Crash-Kurs für Chili-Gärtner: Teil 4
Erntezeit – Endlich!
Wann geht’s los?
Jetzt könnt ihr eure Chilis ernten! Erntet ihr die gereiften Schoten rechtzeitig ab (womöglich noch grün), begünstigt dies die Bildung und das Nachwachsen weiterer Früchte. Andererseits ist es von Vorteil, das völlige Ausreifen der Früchte möglichst an der Pflanze geschehen zu lassen. Ansonsten schrumpeln die Schoten leicht, ehe sie rot werden. Außerdem gewinnen die roten reifen Früchte fleischiger Sorten (z. B. Jalapeno) zwar weniger an Schärfe, dafür aber enorm an Süße und wertvollem Carotin. So wird zwar die Ausbeute kleiner, die Qualität aber ungleich höher (baut gegebenenfalls einfach ein paar Pflanzen mehr an, falls es der Platz erlaubt).
Viele Chili-Sorten werden auch grün gegessen, zum Beispiel Jalapeno, Serrano, Anaheim und Gemüsepaprika. Ihr könnt euren Pflanzen also immer soviele frische Schoten entnehmen, wie ihre gerade braucht.
Um Verletzungen der Pflanze zu vermeiden, sollten die Früchte niemals abgebrochen, sondern stets mit einem scharfen Messer oder einer Gartenschere abgeschnitten werden.
Tipp: Macht euch zu jeder Sorte Notizen, wann die Ernte beginnt und wieviele Früchte ihr pro Pflanze bekommt. Dies hilft bei der Mengenplanung für’s nächste Jahr.
Siehe auch: Scharfe Chilis ernten: Timing ist alles
Saat sammeln für’s nächste Jahr
Natürlich können die Chili-Früchte auch dazu verwendet werden, Saat für das nächste Jahr zu gewinnen oder um sie als Tauschobjekt für andere Sorten zu verwenden (vorausgesetzt, es ist kein F1-Hybrid – siehe Teil 1). Hierzu wählt reife Früchte, schneidet sie auf und entfernt die Samen. Viele Früchte müssen hierzu nicht geopfert werden. Eine Habanero-Schote zum Beispiel enthält 100 bis 150 Samenkörner.
Die Samen reinigt ihr dann von Fruchtfleisch und Bindegewebe. Das Trocknen der Saat geschieht am besten im Schatten bei 15°C bis maximal 35°C. Bei höheren Temperaturen leidet die Keimfähigkeit. Keinesfalls die Mikrowelle benutzen! Bisweilen wird auch empfohlen, die kompletten zur Saatgewinnung bestimmten Schoten zu trocknen. Dickfleischige Sorten sollten dabei allerdings halbiert werden, damit das Innenleben nicht verdirbt.
Die gut getrocknete Saat kann man zum Beispiel in leere Filmdosen füllen. Am besten gleich beschriften! Die Samenkörner der meisten Capsicum-Sorten sehen identisch aus, unterscheiden sich allenfalls in der Größe. Die Aufbewahrung sollte trocken, kühl und dunkel erfolgen. Normalerweise bleiben die Samen ca. 2-3 Jahre gut keimfähig, danach nimmt die Keimrate jedes Jahr ein paar Prozent ab. Viele Chili-Fans schwören darauf, dass sich die Saat bei Aufbewahrung im Kühlschrank noch wesentlich länger hält. Steckt die Samentüten oder -dosen dazu in einen Tiefkühlbeutel und schweißt ihn luftdicht zu, damit die Saat nicht feucht werden kann. Hin und wieder hört man sogar die Empfehlung, die Chili-Samen einzufrieren, da sie letztlich ja auch in Gen-Datenbanken bei Minustemperaturen gelagert werden. Wir haben damit allerdings wenig Erfolg gehabt.
Im darauffolgenden Jahr informiert der zu Beginn dieses Kapitels beschriebene Keimtest darüber, wie keimfähig die aufgehobene (oder eingetauschte) Pepper-Saat ist.
Hinweis: Die Samen vieler scharfer Chili-Sorten, zum Beispiel Habanero, Scotch Bonnet, viele Mexican-Sorten sowie wilder Chilis scheinen eine Ruhepause von zwei Monaten einzulegen, sobald ihre Umgebungstemperatur unter 29°C fällt. Offenbar ist dies ein Schutzmechanismus, der vorzeitiges Keimen im Herbst verhindern soll. Sofern die Saat im Kühlschrank gelagert wird, sollte sie rechtzeitig herausgenommen, bei Zimmertemperatur aufbewahrt und wie weiter vorne beschrieben in warmes Wasser gelegt werden.
Weiter geht’s:
- Chili anbauen: Ganz zu Beginn (Crash-Kurs Teil 1)
- Chilis anbauen – Aussaat bis Auspflanzen (Crash-Kurs Teil 2)
- Chili Pflanzen Pflege (Crash-Kurs für Chili-Gärtner Teil 3)
- Chili-Schädlinge und ihre Bekämpfung (Crash-Kurs Teil 5)
- Chili überwintern – lohnt das? (Crash-Kurs Teil 6)