Das Fest der scharfen Schoten
Irgendwie hatte man wohl schon mit uns gerechnet… die deutsche Flagge am Lungomare, der Uferpromenade von Europas Chili-Hochburg Diamante, begrüßte uns zum 19. Peperoncino Festival, diesmal vom 7. bis 11. September 2011.
Das feurige Fest begann wie immer am Mittwochabend und dauerte bis Sonntagnacht. Erst nach Sonnenuntergang macht es für die Händler und Aussteller Sinn, wärmeempfindliche Produkte wie Käse, Wurst oder Schokolade auszulegen. Gegenüber dem Vorjahr schienen dieses Jahr etwas weniger Aussteller teilzunehmen; das Geschehen konzentrierte sich wieder wie früher auf die Uferpromenade und den Ortskern (was sich als sehr angenehm erwies).
Diesesmal hatten die Pepperweltler Harald und Renate neue Chilihead-Begleiter dabei: Björn Wulf und Peer-Oliver Görke. Die „Nordlichter“ waren ganz aus Bremen angereist. Björn ist Geschäftsführer bei der PepperPark GmbH, Peer ist dort unter anderem für Einkauf und Logistik zuständig. Seit Mai dieses Jahres sind sie die neuen Betreiber des Pepperworld Hot Shop, und wir arbeiten natürlich eng zusammen. Das Pepperfest bot eine gute Gelegenheit, viele scharfe Produkte vor Ort näher kennenzulernen, außerdem sind in der Region verschiedene Hot-Shop-Produzenten ansässig.
Der stimmungsvoll beleuchtete Lungomare mit mehr als 100 Verkaufsständen.
Der orangene Schein im Hintergrund ist eines der zu dieser Jahreszeit aufgrund
der Dürre zahlreichen Buschfeuer.
Erstmal Stärkung
Los gehts traditionell beim Caffè Niní am Lungomare. Wer will, bekommt hier scharfe Cocktails, Chili-Eis und sogar „aufgepepperten“ Kaffe.
Die diesjährige Deko des Nini-Eisfensters zeigt stilisierte Diamante-Häuser, natürlich
mit Peperoncino-Ristras geschmückt. Daneben die diesjährige capsaicinoide Eistorte.
Zum Auftakt und zur Einstimmung haben wir mit den PepperParklern erst einmal pikante Cocktails im Caffè Niní zu uns genommen. Peer (links) entschied sich für den „DaiquiriPic“, Björn (rechts) für den „Afro“. Wie man sieht, waren die Getränke der Stimmung nicht abträglich.
Danach stürzten wir uns dann ins Festival-Getümmel.
Stände und heiße Ware
Natürlich gabs jede Menge Stände mit frischen und verarbeiteten Chilis. Vieles davon wächst nur wenige Kilometer vom Ort entfernt und wurde zum Festival frisch geerntet.
Auch die lokalen Wurst- und Fleisch-Spezialitäten wurden in Hülle und Fülle angeboten. Neben scharfen Salami und Chiligepuderten Schinken erfreut sich besonders N’Duja (hier rechts im Bild) großer Beliebtheit, eine peppige streichbare Salamiwurst. Diese echt kalabrische Spezialität besteht aus Schweinefleisch und reichlich Chili. Ursprünglich wurde sie im südkalabrischen Örtchen Spilinga hergestellt, heute ist sie in ganz Kalabrien verbreitet. Das Wort „Nduja“ leitet sich von der französischen Wurstspezialität „Andouille“ ab. N’Duja wird gern als Brotaufstrich gegessen, aber auch für Saucen verwendet. Hier in Diamante haben wir Penne all’arrabiata auf N’Duja-Basis gegessen. Feurio und lecker! Auch Björn und Peer waren begeistert und haben sich einen N’Duja-Vorrat mit nach Hause genommen.
„Aufgepeppert“ waren hier wieder viele typisch italienische Käsespezialitäten zu haben, wie dieser Pecorino, ein Käse, der hier nicht nur „echt Schaf“ sondern auch „echt scharf“ ist, durch und durch mit Chiliflocken durchsetzt. Peperoncino-Professor Massimo Biagi aus Pisa hatte wie gewohnt um die 200 Chilisorten rechtzeitig reif bekommen, um die feurigen Früchte feilzubieten.
Außer den vielen Festival-Ständen gibts in Diamante auch diverse Geschäfte, die die „prodotti tipici“ anbieten, die typischen Produkte der Region. Allen voran, wie man hier sieht, natürlich Ihre Majestät, der Peperoncino. Ein weiteres typisches Produkt, das sogar Gebietsschutz genießt, sind die „Cipolle di Tropea“, herzhafte aber milde Zwiebeln aus dem gleichnamigen kalebrischen Küstenort weiter südlich. Geröstet vom Grill total lecker.
