So schafft es deine Chilipflanze über den Winter
Die Chilipflanzen Sorten der Gruppe Capsicum frutescens (z. B. Cayenne, Tabasco) sind per Definition mehrjährig, aber auch an Pflanzen der botanisch als „einjährig“ eingestuften Gruppe Capsicum annuum (z. B. Jalapeno) sowie C. Chinense und den anderen Capsicum-Gruppen kann man durchaus mehrere Jahre seine Freude haben. Wenn die Temperaturen im Herbst dauerhaft unter 10° fallen, sollten die Chilis an ihren Überwinterungsort gebracht werden. Im nächsten Jahr hat man einen kleinen Startvorsprung, sie blühen früher und oft tragen die Chilis im 2. Jahr mehr Früchte.
Pflanzen beschneiden
Zum Überwintern sollten die kräftigsten Pflanzen ausgesucht und die Früchte entfernt werden. Die Äste werden um ca. 5 – 10 cm gekürzt, damit die Pflanze ihre Kraft nicht in neue Triebe und neue Blätter steckt. Der Rückschnitt kann auch rigoroser erfolgen, das heißt alles wird weggeschnitten bis zum ersten, zweiten Knoten nach der Verzweigung, bis nur noch ein Y-förmiger Stamm zum Überwintern übrigbleibt.
Der richtige Chili-Standort
Wo kann der Chili überwintern? Der Standort im Winter sollte kühl und hell, aber frostfrei sein; hier bietet sich ein leicht geheizter Wintergarten an oder etwa ein Fenster im Treppenhaus. Wer seine Chilis für eine mehrjährige Nutzung plant, wird sie ohnehin meist nicht ins Freiland pflanzen, sondern in Töpfe oder sonstige Container. Wenn sie im Freiland stehen, müssen diese vorsichtig ausgegraben und in einen Kübel gepflanzt werden. Sollte man eine Überwinterung von vornherein ins Auge gefasst haben, kann man am besten sofort in Töpfen kultivieren, da das Umpflanzen zusätzlichen Stress für die Pflanzen bedeutet.
Die Überwinterung im Kühlen hat den Vorteil, dass die Pflanzen dann eine Ruhephase einlegen und auch viel weniger Wasser brauchen. Aber auch das Überwintern bei Raumtemperatur an einem hellen Fensterplatz funktioniert.
Chilis gießen
Den Winter über sollten die Chilipflanzen nur wenig gegossen und überhaupt nicht gedüngt werden. Bei trockener Heizungsluft empfiehlt es sich, die Blätter ab und an zu besprühen, damit diese nicht austrocknen.
Etwa ab Mitte Februar wird dann wieder regelmäßig gegossen. Nach der Winterpause wird in frische Erde umgepflanzt und wieder ein Langzeitdünger zugegeben. Über den Winter verlieren die Pflanzen meist sämtliche Blätter, was aber nicht weiter schlimm ist.
Bevor die Pflanzen wieder loslegen, sollten Ende Februar/ Anfang März weitere dürre Zweige (bis zum ersten Knoten nach einer Verzweigung) zurückgeschnitten und trockene bzw. gelbe Blätter entfernt werden.
Blattläuse bekämpfen
Beachtet, dass Blattläuse auch im Winter aktiv sind, besonders in geheizten Räumen, das liegt vor allem an den fehlenden Nützlingen. Deshalb solltet ihr Chilipflanzen, die auch in der kalten Jahreszeit zu Blattlausbefall neigen, gegebenenfalls von anderen überwinternden Pflanzen isolieren. Dasselbe gilt für weiße Fliegen. Ein regelmäßiges Besprühen mit einem Sud aus Knoblauch hilft bei der Bekämpfung und auch Neemöl hat sich als sehr nützlich erwiesen.
Knoblauchsud gegen Blattläuse:
Einen Knoblauchsud gegen Blattläuse kannst du ganz leicht selber herstellen:
- Nimm 2 Knoblauchzehen, schäle sie und schneide sie klein
- Anschließend mit 1 Liter heißen Wasser übergießen.
- Das Ganze ein paar Stunden ziehen lassen.
- Wenn der Sud abkühlt ist, Knoblauchstücke heraussieben und den übrigen Sud in eine Sprühflasche füllen.
Vorteile der Chili-Überwinterung
Wenn es sich nicht gerade um eine seltene oder schwer zu ziehende Sorte handelt, lohnt sich statt der Überwinterung eher die Neuaussaat.
Bei seltenen oder gar gekreuzten Sorten, bei denen aus deren Saatgut nicht unbedingt wieder die identische Pflanze herauskommt, lohnt es sich auf alle Fälle.
Einige Sorten tragen im Folgejahr oft mehr Früchte als im ersten Jahr.
