Fiery Foods & Barbecue Show 2002
(Albuquerque, New Mexico)
Jedes Jahr im März wird’s in New Mexico heißer als sonst – dann findet die alljährliche „National Fiery-Foods & Barbecue Show“ – kurz Fiery Food Show statt. Dies ist die bedeutendste Fachmesse zum Thema scharfe Lebensart. Rund 235 Aussteller zeigten ihre neuesten Produkte rund ums Thema Chilis, und mehr als 12000 Besucher kamen, um die „heiße Ware“ zu probieren und zu kaufen.
Jedes Jahr gibt’s auch ein Show-T-Shirt. Das Motto diesmal: „Proud Sponsor of Global Warming“. Kyoto lässt grüßen 😉
Hier also unser kleiner Foto-Streifzug durch die feurige Fachmasse. Viel Spaß!
Stolz präsentieren die Brüder Greg und Dave Figueroadas von iohnen gesponserte offizielle Poster zur diesjährigen Fiery Foods & Barbecue Show – eine Künstler-Interpretation der Dame von der bekannten Melinda’s-Flasche. Pepperworld Hot Shop Kunden ist bereits die „klassische“ karibische Melinda’s XXX Hot Habanero-Soße bekannt; jetzt gibt’s von Melinda’s auch eine leckere Chipotle Hot Sauce (natürlich auch in unserem Shop).
Neben vielen Oldies findet man auf der Fiery Foods Show auch jedes Jahr neue Aussteller – zum Beispiel Monty Gritts, der mit seiner „Apple Smoked Habanero Hot Sauce“ im Scovies-Soßenwettstreit einen Preis gewann und daraufhin mit seiner neugegründeten Firma den großen Sprung wagte. Als Standpersonal hatte der schwergewichtige Monty seinen Daddy mitgebracht.
Santa Claus residiert bekanntlich am Nordpol. Nun gibt’s in hoch im Norden in Alaska tatsächlich einen kleinen Ort, der „North Pole“ heißt, und hier braut „Santa’s Hot Pepper Workshop“ die Hot Sauce „“Red Hot Rudolph“ – mit vor Ort gezüchteten Habaneros! Mehr dazu in unserem Bericht Hot Alaska.
Rekordverdächtig auch das Standpersonal beim texanischen Salsa-Hersteller Pepperama: Dave and Robin Craft’s süße Tochter Reagan ist gerade sieben Monate alt und hat schon ihren eigenen Aussteller-Ausweis, mit dem Titel „Vize Präsident, Marketing“. Und sie trägt natürlich für eine Chili-Show genau die richtige Arbeitskleidung!
Auf jeder Fiery Foods & Barbecue Show geistert ein geheimnisvoller Gecko durch die Gänge – hier sieht man einmal, wer sich in dem gediegenen Kostüm verbirgt: Cindy, die Frau von „Gecko Gary“, Inhaber der Firma Geck Gary’s, Hersteller der OUCHipotle Hot Sauce (Anmerkung: Inzwischen hat die Gecko-Firma den Besitzer gewechselt).
Obwohl es draußen noch eisig kalt war, zelebrierte das Paar aus Arizona bereits Sommer und baute auf seinem Messestand einen Garten auf – komplett mit Kunstrasen, Plastik-Pool, Gartenstühlen und natürlich einem Grill. Man beachte Gary’s Shorts!
Hier einer der seltenen Momente, „Insane Dave“ in der Öffentlichkeit ohne sein Wahrzeichen zu sehen – die Zwangsjacke. Der Erfinder der legendären „Dave’s Insanity Hot Sauce“ zeigt Renate und mir sein neuestes Werk: „Dave’s Total Insanity“ – ebenfalls bereits im Pepperworld Hot Shop zu haben.
Gleich gegenüber preist Hot Sauce Harry „Dead Heat“ an – eine scharfe Soße, die im Pappsarg inklusive Sterbe-Urkunde geliefert wird. Über Geschmack lässt sich halt nicht streiten…
Wo wir gerade bei Geschmack und Schärfe sind – auch der Scoville – Krieg tobte wieder auf der Show.
Blair zeigte „5 a.m.“ in einer gediegen gestylten, handnumerierten Flasche. Schärfegrad: 6 Millionen Scoville-Einheiten. Original Juan setzte noch eins drauf mit dem geheimnisvoll verpackten Fläschchen „The Source“ – stolze 7.1 Millionen Scoville-Einheiten.
Dazu sei angemerkt, daß auch 7,1 Mio Scoville-Einheiten noch lange nicht das Ende der Fahnenstange sind: Reines Capsaicin liegt bei ca. 16 Mio. Aber: Schon viel früher gerät die Empfindung für die Chili-Schärfesubstanz in die Sättigung. In übertragenem Sinne: Es spielt keine Rolle, ob man sich die Finger in einer 200 oder 800 grad heißen Flamme verbrennt. Wenn’s nichts mehr bringt, schmerzt zusätzliches – in der Herstellung sehr teueres – Chili-Extrakt nur noch in der Geldbörse. Außerdem konzentriert sich nicht nur die Schärfe, sondern auch der Gehalt an Bitterstoffen; der Genuss bleibt auf der Strecke. Und nur zum Hinstellen finden wir die über 100 Dollar teuren Mini-Fläschchen schlicht zu teuer; deshalb bieten wir diese Konzentrate – es handelt sich nicht um Soßen – im Shop auch nicht an.
