Fete du Piment – Das Pepper-Festival
In Teil 1 haben wir etwas über die Geschichte des Piment Chili erfahren, außerdem über Anbau, Verarbeitung und AOC. Weiter gehts mit dem Fest, das in Espelette alljährlich zur Chili-Ernte ausgerichtet wird.
Hatch in New Mexico zelebriert die Chili-Ernte mit dem Hatch Chile Festival, Diamante in Kalabrien mit dem Festival del Peperoncino. Auch in Espelette wird aus diesem Anlass alljährlich kräftig gefeiert, und zwar jeweils am letzten Oktober-Wochenende. Organisiert wird das Fete du Piment vom Syndicat du Piment d’Espelette, und das bereits seit 1967. Nahezu alle Straßen und Gassen in Espelette sind dann von Ständen gesäumt, an denen die Bauern der Region ihre Erzeugnisse präsentieren und verkaufen. Außerdem gibt es natürlich Spiele, Musik und jede Menge lokaler Leckereien zu probieren.
Im Mittelpunkt steht dabei natürlich Piment d’Espelette. Hat Espelette normalerweise so um die 2000 Einwohner; so steigt die Zahl durch die Besucher zum Festival auf das Zehnfache.
Spätestens am Ortseingangsschild zu Espelette merkt man, dass man sich hier im Baskenland befindet; hierzu gehören Teile von Frankreich und von Spanien. Die Basken haben ihre eigene Sprache, und so sind die meisten Orts- und Straßenschilder zweisprachig gehalten.
Am Sonntagmorgen findet ein spezieller Gottesdienst statt, bei dem die Ernte des Jahres gesegnet wird. Im Schloß des Ortes „wird die Persönlichkeit des Jahres“ gekürt, und nachdem sie etwas Chili probiert hat, muß sie geloben, den berühmten Piment d’Espelette für alle Zeiten zu verteidigen.
Die größte Attraktion sind aber zweifellos die zahllosen Verkaufstände, und fast überall gibt es etwas zu probieren. Und wir erlebten die baskischen Bauern als sehr nette, herzliche Menschen, und mit ein paar Brocken Französisch erntet man viel Freundlichkeit.
Auch dem starken Wind aus den Bergen, der das ganze Wochenende über versuchte, Stände umzuwerfen und Flaschen von den Tischen zu putzen, standen alle völlig gelassen gegenüber. Hektik oder Panik sind hier unbekannt.
„Ezpeletako Biperra“ – so heißt der Espelette-Chili auf baskisch, aber das haben Sie sich sicher längst gedacht. Gerade rechtzeitig zum Fest haben die Produzenten jede Menge frische Stränge mit den roten Schoten fertig gestellt; sie prägten an diesem Wochenende das Bild in den Straßen von Espelette.
Von einem Haus leuchtete sogar ein übergroßes Espelette-Wappen, das aus frischen grünen und roten Schoten bestand.
Auch drinnen im zugehörigen Geschäft wurde an Schoten nicht gespart:
Zu den an den zahlreichen Ständen angebotenen Leckereien gehörten auch diverse mit Piment d’Espelette verfeinerte Käse, und überall gabs davon großzügig zu Probieren.
Auch diverse luftgetrocknete Wurstspezialitäten waren in einer mit Piment d’Espelette „aufgepepperten“ Version zu haben. An der Tatsache, dass hier auch Chorizo angeboten wurde, sieht man die Nähe zu Spanien.
So gabs auch diverse andere eher spanische Spezialitäten, zum Beispiel Churros, ein frisch in Fett ausgebackenes Gebäck.
Gemahlenes Piment d’Espelette „pur“ stand ebenfalls bei fast jedem Produzenten zur Verkostung bereit. Die Darbietung im Weinglas ist hier übrigens üblich; auf diese Weise läßt sich auch der Duft am besten erschnuppern. Genauso prüft auch das Komitee jede Charge Pulver vor der AOC-Freigabe.
Auch wenn alle Stände praktisch dieselbe Chili-Sorte anboten, zeigte sich doch, auf welch vielfältige Weise sich diese darbieten lässt. Hier dazu zwei nette Beispiele…
Wie vielerorts in Frankreich ist auch hier der Cidre sehr beliebt, ein vergorener Apfelwein. Die baskische Version hat es ganz schön in sich, und nach ein paar Gläsern beschloss ich, etwas kürzer zu treten. Absurderweise spielte dazu eine Kapelle „griechischer Wein“. Das ist Europa pur! (laut Pepperworld-Besucher Walter W. gibts eine einfache Erklärung. „Pena baiona“ ist das Lied der Rugby-Mannschaft aus Bayonne. Hierzu wird die Melodie von „griechischer Wein“ benutzt. Danke, Walter!)
Auch fürs leibliche Wohl war an diversen Ständen gesorgt. Eine original baskische Spezialität ist das Axoa („atscha“ gesprochen), das aus Rind- oder Lamm-Hackfleisch, Zwiebeln und Paprika (vorzugsweise frische Espelette-Schoten) besteht, gewürzt mit gemahlenen Piment d’Espelette. Auch die Bratwürste waren pikant gewürzt und wurden mit geschmorten Zwiebeln im knusprigen Bagette gereicht. Die französchische Hot-Dog-Version sozusagen. Genau wie das Axoa sehr lecker.
Etwa zeitgleich mit den Chilis erreichte auch Mais im 16. Jahrhundert das Baskenland, und es war interessant zu sehen, dass auch hier, genau wie in Mexiko, dem Südwesten der USA und vielen anderen Regionen der Welt aus dem Maismehl dünne Fladen geformt und auf heißen Platten gebacken werden. In Mexiko heißen sie Tortilla, hier nennt man sie Talo. Die handgemachten heißen Fladen gabs wahlweise mit Schweinebauch, Käse, Wurst oder süß mit Schokolade gefüllt. Wir entschieden uns für die Version mit Wurst vom Grill. Hmmm….
Fete du Piment war auch eine willkommene Gelegenheit für die Restaurants in Espelette, Besuchern die typisch baskischen Gerichte näher zu bringen. Die Speisekarten waren schon optisch ganz nach unserem Geschmack 🙂
Weiter geht’s mit Teil 3 – dort stellen wir dann noch Produkte und Shops vor, die wir in Espelette entdeckt haben. Außerdem gibts Festival-Tipps, falls Sie selbst mal dabeisein wollen, und für alle, die lieber zuhause genießen, eine kurze Info über Piment d’Espelette im Pepperworld Hot Shop. Zum Schluss dann noch ein paar baskische Original-Rezepte mit dem berühmten Chili.