Für alle schnellwachsenden Sorten (z.B. Serrano, Jalapeno, usw.) ist die jährliche Aussaat sinnvoller und einfacher.
Bei den meisten Sorten ist nach 2-3 Jahren „die Kraft aufgebraucht“ und sie tragen dann weniger Früchte in den Folgejahren.
In Zimbabwe und Malawi werden beispielsweise die Birdeye-Pflanzen bis zu drei Jahre genutzt, dann ist Feierabend. Die meisten anderen uns bekannten Anbauregionen – z. B. New Mexico und die Karibik – nutzen die Pflanzen nur einjährig. Dazu kommen die erwähnten Schädlingsprobleme.
Gute Kandidaten für die Überwinterung sind die Wildsorten, insbesondere Chiltepin oder z. B. Ulupica. Chili-Züchter in der mexikanischen Sonora-Wüste haben auf ihrer Ranch Chiltepin-Pflanzen, die über 35 Jahre alt sind! Auch Rocoto eignet sich gut als mehrjährige Pflanze und bleibt im Ertrag erfreulich. Dave DeWitt hat eine Rocoto-Pflanze in seinem Gewächshaus in Albuquerque (New Mexico) schon 13-mal überwintert.
Während Rocoto in ihrer peruanischen Heimat winterhart ist, ist das leider in unseren Breitengraden nicht der Fall. Selbst Dave DeWitt beheizt sein Gewächshaus im Winter, da es auch in New Mexico sehr kalt werden kann.
(Dave DeWitt ist einer der führenden Chili-Experten aus den Vereinigten Staaten, er wird auch der „The Pope of Peppers“ genannt.)
Die wichtigsten Punkte für die Chili-Überwinterung
- je nach Witterung und Temperaturen die Pflanzen im Oktober, November ins Haus holen
- die gesamte Pflanze sollte nach Schädlingen abgesucht werden, vor allen Dingen nach Blattläusen und Spinnmilben
- immer die kräftigsten Pflanzen für die Überwinterung auswählen
- scharfe Sorten sind fast immer empfindlicher gegenüber Kälte als andere
- alle Früchte abernten
- die Erde sollte vor dem Hereinholen gut abgetrocknet sein
- die Überwinterung ist auch in einem warmen Winterquartier möglich
- Chilipflanzen sollten einen sonnigen Platz bekommen
- helle Räume, mit nach Süden ausgerichteten Fenstern, sind optimal
- Temperaturen sollten 12 – max. 20 Grad betragen
- alternativ kann die Pflanze auch ohne Blätter in einem Raum bei ca. 10° überwintern
- bei kühler Überwinterung ist besonders darauf zu achten, nicht zu viel zu gießen
- eine kühlere Überwinterung hat den Vorteil, dass es kaum Schädlingsbefall gibt
- Zugluft und trockene Luft sind zu vermeiden
- es sollte regelmäßig gelüftet werden
- für eine reiche Ernte und eine kräftige Pflanze ist es notwendig, sie regelmäßig zurückzuschneiden, das geschieht am besten vor oder nach dem Überwintern
Alternative: Stecklinge ziehen
Eine andere, nicht so verbreitete, Methode ist das Stecklinge ziehen.
Man schneidet die Spitzen der Chilitriebe ab, kürzt sie kurz unterhalb eines „Auges“ und stellt diese Triebe in ein dunkles Gefäß mit Wasser. Bei dieser Methode hat sich eine Temperatur von 15° bis 25° bewährt. Gut wäre auch, die Stecklinge mit einer durchsichtigen Folie abzudecken, um die Luftfeuchtigkeit möglichst hochzuhalten.
Nach einigen Wochen, bzw. teilweise auch Monaten, bilden sich an den „Augen“ kleine Wurzeln. Diese Methode ist nur etwas für sehr geduldige Menschen. Da auch nicht alle Triebe Wurzeln bilden, sollte man schon mal vorab die doppelte bis dreifache Menge an Stecklingen ins Wasser stellen.
Man sieht, „viele Wege führen nach Rom“. Jeder sollte für sich seine geeignete Art herausfinden, seine rare Lieblingschilisorte zu überwintern.
Folgende Produkte im Pepperworld Hot Shop könnten spannend für dich sein
- Bist du auf der Suche nach Samen in Profilqualität?
- Brauchst du noch Anbau-Zubehör für die neue Saison?!