Diverse Produkte waren in anderer Hinsicht „echt scharf“. Zum Beispiel
der „Hot Saucer“, den wir am Stand von CaJohns Fiery Foods sichteten.
„Pick This“ (pick your nose heißt auf deutsch „Nasenbohren“
Am Stand von Peppers demonstriert uns Brandy Burns (ob der Name echt ist?) die Dreingabe zur Hot Sauce namens „Pick This“: Eine Gummi-Nase. Man drückt drauf, und … hmm, lecker. Im Hintergrund Chip Hearn, stolzer Besitzer einer Sammlung von mehr als 6000 (!) Hot Sauces und Chef der Firma Peppers. Nicht nur geschäftlich ein Schwergewicht der Branche, und mit einem tollen Sinn für Humor.
Was Jim Campbell, Inhaber der Firma „Mild to Wild Peppers“ von den weit verbreiteten mehr oder weniger geschmackvollen bunten Hot-Sauce-Etiketten hält, sagt er auf dem transparenten Label seiner Red Savina Garlic Sauce: „… No naked ladies, no flaming buttholes, no cartoon characters…“
Politische Soßen als Reaktion auf 9/11
Die tragischen Ereignisse des letzten September lösten in den USA eine ungeahnte Patriotismus-Welle aus, und auch im Fiery-Foods-Business gab’s dazu den einen oder anderen Beitrag. Schon kurz nach dem 11. September gaben die Figueroa-Brüder eine Hot Sauce namens Light of Liberty heraus, deren Erlös sie an den Twin Towers Fund zugunsten von Opfern der Terror–Anschläge stifteten. Auf der Show stellte Gator Hammock’s Buddy Taylor „911 Revenge“ vor, von der ein Teil der Erlöse einer Ausbildungsstiftung zugute kommen soll. Hot Sauce Harry schürt den Patriotismus seiner Landsleute mit einer „Proud to be American“ Hot Sauce und „Bomb Laden Mad Blast“, einer Habanero-Soße, komplett mit Kopfschmuck
Kein durchgeknallter Höhlen-Terrorist kann Chiliheads vom Reisen abhalten. Schon garnicht, wenn die Fiery Foods & Barbecue Show ins Haus steht. Wir kamen mit Besuchern aus aller Welt ins Gespräch, zum Beispiel aus Kanada, Mexiko, England und Neuseeland. Aber auch einige Aussteller kamen von weit her: Ganz aus China rückte die Firma Yellow Emperor an, die ein paar echt leckere Soßen aus einem riesigen gelben Habanero gleichen Namens herstellt. Dabei wird der „gelbe Kaiser“ so streng gehütet, dass unseres Wissens bisher noch keine Saat dafür aufgetaucht ist.
Gleich drei Soßen-Hersteller nahmen den weiten Weg aus Australien auf sich und zeigten, dass das „Land down Under“ sich vor dem Rest der Welt auch in Sachen Chilis nicht zu verstecken braucht.Wahrlich ein „Global Warming“!
Auf früheren Fiery Foods Shows Messen wurde bisweilen die verschärfteste Messekleidung prämiert. In diesem Jahr hätte es wohl ein klares Unentschieden gegeben zwischen „CaJohn“ and „Gecko Cindy“. Auf der Party präsentierte sie stolz ihre neuen Stiefel mit Flammendekor.
Vielleicht wär der große Modepreis auch an Bernie gegangen. Er hat eine Hot-Sauce-Firma in Virginia City (erinnern Sie sich? Hier spielte Bonanza!). Auf dem Bild hier posiert er mit einem Gast von der Bunny Ranch. Auf dieser Ranch in Nevada gibts keine Pferde, sondern eben Häschen. Und das ganz legal..
Scharfe Soßen nöch schärfer… einige Häschen haben ihr eigenes Hot Sauce Label, und signierten – wie Edel-Playmate Sunset Thomas – an Bernie’s Messestand Flaschen für die Schlange stehenden, größtenteils männlichen Fans.
A pro pos Schlange stehen… Während am Freitag die Messe komplett dem Fachhandel vorbehalten ist, ist die die Fiery Foods & Barbecue Show Samstag- und Sonntag nachmittag auch für die Öffentlichkeit geöffnet. Und die kommt in Strömen.
Einmal drin, geduldiges Warten in der Schlange in der Halle vor den Ticket-Schalten. Drängeln und Nörgeln sind dem Amerikaner fremd. Er wartet gelassen und freundet sich mit seinen Leidensgenossen an.
In den Ausstellungsgängen wirds dann noch etwas enger. Trotz quälenden Gedränges – Familien bringen gerne auch noch den ganz frischen Nachwuchs im Kinderwagen mit – herrscht Super-Stimmung.
