In Las Cruces (New Mexico) ist, wie jedes Jahr im Februar, gerade die New Mexico Chile Conference zu Ende gegangen. Seit Jahren erzählen wir den Kollegen, dass es Sinn machen würde, den Termin direkt vor die Fiery Foods Show im März zu legen, immerhin sind’s ja nur drei Stunden Autofahrt von Las Cruces nach Albuquerque. Aber auf uns hört ja keiner…
Neben den traditionellen Tagungs-Themen – neue Erfolge bei gegen alles Mögliche resistenten Sorten, mechanische Chili-Ernte usw. – wurden die neuesten Bemühungen vorgestellt, den Guinness-Schärferekord zurück nach New Mexico zurückzubekommen: Am Chile Pepper Institute der New Mexico State University (NMSU) hat man es geschafft, den Moruga Scorpion, eine Variante des Trinidad Scorpion (Moruga liegt im Süden von Trinidad) auf über 2 Millionen Scoville-Einheiten (SHU) zu bringen! Generell war 2011 eine wahrlich „heiße“ Chili-Saison im südlichen New Mexico: Sogar der ebenfalls im Testfeld angebaute „normale“ Bhut Jolokia brachte es diesmal auf Spitzenwerte von fast 1,6 Millionen SHU.
Da reines Capsaicin 16 Millionen SHU hat, sind 2 Millionen SHU mithin 12,5%. Das heißt eine getrocknete Moruga-Scorpion-Frucht besteht zu 1/8 aus Capsaicin! Es sei angemerkt, dass die 2 Millionen ein Spitzenwert sind, der für Moruga-Früchte vom Testfeld gemessen wurde (Max: 2.009.231, Min. 580.198, Durchschnitt: 1.207.764 SHU). Der Bhut-Durchschnitt lag mit 1.019.687 nicht wirklich nennenswert niedriger. Dazu gab es auch eeinen entsprechenden Bericht in der US-Tageszeitung Las Cruces Sun-News (leider nicht mehr online verfügbar).
Die Doppel-Million ist ein interessanter Rekord und sicher gut für die Guinness World Records, aber mal ehrlich…. wer braucht sowas, nachdem schon Bhut Jolokia kaum bezwingbar ist? Je schärfer der Chili, desto mehr muss man ihn zum „Genuss“ mit anderen Zutaten verdünnen, um die Schärfe erträglich zu machen. Dann aber schwächt sich auch der Geschmack ab, der bei Scorpion-Chilis zweifellos recht interessant ist (auch wir hatten 2011 testweise welche angebaut).
Schärfe ist also nicht alles, und erst kürzlich haben verschiedene Wissenschaftler sich den hunderten aromagebenden Verbindungen gewidmet. Paul Bosland, Direktor des NMSU Chile Pepper Institute hat zu diesem Thema sogar ein „Aromenrad“ ersonnen, siehe Chili-Professor erfindet das Rad neu.
Erstrebenswert ist eine optimale Balance aus Schärfe und Aromen, sodass sich diese optimal ergänzen. Für uns persönlich punkten hier immer noch die guten alten Orange und Red Habaneros.
Bei den 2 Millionen SHU ist aber sicher noch nicht das Ende der Fahnenstange erreicht. Wer bricht den 3-Mio-Rekord? New Mexico? Mal wieder Indien? Mit immer aufmüpfigeren Untertanen (Arabischer Frühling, S21, Occupy, etc.) steigt zumindest hier der Bedarf an Capsaicin… 😉