Santa’s Hot Pepper Workshop
Bekanntlich scheut das Pepperworld-Team weder Kosten noch Mühen, seine Auslandskorrespondenten zu den entferntesten Plätzen dieser (Pepper)Welt zu entsenden. Heidi Grube-Schindler stattete den wohl nördlichsten Chili-Züchtern und Hot-Sauce-Köchen einen Besuch ab- willkommen in Hot Alaska.
Alaska – wer denkt da schon an Hot Spices!? Aber was so ein richtiger Chili-Fan ist, der weiß vielleicht, daß es in North Pole, einem kleinen Ort südlich von Fairbanks, Santa’s Hot Pepper Workshop gibt (für amerikanische Kids ist Santa Claus ja am Nordpol zuhause und bastelt in seiner Werkstatt das ganze Jahr über – unterstützt von Elfen – Weihnachtsgeschenke für die lieben Kleinen). Dieser scharfe Workshop hat aber nichts mit der großen „Touristenfalle“ in jenem Ort zu tun, dem überdimensionalen Santa Claus direkt am Highway.
Dena und Ralph Hastings betreiben ihren Shop von zu Hause aus, wo sie in einem Gewächshaus Chili Peppers aus aller Welt ziehen, fast 100 Sorten, und diese zu köstlichen Saucen verarbeiten.
Daheim bei Dena und Ralph Hastings in North Pole, Alaska – zugleich die wohl nördlichste Hot-Sauce-Manufaktur.
In Ihrem beheizten Folien-Gewächshaus ziehen die Hastings rund 100 Chili-Sorten.
Dena und Ralph begannen damit, ihre Produkte – Hühnchen, Tomaten, Kartoffeln und später auch Peppers – auf dem Tanana Valley Farmers Market anzubieten. 1997 hatten sie eine so reiche Peppers-Ernte, daß sie sich überlegen mußten, etwas mit dem Überfluß anzustellen. „Wir fanden ein Rezept“, sagt Dena, „ und probierten damit herum“. Aus den eigenen Peppers, dazugekauften Mangos und Papayas und weiteren Zutaten kochte Dena genügend Sauce, um damit mehr als 20 kleine Flaschen zu füllen, die sie am darauffolgenden Wochenende auf dem Farmers Market mit anbot. Die Flaschen waren innerhalb kurzer Zeit weg, und Dena und Ralph sagten sich, daß das eine Chance sei, die man nicht ungenutzt lassen durfte.
Da North Pole ja durch dieses „Weihnachtsmann-Thema“ schon weltberühmt ist, griffen die beiden das auf und nannten ihr Unternehmen eben Santa’s Hot Pepper Workshop. Der feuerspeiende Santa Claus ziert seitdem das Etikett ihrer Saucen, und er ist auch auf ihren Visitenkarten zu finden.
Auf meiner Tour durch Alaska im Juni 2002 habe ich von unterwegs bei den Hastings angerufen – und auch hingefunden zu ihnen. Ganz versteckt in einem Wohngebiet im Wald wohnt die Familie. Hier begrüßte Dena mich sehr herzlich und zeigte mir stolz das Gewächshaus, ihre Küche und ihre Produkte. Und probieren durfte ich natürlich auch und bekam zu den Saucen, die ich dann kaufte, auch noch eine „heiße“ Schokolade – Hot and Spicy Chocolate Fudge – und Proben neu kreierter Jellies geschenkt.
Der feuerspeiende Weihnachtsmann ist das
Markenzeichen von Santa’s Hot Pepper Workshop.
Red Hot Rudolph: Das aus US- Weihnachtsliedern bekannte
rotnasige Rentier ist ebenfalls Star eines Hot-Sauce-Etiketts. (1)
Die Saucen haben so scharfe Namen wie Screaming Santa Hot Sauce, Red Hot Rudolph, Blazing Blitzen, Dancing Prancer Hot Sauce usw. und enthalten alle einen guten Anteil Habanero-Chilis. Neu im Programm ist die Northern Lights Raspberry BBQ Sauce, die als mild bis mittelscharf bezeichnet werden kann.
Dena war früher „nur“ Hausfrau und Mutter und hat sich nun im Laufe der Jahre zur Geschäftsfrau entwickelt. Um die Lizenz zur Herstellung von Lebensmitteln und zu deren Vermarktung zu erhalten, hat sie an einem Fachseminar der Environmental Conservation and Food and Drug Administration in Anchorage teilgenommen und sich damit qualifiziert für das, was jetzt ihr full-time Job ist. Immer noch helfen die beiden Teenager-Töchter mit. An einem guten Tag kann Dena so 200 Flaschen Sauce produzieren.
Dena Hastings in ihrer Küche
Während die meisten US-Bundesstaaten keinerlei Heim-Fertigung kommerzieller Lebensmittelprodukte erlauben, erhielten die Hastings in ihrem Heimatstaat Alaska eine entsprechende Genehmigung, nachdem Dena eine Schulung des FDA (US-Lebensmittelbehörde) absolvierte.
„Mit der Chili-Company hat sich mein Leben ganz schön geändert“, erzählt Dena. „Ich mochte nicht gern unter vielen Leuten sein. Aber jetzt genieße ich es, viele Leute, viele Kunden zu treffen und neue Leute kennenzulernen, sei es auf dem Farmers Market hier, auf irgendeinem Bazar oder einer Peppers Show in den Lower 48s“. (Das sind die US-Staaten „südlich von Alaska“, also alle übrigen).
Santa Claus und Frau (2)
Auf Veranstaltungen wie der Fiery-Foods and Barbecue Show in Albuquerque, New Mexico (hier ein Pepperworld- Schnappschuss vom März 2002) helfen auch die Eltern mit aus. Daddy mimt den Santa Claus ziemlich glaubhaft!
Inzwischen liefern die Hastings ihre Hot Sauces an 18 Geschäfte landesweit. „Nie haben wir gedacht, daß das Hobby von Ralph mal solche Ausmaße annehmen würde!“ sagt Dena. „Aber jetzt habe ich einen Traum vom eigenen Laden in North Pole, wo ich dann alles noch viel besser präsentieren kann. Irgendwann wird uns auch das gelingen“.
Auf meinen Reisen bin ich gern „off the beaten path“, abseits von Touristenwegen. Dieser Besuch bei Santa’s Hot Pepper Workshop ist ein Beispiel dafür, und ich hoffe, daß mein Bericht und meine Bilder via Pepperworld zu recht vielen Chili-Fans gelangen und ein wenig Freude machen. Bis zum nächsten mal!
Story und Fotos von Heidi Grube-Schindler, (1), (2) und (3) Harald Zoschke
Heidi Grube-Schindler ist schon seit vielen Jahren eingefleischter Chili-Fan – ihre Chili-Ernte kann in unserer Foto-Galerie „Erfolgreiche Chili-Gärtner“ bestaunt werden. Auch beim scharfen Koch-Seminar „Hot Times in Hamburg“ im April 2002 war sie natürlich mit dabei (Bild).
Autorin Heidi Grube-Schindler (3)
Beruflich ist Heidi in der GRUBE KG tätig; das Unternehmen ihrer Familie verkauft ein umfassendes Spektrum an Ausrüstungen für Wald, Landschaft, Natur und Umwelt. Außer Forst- und Landwirtschaft können auch durchaus Privatpersonen dort bestellen. Im Grube-Web-Shop fanden wir zum Beispiel den in unserem Chili-Gärtner-Kurs Teil 5 vorgestellten Nistkasten für nützliche Insekten, die bei der Chili-Schädlingsbekämpfung helfen.