Mini bis Maxi
Die kleinste Chili der Welt – und der größte: Oben seht ihr einen Firecracker Pequin, kleiner als ein Streichholzkopf. Die winzigen Pequins entsprechen noch weitgehend der wilden Urform der Chilis. Und sie hat trotzdem reichlich Feuer. Darunter seht ihr die New Mexican-Spezialzüchtung “Big Jim” aus Hatch, New Mexico. Die Schoten dieser nur leicht scharfen Sorte werden über 30 cm lang! Alle Anfänge liegen aber bei einem anderen Pepper: Tepin.
Tepin – Der Ur-Pepper und seine Nachfolger
Die von Menschen vor rund 9000 Jahren gesammelte wildwachsende Urform der Chili Peppers ist Tepin, auch unter dem Namen Chiltepin bekannt. Sie ist in Südmamerika noch heute anzutreffen und ihren Urahnen sehr ähnlich. Von den Wildpflanzen werden die Beeren nach wie vor mühsam gesammelt, weshalb sie mit zu den teuersten Chili Peppers am Markt zählen. Die winzigen runden Früchte haben vom Aussehen mit den diversen heutigen Zuchtformen wenig gemein. Optisch ähneln sie eher den bei uns wachsenden Vogelbeeren. Und in der Tat sind sie in ihrer Heimat seit jeher bei den Vögeln ähnlich beliebt, sodass sie in Amerika auch “Bird Pepper” genannt werden. Und den Vögeln ist es zu verdanken, dass sich die Ur-Peppers über große Teile Südamerikas ausdehnten, denn zum einen wurden sie in neue Gegenden getragen, zum anderen bekamen sie mit dem Vogelkot gleich eine Portion Dünger mit.
Die Art des Wuchses der Beeren, aufrecht, leuchtend, und nicht unter Blattwerk versteckt, signalisiert den Vögeln noch heute: “friss mich!”. Züchtungen versuchen hingegen, die Schoten vor dem Blick der Vögel und zuviel Sonne unter Blattwerk zu verbergen.
Obwohl zur Hauptgruppe Capsicum annuum gehörig, zeigen die beerenartigen Tepin-Schoten nach oben, für die Vögel gut sichtbar. Die ersten “Züchtungen” durch den Menschen bestanden wahrscheinlich darin, dass zum Anbau die größten Beeren gepflückt und auf diese Weise die Merkmale “größer” und “schwerer” selektiert wurden. Mit zunehmendem Gewicht der Früchte wuchsen diese dann schließlich nach unten hängend, was einen wichtigen Nebeneffekt mit sich brachte: Die zwischen den Blättern versteckten hängenden Schoten waren jetzt besser vor Vogelfraß geschützt. Der Rest ist Legende.
Siehe auch: Ausführliche Chiltepin-Informationen
Heute können Experten, allen voran das Chile Pepper Institute der New Mexico State University (NMSU), nahezu alles züchten, was der Markt benötigt: Riesige Gewürzpaprika, die violett abreifen. Jalapenos mit ihrem typischen Aroma, aber ohne Schärfe. Schoten, die kaum Saat und Trennwände enthalten und sich von der der Konservenindustrie gut verarbeiten lassen. Sorten, die länger frisch bleiben. Leicht pikante lange große Schoten, die besonders zum Füllen geeignet sind. Scharfe Früchte, die sich maschinell ernten lassen. Extrem scharfe Habaneros mit nahezu 600.000 Scoville-Einheiten. Sorten, die gegen Krankheiten wie den Tabakmosaik-Virus resistent sind.
Und wenn bis dahin nicht der letzte Hektar Regenwald abgeholzt ist, wird man dort auch jene wildwachsenden Pepper-Varianten wiederfinden und erforschen können, die selbst bei großer Luftfeuchtigkeit und Wärme nicht zu Krankheiten neigen. Ihre Gene könnten der Landwirtschaft völlig neue Anbaugebiete und -Techniken erschließen.
Die meisten Chili-Sorten werden übrigens nach wie vor nicht im Gen-Labor gezüchtet, sondern wie seit jeher per Kreuzung. Je nach gewünschten Merkmalen kann dies bis zu 10 Jahre dauern.
Siehe auch: Ein wenig Chili-Botanik und Die wichtigsten Chili-Sorten.