Variante gibt dünnfleischigere Sorten, die gut trocknen (und Grundlage des gleichnamigen Chilipulvers sind), und dickfleischigere, die zu Mash (Chili-Püree) als Hot–Sauce-Basis verarbeitet werden, und sich auch ansonsten kulinarisch vielseitig verwenden lassen. Eine solche Sorte ist die NuMex Las Cruces Cayenne, über sie hier einen ausführlichen Beitrag finden. Die Sorte wächst auch bei uns sehr gut, und wir kochen damit für den Hausgebrauch unsere „LC Cay Thai“ Hot Sauce, die es aber natürlich auch im Shop gibt. Der Schreiber dieser Zeilen schnippelt solche Cayenne auch gerne für sein Frühstücks-Omelette. Weitere beliebte Cayenne-Sorten sind Andy, Joe’s Long Cayenne und De Cayenne.
Mehr Info zu dieser Sorte: Chili-DB Info
Poblano/Ancho

Poblano (hier: Tiburon F1)
Und zwar, weil…
sie lecker, nur leicht pikant und äußerst vielseitig sind. Poblanos machen rund ein Fünftel des mexikanischen Chili-Konsums aus, obwohl (oder weil?) sie mit 1000-1500 Scoville-Einheiten nur auf Stufe 3 unserer Brenn-o-meter-Skala stehen. Dafür haben sie aber ein tolles Aroma, sowohl frisch (Poblano) als auch getrocknet (Ancho). Der Autor ist als großer Chiles Rellenos Fan bekannt, und natürlich werden auch die selbstgezogenen Poblanos gefüllt – hier das Rezept. Um sie hierfür und für viele andere Rezepte wie Poblano-Kartoffelsuppe oder Roasted Poblano Stew zu verwenden, werden die Schoten zunächst blitzgeröstet und enthäutet. Rotgerweift und getrocknet werden die Poblanos zu Anchos. Alles weitere sagt Ihnen unser umfassender Poblano-Beitrag. Eine ertragreiche Hybrid-Sorte ist Ancho Tiburon. Viel erfolg hatten wir auch schon mit der Sorte Ancho 101. Es gibt aber auch noch viele weitere Variante. Da die Früchte relativ groß und schwer werden, Bambusstab o.ä. zum Abstützen nicht vergessen!
Mehr Info zu dieser Sorte: Chili-DB Info

Mmmmhhhh….. Poblanos Rellenos!
Lunchbox Pepper

Lunchbox Pepper (hier: Lunchbox Orange)
Und zwar, weil…

Milde Chilis vom Typ „Lunchbox“ sind perfekt für bunte Gemüsepfannen
… man manchmal auch völlig milde Paprika braucht. Wenn die dann noch gut aussehen, um so besser! Im Supermarkt-Gemüseregal findet man immer häufiger kleine Paprika, die z. B. als „Snack Paprika“ oder „Mini-Paprika“ ausgezeichnet sind. In diese Kategorie fallen auch die Lunchbox Peppers, die es in den Varianten Red,Orange und Yellow gibt. Falls Sie diese nirgends finden, gibt es bei verschiedenen Saatanbietern auch andere milde Sorten, deren Früchte ebenfalls in etwa die Größe von Jalapenos haben. Das ist auch deswegen sehr praktisch, weil man dann zum Beispiel bei käsegefüllten Jalapenos im Speckmantel für Nicht-Schärfeliebhaber ein paar milde Schoten mitgrillen oder -backen kann. Und sie eignen sich hervorragend einfach so zum Knabbern, für knackige Salate und für Gemüsepfannen wie etwa die klassische Peperonata oder Caponata.
New Mexican

New Mexican (hier: NuMex Heritage 6-4)
Und zwar, weil…
… die gerösteten Green Chiles durchaus ein gewisses Suchtpotenzial haben. Im US-Bundesstaat New Mexico ist dieser Chili (pardon, Chile) praktisch ein Grundnahrungsmittel. Die fleischigen spitzen Früchte weisen ähnlich wie Paprika große Hohlräume auf; sie eignen sich daher gut zum Füllen. Grün werden sie frisch verarbeitet, z. B. zu Green Chile Stew oder Chiles Rellenos. Dabei werden sie immer zuerst geröstet und enthäutet, was ihnen ein typisches Aroma verleiht. Mehr dazu in unserem Beitrag Chilis Rösten.
Mehr Info zu dieser Sorte: Chili-DB Info

