Chili im Hamburger Hafen
Seit jeher ist der Hamburger Hafen der wohl bedeutendste Gewürz-Umschlagsplatz der Welt. So ist es auch nicht verwunderlich, dass hier ein in seiner Art wohl einzigartiges Gewürzmuseum zu finden ist – und zwar direkt im Herzen des Hafens, in der über 110 Jahre alten Speicherstadt.
Die Speicherstadt liegt im ehemaligen Zollgebiet des Freihafens und gilt als größter zusammenhängender Lagerhauskomplex der Welt. Die neugotische Backsteinarchitektur ist Hauptattraktion jeder Hafenbesichtigung, am besten per Hafenrundfahrt mit einer kleinen Hafenbarkasse. Einst von der Abrissbirne bedroht, steht dieser faszinierende Komplex seit 1991 unter Denkmalschutz. Damals wie heute dienen die Speicher in erster Linie der Lagerung hochwertiger Importgüter wie Teppiche, Rohseide, elektronische Geräte, Tabak, Kaffee, Kakao, Tee, Rum, Trockenfrüchte, Nüsse und natürlich Gewürze.
Die gewaltigen 1888 errichteten Backsteinspeicher umfassen rund 600.000 qm Lager- und Gewerbefläche. Die Lager sind nach Buchstaben A-Z geordnet. Von der Wasserseite wird geliefert, von der Straßenseite abgeholt. Im Block L, einem der ältesten Speicher, ist „Spicy’s Gewürzmuseum“ zu finden (siehe Pfeil).
Die alten Treppen hinauf geht’s zum „2. Boden“. Hier bezahlt man den Eintrittspreis von 3 Euro und der enthält in der Regel auch noch eine kleine Überraschung – eine Gewürzprobe etwa, oder eine würzige Tütensuppe.
Gewürzsäcke zum Schnuppern; altes Gewürz- und Drogen-Mahlwerk
Wenn man dann staunend auf knarrenden Holzdielen die umfangreiche Ausstellung erkundet, wird man schnell in den Bann der authentischen Atmosphäre des alten Speichers gezogen. Spicy’s-Inhaberin Viola Vierk betrachtet es als Aufgabe ihres Museums, den Verbraucher über Anwendung, Vorratshaltung und Qualität von Gewürzen zu beraten, und in der Tat erfährt man hier eine Menge zu diesem würzigen Thema.
Zu den Exponaten gehören Produktionsgeräte wie dieses Gewürz- und Drogen- Mahlwerk der Firma J. Plate jr. und eine komplette Nachkriegsküche, die extra zum aktuellen Schwerpunktthema „Suppen – echt scharf!“ aufgebaut wurde.
Sonderschau zum Thema Suppen; Schnupper-Gewürzteller
Auf rund 350 qm werden mehr als 700 Exponate aus den letzten fünf Jahrhunderten vorgestellt; alles ist vorbildlich beschriftet. Anhand von antiken Geräten und Maschinen kann man vom Anbau bis zum Fertigprodukt den gesamten Bearbeitungsprozess der Gewürzrohstoffe verfolgen.
Besonders interessant fanden wir die Möglichkeit, rund 50 größtenteils in Originalsäcken präsentierte Gewürze in die Hand zu nehmen, zu beschnuppern oder zu probieren.
Nicht nur Pfeffersäcke…
Dass sich Spicy’s als Erlebnismuseum versteht, zeigen auch die recht originellen Sonderausstellungen. Ein Thema im Sommer 2001 lautete: „Suppen – echt scharf!“. Hier wurde der Besucher mit Tipps und Trends rund um die Suppe versorgt, und zwar nicht nur theoretisch: An den sogenannten Kreativ-Wochenenden präsentierte der weit über Hamburgs Grenzen hinaus bekannte Küchenmeister Erich Häusler vom 15.7. bis zum 30.9.2001 jeweils sonntagnachmittags immer ein Schwerpunktthema, das von Suppengewürzen und Kräutern für Bouillon über Gemüsepüreesuppen bis zu pikanten Suppentöpfen reichte.
Spicy’s-Inhaberin Viola Vierk und Chef Erich Häusler,
oft Gastchef bei Sonderschauen im Museum
Vor Beginn der Sonderschau hatten wir das Vergnügen, vor Ort einen kleinen Ausblick auf diese Sonderschau zu erhalten. Erich Häusler präsentierte eine pikante Piment Graupensuppe mit Lamm (Rezept) sowie eine Piment Fischsuppe mit Spitzkohl (auch hierzu das Rezept), beide sehr lecker. Dabei ist der erfahrene Küchenchef, der übrigens auch Kochkurse veranstaltet, sehr informativ und für alle Fragen offen.
Pikante Piment Graupensuppe mit Lamm.
Auch in den Folgejahren überraschte das Gewürzmuseum immer wieder mit interessanten Sonderschauen, von mediterranen Kochvorführungen bis zur würzigen Weihnachtsbäckerei. Von der 2002 erstmals veranstalteten Aphrodisia-Sonderschau, die sich den aphrodisischen Wirkungen von Gewürzen (inklusive Chilis!) wirdmet, gab es im Frühjahr 2006 eine aktualisierte Neuauflage. 2010 wurde uns dann die Ehre zuteil, für das Frühjahrsthema „Hot & Spicy“ die Chili-Vitrinen – rund ein Dutzend Schaukästen – mit unseren eigenen Exponaten gestalten zu dürfen.
Unsere Meinung:
Für im Großraum Hamburg ansässige „Hot&Spicy“-Liebhaber sowie alle, die die Hansestadt besuchen, ist Spicy’s Gewürzmuseum ein „echt scharfer“ Tipp. Im Museums-Shop gibt es zudem auch diverse Gewürze und Kräutertees zu kaufen. Und das Chili Pepper Buch 2.0 sowie Chili Barbecue 😉
Spicy’s Gewürzmuseum befindet sich am Sandtorkai 32, „Block L“
Update Januar 2012: Spicy’s Gewürzmuseum ist in diesem Monat umgezogen, in den nächsten Speicher: Jetzt Sandtorkai 34 statt 32.
(U-Bahn: U3 bis Baumwall, von dort sind’s nur ca. 5 Minuten über die Brücke zu Fuß).
Siehe auch:
Informationen über Spicy’s Gewürzmuseum, Öffnungszeiten etc.: www.spicys.de
Bilder-Bericht „Sinnlich-scharfes Wochenende“ (Teil der Sonderschau Aphrodisia 2002)
Der millionste Besucher in Spicy’s Gewürzmuseum (Dezember 2005) in unseren News 2005
Zu „Aphrodisia 2006“ siehe unsere 2006er News, „Heilen mit Gewürzen“ 2007er News.
Update 2010: Große Pepperworld-Chilischau bei Spicys Bericht.
One Comment
Frank
Moin, wir würden Euch gern auf die Gründung des SBDC aufmerksam machen:
http://www.hamburg2go.de/scotch-bonnet-dining-club/
Mit besten Grüßen,
Frank