- Direkt mit der Pflanze starten? Hier geht es zum Chili-Pflanzen-Winter Neuaussaat Shop
Weitere Crash-Kurse:
- Chili anbauen: Ganz zu Beginn (Crash-Kurs Teil 1)
- Chilis anbauen – Aussaat bis Auspflanzen (Crash-Kurs Teil 2)
- Chili Pflanzen Pflege (Crash-Kurs für Chili-Gärtner Teil 3)
- Chilis ernten, endlich! Es hat sich gelohnt, es ist Erntezeit! (Crash-Kurs Teil 4)
- Chili-Schädlinge und ihre Bekämpfung (Crash-Kurs Teil 5)
26 Comments
Markus Albus
Hallo Pepperwold,
habe einige Pflanzen bei Euch gekauft.
Woran erkennt man das die Jalapenos reif sind und geerntet werden können?
MFG
Markus Albus
Alexander
Wenn das grün etwas abdunkelt dann beginnt das Umreifen der Jalapenos. Wenn die ersten Früchte diese Anzeichen haben dann alle grünen ausgewachsene Ernten. Das natürlich wenn du grüne Jalapenos möchtest, wenn nicht einfach warten bis die Rot werden ( bei einigen Sorten Gelb oder Orange!)
Wagner Peter
Ihr habt super Pflanzen, habe sehr viel Freude damit ! Ein kleiner Verbesserungsvorschlag, für Anfänger wie mich wäre es super wenn man die Schilder (Beschreibung der Pflanze) besser ausgeführt zb. Erntezeit (Farbe) , Vielleicht ein Bild dazu,.
Alexander
Die Überlegung war schon da aber ist halt auch eine Kostenfrage bei den vielen Sorten die wir anbieten kommen wir bei den einzelnen nicht auf anständige Stückzahlen damit sich das lohnt.
Peter
Ohne Euch ins Geschäft reden zu wollen, bei den vielen Sorten würde ich einen Labeldrucker nehmen und Aufkleber im Kommissionsüberprozess drucken. Nichtverottendes Material ist Standard und mit Thermotransfer bleicht nichts aus. Mir würden nur die Aufkleber im Paket reichen.
Alexander
Was meinst du damit? Kann dir nicht ganz folgen
Dominik
Ich dachte ich könne die Habanero-Pflanze einfach Indoor (direkt am Fenster wo am meisten Tageslicht einfällt) in der Wohnung bei Raumtemperatur überwintern. Ist dann das schon wirklich schädlich für die Pflanze?
Heinz-Ruediger.Kowaltkowski@web.de
ich überwintere meine Habbi Orange und 7Pot zum dritten mal am Küchenfenster Ostseite mit ausladendem Nußbaum davor, noch hängen sie voller abreifender Früchtchen, danach wird immer zurückhaltender gegossen, und ab Ende Feb. erfreue ich mich reicher Blütenpracht und dank Pinselbestäubung kann ich kurz vor den »Eisheiligen« die ersten kleinen Giftpakete genießen…
…keine Sorge, es klappt…
Florian
Guter Artikel, vielen Dank dafür.
Man erkennt übrigens Pflanzen die nur einjährig sind häufig am Zusatz „Annuum“ hinter dem Namen. Könnte man dem Artikel noch hinzufügen.
Außerdem gibt es noch einen weiteren Vorteil des Überwinterns, vor allem von Sorten die lange bis zur reifen Frucht brauchen:
Die Pflanze ist schon viel früher ausgewachsen und reif für die Blüte. So kann im Frühjahr schon bestäubt werden und die Chilis werden selbst in Deutschland reif. Chilis die schneller reifen haben häufig einen höheren Ertrag, weil selbst die Nachzüglerblüten sich noch zur gereiften Frucht entwickeln können.
Manuela
Hallo ich habe im Frühjahr eine Chilipflanze gekauft mit schwarzen Chilis dran.
Leider weiss ich die Sorte nicht. Jetzt habe ich bei der gleichen Pflanze auch rote dran, kann es sein dass sie die Farbe wechselt von schwarz auf rot?
Lieben Dank
Manuela
Birte
Hallo Manuela,
es gibt tatsächlich Pflanzen, bei denen die Farbe von schwarz auf rot wechselt. Zum Beispiel fällt mir da spontan die Black Prince Chili ein. Das Laub ist fast schwarz, die Blüten sind lila und es gibt schwarze Früchte, die später nach rot abreifen.
Viele Grüße!
Anja
Ich habe es so verstanden das man die Bestellung auch per Vorkasse bezahlen kann. Aber als ich beim bestellvorgang Kasse Zahlung war kann man nur Pay PAL oder Kreditkarte bezahlen. Schade ich hab beides nicht. Ich würde gerne einige Pflanzen kaufen.
Birte
Hallo Anja, du kannst die Pflanzen auch per SEPA bezahlen. Alternativ können wir dir individuell einen Kauf auf Rechnung anbieten. Bitte schreib dazu einfach eine E-Mail an info@pepperworldhotshop.de
Wir versorgen dich gern mit tollen Chili-Pflanzen!