Green Chile Stew – Hauptzutat sind geröstete New Mexican Chiles
Populäre Chili-Sorten sind Anaheim, Sandia, NuMEx Big Jim, Chimayo, NuMex Barker Hot, NuMex R. naky und NuMex 6-4. Von letzterem wurde vor ein paar Jahren eine Rückzüchtung anhand des Original-Saatguts vorgenommen, die den Namen NuMex 6-4 Heritage bekam (nach über 10 Jahren traten aromatische Veränderungen auf). Wir haben praktisch jegliche „New Mexican“ Sorten testweise angebaut, und als unser Favorit kristallisierte sich NuMex 6-4 Heritage heraus. Nicht nur wuchs- und ertragsmäßig, sondern auch vom Aroma und Röstverhalten (relativ einfaches Enthäuten). Dies ist aber unsere subjektive persönliche Erfahrung, bei anderen Chiiligärtnern mag es anders sein.
Da die New Mexicans für heißes trockenes Klima gezüchtet wurden, sollte man zur Vermeidung von Pilzkrankheiten bei Gewächshausanbau für gute Belüftung und wenig Spritzwasserfeuchte sorgen. Wir rösten nach der Ernte immer auf Vorrat und frieren kleine Portionen ein, grob gehackt und als ganze Schoten. Rot gereift kann man die Chilis im Dehydrator trocknen und zu Pulver mahlen. Dass sie soweit kommen, ist in unseren Breiten jedoch Glückssache. Go green!
Serrano

Serrano
Und zwar, weil…
… Serranos immer dann perfekt sind, wenn etwas mehr Biss als bei Jalapenos gewünscht wird, aber weniger als z. B. Thais bieten, etwa in peppigen Salsas. Obwohl dies ein mexikanischer Klassiker ist, eignen sie sich auch gut für die asiatische Küche, als etwas milderer Thai-Ersatz. Für uns ist schon die megaleckere Southwest Cream of Corn Soup mit Serrano-Chilis Grund genug, diese Sorte wieder anzubauen. Netter Nebeneffekt: Bei uns hielten sich frische Serranos im Kühlschrank länger als alle anderen Chilisorten. Während etwa unsere geernteten Thais dort eintrockneten und Jalapenos verschrumpelten, hatten wir von unseren im Oktober geernteten Serrano Tampiqueno noch knackige Exemplare im Dezember! Eine weitere beliebte Variante istSerrano Huasteco, sowie die Hybridsorte Serrano del Sol F1 mit besonders großen und früh reifenden Früchten.
Mehr Info zu dieser Sorte: Chili-DB Info

Southwest Cream of Corn Soup mit Serrano-Chilis
Ordoño

Ordoño
Und zwar, weil…
… man ja auch den Augen was bieten sollte. Ganz ohne Ziersorten geht es auch bei uns nicht. Ein echter Hingucker ist Ordoño, eine Sorte, die in Chihuahua (Mexiko) zuhause ist, und deren Früchte alle möglichen Faben durchlaufen, bevor sie rot abreifen. Aufgrund der unterschiedlichen Reife hat man für lange Zeit ein herrliches Farbspektrum. Ähnlich bunt treiben es zum Beispiel die italienischen Abbraccio oder die NuMex Twilight vom Chile Pepper Institute aus New Mexico. Derlei Ziersorten bieten eine tolle Optik,aber trotz ordentlicher Schärfe meist wenig Aroma. Aber wie gesagt, eine Bereicherung des Chiligartens sind sie trotzdem…
Thai Chili

Thai-Chili
Und zwar, weil…
… es für die asiatische Küche kaum ohne die kleinen Scharfmacher geht. Neben der schneidenden Schärfe haben die schlanken spitzen Thai-Chilis meist auch ein leicht florales Aroma, was wiederum toll mit diftigem basmati-Reis harmoniert. Thai-Chilis gehören zu den seltenen Sorten, die man auch bei uns häufig frisch bekommt – oft sind sie abgepackt unter gediegenen Bezeichnungen wie „Pfefferonen – Ursprungsland: Thailand“ in Supermarkt – Gemüseabteilungen erhältlich. Von den roten Exemplaren solltest du ruhig versuchen, Saat zu entnehmen und eigene Pflanzen zu ziehen – bei uns hat’s geklappt! Fehlen dürfen diese Chilis auf keinen Fall in der pikanten Thai-Suppe Tom Yam Gung, oder in Roter Curry-Paste.
Mehr Info zu dieser Sorte: Chili-DB Info