Jetzt möglichst alle scharfen Sachen probieren, und wenns schmerzt, immer daran denken: Pain is Good!
Wer als Besucher nahedran wohnt, hatte es gut, denn Cripple Creek Growers, ein Gärtnereibetrieb aus Florida, bot vorgezogene Chili-Pflanzen zum Mitnehmen an. In der eigens dafür entwickelten Plastik-Klapppackung halten sich die Pflanzen laut Anbieter erstaunliche vier Wochen lang.
Weiteres Highlight waren die Chili-Neuzüchtungen des Chili Pepper Institute der New Mexico State University. Hier präsentiert Danise Coon eine noch namenlose Sorte mit leuchtend-blauvioletten, Cayenne-artigen Schoten und farblich passenden Blüten. Dr. Paul Bosland, der Direktor des Instituts, hat sie aus Medusa-Chilis „und irgendwas, was er im Testgarten gefunden hat“ gezüchtet, so Danise. Daneben eine Detailaufnahme der interessanten neuen Chili-Sorte.
Wer mehr an getrockneten Chilis interessiert war, kam bei bei Chile Traditions auf seine Kosten. In New Mexico sind solche oft zu Ristras geflochtenen Schoten praktisch ein Grundnahrungsmittel.
Chilis, die an Palmen wachsen, sind freilich eine Spezialität, die man ausschließlich auf der Fiery Foods & Barbecue Show findet.
Capsicum-Kunst
Neben allem Essbaren findet man auf der Fiery Foods Show stets auch Künstler, die sich den scharfen Schoten auf unterschiedlichste Weise widmen. Hier die Interessantesten der diesjährigen Messe.
Aus irgendeinem Grund gibt es im US-Bundesstaat Washington noch mehr Glasbläser als in Meran. Einer von ihnen ist Bob Mitchell. Er hat sich auf mundgeblasene Glas-Chilis spezialisiert, die er in allen möglichen Größen und Farbnuancen fertigt.
Die Künstlerin Linda Paul aus Colorado widmet sich der uralten Tempera-Maltechnik, wobei Ei als Bindemittel und gemahlene Steine und Halbedelsteine als Farbpigmente zum Einsatz kommen. Für die Farbe Blau dient zum Beispiel Lapislazuli, grün liefert Malachit und natürliche grüne Erde aus dem italienischen Verona.
Linda erzählt uns über Ausflüge in die Berge, bei denen sie auf Gestein mit neuen Farbtönen stößt, die sie dann selbst mahlt. Und über sündhaft teure käufliche Farbtöne – fünf Gramm rein blaues Lapis-Pulver kosten beispielsweise zarte 1500 Dollar! Die spezielle Maltechnik bringt die brillanten Chili-Farben besonders gut heraus und liefert einen interessanten, dreidimensionalen Relief-Effekt.
Capsicum-Kochdemos
Herzstück der Fiery Food Shows sind die „Cooking Demos“ bekannter Chefs. Eine besonders „irre“ Show lieferte „Insane Dave“, der erst einmal in der obligaten Zwangsjacke an den Herd trat. Seine nette Assistentin Carin befreite ihn vom unbequemen Stück. Womöglich ein großer Fehler, denn jetzt wurde die TV-reife Kochnummer erst richtig wahnwitzig!
Bevor Dave seine Produktlinie um die Extrem-Soße „Dave’s Insanity“ startete (siehe auch „Scharfe Typen: Insane Dave“), betrieb er ein Restaurant in San Francisco. So ist es nicht weiter verwunderlich, dass er trotz allen Juxes ein tolles Thai Curry Chicken zauberte; das Rezept folgt in Kürze in der Pepperworld-Sektion „Heiße Rezepte“.
Ohne Zwangsjacke gings dann mit dem Kochen doch etwas flotter…
Für weitere Kochvorführungen traten bekannte Gast-Chefs wie Jim Heywood (Culinary Institute of America), Buddy Taylor (Gator Hammock), sowie aus Santa Fe die Chefs Lois Ellen Frank, Walter Whitehorse und Sam Ethridge an, um scharfe Kochkreationen vorzustellen.
Gleich noch ein Dave: Schlag 18:00 Uhr am Sonntag abend erklärt Messe-Veranstalter Dave DeWitt die 14. National Fiery-Foods & Barbecue Show für beendet Uns schwirrt der Kopf. In den letzten drei Tagen haben wir so viel gesehen, mit dermaßen vielen netten Leuten gesprochen und hunderte Chili- und Barbecue-Spezialitäten probiert. Aber natürlich auch gearbeitet und viele tolle neue Produkte für den Pepperworld Hot Shop geordert. Es gäbe noch so viel mehr zu berichten, aber fürs erste hoffen wir, dass Sie einen kleinen Eindruck von der schärfsten Fachmesse unter der Sonne bekommen haben … eine angenehme Art von Global Warming!
Text und Bilder von Harald Zoschke