Ein echter Hingucker ist jedes Jahr der kreative Stand der Gärtnerei Miceli aus dem benachbarten Scalea. Natürlich spielen auch hier die scharfen Schoten die Hauptrolle, außerdem Cedri, die hier beheimatete delikate Zitrussfrucht.
Nicht weniger attraktiv die handgefertigten Chili-Kreationen der Glaskünstler Claudio Pizzimenti und Teresa Tripodi aus Reggio Calabria. Eine ihrer Spezialitäten natürlich – Peperoncini!
Claudio führte am Stand live vor, wie die scharfen Schmuckstücke aus Glasstäben entstehen. Augenmaß und eine ruhige Hand sind hier hilfreich! Jedes Stück ist ein einzigartiges kleines Kunstwerk. Wenn Sie Interesse am scharfen Schmuck haben, schicken Sie uns ein Email!
Weiter gings mit essbaren Exponaten, hier am Stand von Magnifici del Mezzogiorno, im deutschsprachigen Raum seit vielen Jahren beim Pepperworld Hot Shop unter Vertrag. Hier langt Peer gerade bei der Crema di Habanero gut zu, Björn schaut noch skeptisch. Nachdem Peer keine Miene verzog, legte auch Björn großzügig auf. Beide litten leise und schlugen sich wacker…
Trotzdem war danach ein kaltes Bier willkommen, hier stoßen die beiden mit Pepperworlds Harald und Giuseppe von Magnifici an.
Weitere Bierchen wurden fällig, nachdem Giuseppe gegen Mitternacht eine Runde kleine Sardinen (Alici) in verschiedenen Varianten auftischte. Besonders schmackhaft waren die in Salz und reichlich Peperoncino eingelegten Fische, aber eben auch recht durstfördernd.
Nachdem dies für unsere Kollegen vom PepperPark der erste Kalabrien-Besuch war, mussten sie natürlich auch die Spezialitäten unseres hiesigen Lieblings-Restaurants Vecchio Frantoio probieren, das ebenfalls mit einem Stand zugegen war. Den beiden schmeckten die Polpette di Melanzane (würzige frittierte Auberginenbällchen), der Parmigiana-Auflauf und die Porchetta, ein kräutergefüllter Schweinebraten. Dazu ein schönes Gläschen Rotwein aus dem benachbarten Verbicaro.
Natürlich trafen wir auch den verschärften Zeremonienmeister Gianni Pellegrino. Hier posiert er mit einer uns unbekannten Dame, Björn gesellt sich einfach mal unauffällig dazu. Auch schon eine Tradition auf dem Peperoncino Festival ist „Mr. Diavolo“, der mit eindeutigen Gesten nicht geizte.
Wie schon früher berichtet, preist man in Kalabrien die scharfen Chilis auch gerne als „Stehhilfe des kleinen Mannes“ an, gerne auch mit Anlehnung an diesbezügliche kleine blaue Pillen. An einem Stand gabs das gediegene Kombi-Angebot aus scharfem Peperoncino-Öl und einem Kondom. Hoffentlich ist jedem Käufer klar, dass diese zwei Artikel nicht zusammen verwendet werden sollten… Der Chili-Häuptling am Käsestand schaut ein wenig, als ob die Wirkung gerade einsetzt 😉
Unglaubliche Chili-Schoko-Leckereien gabs am Stand unserer langjährigen Geschäftspartner Dolci Pensieri di Calabria. Hier strahlen Renate und Dolcis Maria (rechts) um die Wette, dahinter wieder der mysteriöse Fotogast. Dass Auch Antonio um Mitternacht noch so strahlt ist erstaunlich, tagsüber hat die gesamte Mannschaft noch kräftig für die Veranstaltung produziert. Zur Zeit ist zudem auch die Spitze der Feigenernte, und die leckeren Früchte müssen zügig verarbeitet werden.
Bisher waren die Italiener nicht gerade ein Volk von Grillern, aber so langsam findet man auch hier Gefallen am Draußenbrutzeln. Da dies in weiten Teilen des Landes auch im Winter möglich ist, gibts solide Gartengrills in vielfachen Ausführungen. Unser Favorit war das im rechten Bild gezeigte phantasievolle Modell mit Arbeitsfläche und Türmchen. Passte leider nicht in unser Auto!
Eine neue Einrichtung in Diamante, nicht nur fürs Festival, ist eine kleine Kochschule. Während des Festivals liefen hier interessante Vorträge mit Probier- und Schnuppermöglichkeit, als wir dort waren, gabs das Thema „Kochen mit Kräutern“. Zum Eintritt berechtigte die „Piccante Card“, die man für 15 Euro erwerben konnte. Außerdem berechtigte dieser Pass zu speziellen Verkostungen, kleinen Geschenken und Rabatten an diversen Ständen.