Tom Yam Gung (pikante Thai-Suppe)
Fällt Ihnen auf, dass unter unseren Rezeptvorschlägen viele Suppen sind? Wir lieben pikante Suppen!
Rocoto

Rocoto
Und zwar, weil…

Rocotos Rellenos
… Rocoto herrlich fleischig ist, sich gut für Salsas eignet und schön füllen lässt. Besonders, wenn es mal etwas heftiger sein darf, denn die meisten Rocotos haben gut Rrrrummms! Hier ist unser authentisches Rezept für interessant gefüllte Rocotos Rellenos aus dem Backofen. Unbedingt Löschgetränke bereitstellen – die Rockies werden oft wirklich überraschend scharf. Aber eben auch lecker. Mit der viel gepriesenen Frostbeständigkeit (ein aktueller Gartenkatalog gibt bis -5°C an) ist es leider – zumindest in unseren Breiten – meist nicht weit her: spätestens wenns gegen null geht, ist Feierabend. Aber bis dahin solltest du eine schöne Ernte haben, denn Rocoto wächst auch bei uns recht gut. Besonders zum Füllen empfiehlt sich die Sorte Manzano. Das heißt auf deutsch Apfel, und genauso sehen die Chilis aus. Dazu werden sie noch recht groß und sehen toll aus.
Jalapeño

Jalapeño
Und zwar, weil…

Knusprige Jalapeno-Räder
… das einfach unsere Butter- und Brot-Chili-Sorte ist. Mit „Jalas“ kann man so viel machen! Auf einem kürzlichen Trip durch Texas (dort sind Jalapeño die „State Fruit“) lernten wir in einer Brauerei die „Bottlecaps“ (Flaschenverschlüsse) kennen – seitdem haben wir die im Bierteig knusprig gebackenen Jalapeño-Ringe auch schon ‚zigmal gemacht.
Mehr Info zu dieser Sorte: Chili-DB Info

Grillgenuss: Käsegefüllte Jalapenos im Speckmantel
In der Grillsaison (wann ist die eigentlich nicht?) kommt nichts anderes so häufig bei uns auf den Rost wie mit Käse gefüllte und Speck umwickelte Jalapenos. Wer genau hinschaut, entdeckt, dass sich auch ein paar Lunchbox Peppers darunter gemogelt haben. So ist für jeden was dabei. Wer sich über die Technik wundert: Die Chilis sind auf einem Gourmet Fisch Griller aufgespießt. Das Edelstahlgestell ist, wie der name vermuten lässt, zum Grillen von Fisch bestimmt. Der Ständer eignet sich aber bestens für gefüllte Chilis, da man hier unabhängig von Durchmesser der Schoten ist.

Selbstgeräucherte Chipotle vom Grill
Und wo wir schon beim Grillen sind: Im Smoker und auch auf dem geschlosssenen (Kugel-)Grill lassen sich rotgereifte Jalapenos durch Räuchern zu Chipotle veredeln. Mit denen steht einem wiederum eine ganz neue welt an tollen Rezepten offen. Natürlich kann man die Jalas im Speckmantel auch im Backrohr zubereiten – siehe unser Rezept.
Wie die Chipotle-Herstellung im Smoker geschehen kann, findest du in unserem Beitrag hier. Und wie es im Kugelgrill klappt, steht hier. Ein Traum sind die selbstgemachten Chipotle-Chilis in Adobo-Soße, den entsprechenden Shop Artikel findest du hier, wenn es schnell gehen muss. Links zu vielen schönen Rezepten mit den Räucher-Chilis liefert unser umfassender Chipotle-Beitrag.
So, das alles einfach mal so als Anregung, falls du noch nicht weisst, welche Chili-Sorten du dieses Jahr im Garten, auf dem Balkon oder im Gewächshaus anbauen wollen. Welche Sorten du auch immer wählst – wir wünschen dir feurigen Spaß dabei von der Aussaat bis zu einer hoffentlich erfreulichen Ernte!
Text und Bilder von Harald Zoschke