Klaus
Servus? Das Neemöl interessiert mich. Kam aber auf den Gedanken, das sich Öl mit Wasser eher weniger vermischt. Ein Emulgator wird ja nicht dazu gegeben. Da wird es doch schwierig das Öl mit einer Sprühflasche auf die Pflanze zu bekommen.
Günter Schaub
Das Neemöl ist extra so aufbereitet, das es sich sofort in Wasser löst. Es entsteht eine milchfarbene Flüssigkeit, die gut mit der Sprühflasche zu verteilen ist.
Flo
Kann ich meine Chilis auch den ganzen Winter unter Kunstlicht weiterkultivieren und im Frühling wieder rausstellen? Entsprechende Ausrüstung ist vorhanden.
Günter Schaub
Hallo Flo,
das sollte gehen, wenn Du auch entsprechend Platz hast.
Allerdings ist im Winter drinnen mit mehr Schädlingen wie z.B Blattläusen zu rechnen
und Du solltest auch daran denken, die Blüten manuell zu bestäuben.
Im Frühjahr müssen sie allerdings dann erst wieder langsam an die Sonne gewöhnet werden. Ich wünsche Dir viel Erfolg.
Nanne
Hallo Zusammen 🙂
ich habe erfolgreich 5 von 6 Chilipflanzen durch den Winter gebracht. Ich habe mich an eure Überwinterungstipps gehalten und die Pflanzen extrem zurück geschnitten. Jetzt schlagen sie extrem aus, sind eigentlich schon größer als im vergangenen Jahr und die erste fängt schon an zu blühen.
Schade, dass ich hier kein Foto anhängen kann.
Liebe Grüße aus Bayern
Günter Schaub
Prima, das das so gut geklappt hat.
Danke für Deine Rückmeldung. 🙂
Scharfe Grüße nach Bayern
Katrin
Hallo in die Runde,
bis wann kann ich meine Lemon Chili, die noch reichlich Früchte trägt und im Topf in der Wohnung kalt überwintert, zurückschneiden? Oder sollte ich lieber bis zum nächsten Frühjahr warten?
Als Chili-Neuling bin ich dankbar für jeden Tipp.
Liebe Grüsse Katrin
Günter Schaub
Hi Katrin. Du kannst die Pflanze auch so versuchen zu überwintern, ohne Rückschnitt. Im Frühjahr, wenn es wärmer und heller wird und die Pflanze wieder austreiben will,
würde ich sie nicht mehr zurückschneiden. Das ist eher kontraproduktiv.
Katrin
Hallo Günter,
herzlichen Dank für die schnelle Rückmeldung. Ich erspare meiner Chili (und mir) den Rückschnitt und warte ab, ob ich im nächsten Jahr auch wieder mit einer reichen Ernte belohnt werde.
Liebe Grüsse Katrin
Günter Schaub
Sehr gerne. 🙂 Ich drück Dir die Daumen.
Katrin
Hallo Günter, dank Deiner Tipps habe ich meine Chilipflanze gut durch den Winter gebracht und sie treibt am kühlem Standort mit viel Tageslicht inzwischen schon kräftig aus. Allerdings kämpfe ich jetzt mit einer Invasion grüner Blattläuse, die sich an den neuen Trieben tummeln. Weder Abspritzen mit einem Strahl Wasser noch der Knoblauchsud haben nachhaltig geholfen, die kleinen Viecher zu bekämpfen. Gibt es weitere Tipps, wie ich den Schädlingen – ohne Einsatz von chemischen Giftspritzen oder natürlichen Fressfeinden – aktuell im Haus zu Leibe rücken kann?
Herzlichen Dank vorab und liebe Grüße Katrin
Günter Schaub
Hallo Katrin, es gibt auch noch den Klassiker, mit Kern- oder Schmierseife. Hierfür werden ca. 50g Kern- oder Schmierseife in warmen Wasser aufgelöst und ein paar Tropfen Spiritus hinzugegeben. Wenn das Ganze abgekühlt ist, besprüht man damit die Blattläuse. Im Gegensatz zum Knoblauch- bzw. Oreganosud muss man hier aufpassen, das die Seifenbrühe nicht in die Erde kommt. Als am besten die Erde mit einer Plastikfolie oder Ähnlichem abdecken. Ich wünsche dir viel Erfolg.
Günter Schaub
Das wird schwierig. Wenn du sie bei 23-25° stehen hast, brauchst du einmal Kunstlicht, weil es im Winter zu dunkel ist und genügend Platz. Die Pflanzen machen dann nämlich keine Winterpause, sondern wachsen normal weiter. Gibt es denn keinen Raum, der zwar hell, aber etwas kühler ist?