Zu den wenigen unerfreulichen Neuerungen in Diamante zählt die Tatsache, dass sich neben den tollen Wandbildern so langsam auch hier hirnlose Graffiti breit macht. Zur obigen Sprayerei lasst Euch sagen, liebe italienische „Rebellen“: Seid froh, dass die Menschen bei Euch noch einigermaßen Respekt vor der Polizei haben. In Diamante und den meisten anderen italienischen Orten fühlen wir uns selbst spät nachts auf den Straßen erheblich sicherer als hier bei uns in Germania!
PepperPark-Expedition ins Chili-Hinterland
Außer der Erkundung des Peperoncino-Festivals hieß es für die neuen Betreiber des Pepperworld Hot Shop natürlich, die langjährigen Produzenten und Lieferanten aus der Region und ihre Betriebe persönlich kennenzulernen. Im Hinterland gedeihen nicht nur klassische italienische Peperoncini, sonder auch „Exoten“ wie Bhut Jolokia oder – wie hier im Bild – orange und rote Habaneros. Unter der südlichen Sonne werden sie schön scharf und aromatisch.Im Betrieb bei Magnifici del Mezzogiorno suchen Björn und Peer die schönsten Ristras für den Shop aus. Im Trockenschrank werden sie schonend bei nur ca. 40 grad aromaschonend getrocknet, ansonsten sind sie völlig unbehandelt und zum Verzehr geeignet, natürlich auch eine Zierde für Heim und Küche.
„Euer neues Öl ist fertig! Probieren?“ Vor acht Wochen hat Giuseppe für den Hot Shop ein neues Öl angesetzt, und zwar extra natives Olivenöl mit feurigen Habanero-Chilis. Natürlich wollten wir alle probieren, und wir waren begeistert: Tolles Aroma, und eine Schärfe, die sich langsam von innen aufbaut und angenehm wärmt. Bei einem Testessen auf gegrillten Fisch geträufelt waren alle begeistert, und inzwischen ist das Öl gefiltert, in Flaschen abgefüllt und unterwegs zum Pepperworld Hot Shop. Weitere neue Produkte für den Shop waren gerade in Arbeit, so etwa feurige eingelegte Chocolate Habaneros, eine echte Rarität.
Zum Schluss gabs natürlich ein Gruppenbild mit der Magnifici-Mannschaft, den PepperParklern und den Pepperweltlern.
PepperPark-Expedition ins Schoko-Paradies
Weiter gings gen Süden in die Berge zu Dolci Pensieri di Calabria. Wie bei Magnifici,besteht mit den Inhabern des kleinen Familienbetriebs über die Jahre außer der Geschäftsbeziehung eine enge Freundschaft.
Eine Tradition ist inzwischen auch schon das Ersinnen neuer Produkte im „laboratorio“ des Betriebes. Hier konnten Peer und Björn gleich mitmachen – hier sind sie beim Feintuning der diesjährigen Habanero-Pralinen-Produktion. Rechts inspiziert Peer mit Antonio eine Charge frisch gebackener Feigen, die für den Hot Shop dann mit Mandel und Habanero-Schoko-Creme gefüllt und mit dunkler Schokolade umhüllt werden.
Links sehen wir gebackene Feigen frisch aus dem Ofen, rechts daneben eine andere traditionelle Art der Zubereitung: Die Feigen werden in großen Kesseln gekocht. Außer leckeren Früchten entsteht dabei ein interessantes Nebenprodukt: Ein köstlicher Sirup, der als „Feigenhonig“ bezeichnet wird. Hier kam uns natürlich eine Idee … so wie Feigenkonzentrat etwa in der BBQ Sauce „West of Texas“ für Süße und Konsistenz sorgt, könnte man den Feigensirup womöglich mit Habanero „aufpeppern“ und als eigenständiges Produkt anbieten? Gesagt, getan. Kleine Testmengen wurden mit Habanero versetzt, Harald und Peer waren sich einig, dass das Ganze mit etwas Ingwer noch runder schmecken würde. Noch ein bisschen experimentieren, und die Rezeptur stand. Auch ein Name war schnell gefunden. Demnächst also im Pepperworld Hot Shop: Sweet Slow Burn. Der pikante Sirup lässt sich für alles verwenden, wo man sonst Ahornsirup nehmen würde, z. B. zum Glasieren beim Grillen, für eigene BBQ-Saucen oder etwa zum Mixen von Teriyaki-Saucen und -Marinaden. Außerdem gabs diverse pikante Schoko-Experimente und Verkostungen.
Auch hier natürlich das unvermeidliche Gruppenfoto. Neben Peer Franco Rao und neben Björn dessen Bruder Antonio. Die anderen beiden kennen Sie ja schon zur Genüge 😉
Eine scharfe Reise geht zu Ende…
Das wärs für heute. Fürs erste mal Cheers und Ciao!