Interessantes aus der Welt der Chilis
Kühe als Chiliheads?
Dezember 2002 – Der Bundesstaat New Mexico ist in den USA die unumstrittene Nummer 1 in der Chili-Produktion. An der New Mexico State University in Las Cruces, New Mexico erforschen Wissenschaftler zurzeit, wie sich die rund 15 000 Tonnen Chili-Abfallprodukte verwerten lassen, die bei Anbauern und Verarbeitungsbetrieben jedes Jahr anfallen. Untersucht wird, wieweit sich der aus Schoten, Aussenhaut der Schoten, Stielen und Blättern bestehende „Chili-Müll“ als Rinderfutter einsetzen läßt, besonders für Milchkühe.
Die Uni-Forscher unter der Leitung von Dr. Clint Loest fanden heraus, dass man aus Alfa-Alfa (=Luzerne) bestehendem Futter 20 Prozent Chili-Nebenprodukte (hauptsächlich Schoten und Haut) beimischen kann, ohne dass dies irgendwelche negativen Auswirkungen auf die Milchbeschaffenheit hätte. Ganz nebenbei soll sich dies förderlich auf die produzierte Milchmenge auswirken. Interessanterweise scheinen die Kühe die Chili-Bestandteile nicht nur zu tolerieren, sondern sogar zu verlangen. Milchvieh-Rancher berichten, dass die Kühe aus allen Teilen des Stalles herbeieilen, sobald das verschärfte Futter in die Fresströge gefüllt wird.
Glückliche Kühe:
Das Futter macht’s!
Eigentlich steht diese Chili-Liebe im Widerspruch zur allgemeinen Erkenntnis, dass die Pflanzen die Schärfesubstanz Capsaicin bilden, um Säugetiere von den Früchten fernzuhalten (nur Vögel, die mangels Magensäure zur Verbreitung der Samen förderlich sind, haben kein Schärfe-Empfinden für Capsaicin).
Bisher wurden die Chili-Abfallprodukte auf Deponien abgekippt. Lassen sie sich jedoch als Viehfutter verwerten, könnte dies für die nicht gerade durch Reichtum gesegneten Chili-Farmer New Mexicos eine zusätzliche Einnahmequelle bedeuten, besonders in guten Erntejahren wie 2002, wo überschüssige Chilipflanzen sogar untergepflügt wurden. „Die Vermeidung unnötiger Chili-Abfälle“, so Dr. Löest, „hilft nicht nur der Umwelt, sondern auch der regionalen Wirtschaft“.
Und den Kreis der Chiliheads darf man in Zukunft wohl nicht mehr auf uns Zweibeiner beschränken. Muh!
Älteste bekannte TABASCO®-Flasche gefunden
September 2002 – Wer alt genug ist, früher die Western-Serie „Bonanza“ gesehen zu haben, kennt auch Virginia City. Diese Stadt der Blütezeit des Gold- und Silber-Bergbaus im US-Bundesstaat Nevada gibt es wirklich, und wir waren selbst schon zweimal dort. Bei archäologischen Grabungen am ehemaligen Standort des „Boston Saloon“ stießen Forscher vor kurzem auf einen interessanten Fund – eine 130 Jahre alte Tabasco®-Flasche!
Insgesamt wurden an der Fundstelle 30000 Fundstücke sichergestellt, größtenteils Scherben, rostiges Metall und angekohlte Knochenreste. Darunter auch jene 21 Glasstücke, aus denen in mühevoller Kleinarbeit die auf dem nebenstehenden Bild gezeigte Flasche restauriert wurde. Bei dem Fund handelt es sich um eine Hot-Sauce-Flasche vom Typ „1a“, eine der allerersten Tabasco®-Flaschen, vermutlich aus dem Jahre 1870. Firmengründer Edmund McIlhenny begann 1868 mit der Produktion der bekannten Hot Sauce, die zunächst in Kölnisch-Wasser-Flaschen abgefüllt wurde. Schon bald wurden diese jedoch durch eigene Flaschen ersetzt, deren Design sich im Laufe der Zeit immer mal änderte.
Der Boston Saloon, in dem die Flasche auf den Tisch kam, war von 1864 bis 1875 in Betrieb und wurde hauptsächlich von schwarzen Amerikanern besucht. Hier wurde nicht nur getrunken, sondern auch Essen serviert. Und offensichtlich hat man schon damals seine Mahlzeit gerne ein wenig „aufgepeppert“!
Erstes Chilihead-Wochenende am Bodensee
Juli/Oktober 2002 – Nachdem es im Frühjahr dieses Jahres mit Hot Times in Hamburg den ersten Event speziell für Chili-Fans in Norddeutschland gab, folgt schon im Herbst der nächste Knüller: Das erste Chilihead-Wochenende in Kressbronn am Bodensee! Schon seit geraumer Zeit bietet Küchenchef Hermann Haberberger in seinem Restaurant im Fischerdorf (RiF) neben traditionellen regionalen „Schmankerln“ auch Heftiges für Scharfschmecker an, räuchert sogar Chilis selbst. Wahrscheinlich sind wir Pepperweltler daran nicht ganz unschuldig. Nun setzt Hermann noch eins drauf: Vom 11. bis 13. Oktober 2002 veranstaltet er das erste Chilihead-Wochende. Los geht’s am Freitagabend mit einer Schlemmer- und Kino-Soiree. Zu einem 5-Gänge-Menü gibt’s unterhaltsame Filme, die Chilis zum Thema haben. Der Samstag startet mit einem „echt scharfen“ Frühstücksbüffet, tagsüber haben Chili-Fans dann Zeit zum Fachsimpeln mit Gleichgesinnten und um den Bodensee zu genießen. Samstagabend steht dann ein gemütlicher (und natürlich pikanter) Grillabend auf dem Programm. Am Sonntagmorgen gibt’s dann noch einmal ein großes Frühstücksbüffet mit diversen scharfen Sachen.
Pepper-Papst zu Besuch in Deutschland
Juli 2002 – Diesen Sommer hatten wir unseren guten Freund Dave DeWitt zu Besuch; in Chilihead-Kreisen ist der Autor von mehr als 30 Büchern und diversen Filmen zum Thema Chilis und hot&spicy als „Pope of Peppers“ bekannt.
Besonderes Interesse galt natürlich dem Pepperworld-
Gewächshaus, in dem die empfindlicheren der in diesem Jahr rund 60 verschiedenen Chili-Sorten aufgezogen werden.
Da „Pepper-Papst“ Dave in Albuquerque (New Mexico) zu Hause ist, war ein Besuch im Kieler Restaurant „Santa Fe“ natürlich Pflicht – immerhin findet man nicht oft ein authentisches New MexicanRestaurant außerhalb des Wüstenstaates.
Ansonsten gab’s viel Gelegenheit zum Chili-Fachsimpeln. Auch wenn’s noch Zukunftsmusik ist – angedacht wurde auch schon eine „Fiery Foods Show“ in Europa. Dave veranstaltet seit 15 (!) Jahren in den USA die National Fiery Foods & Barbecue Show – die Fachmesse für alles rund ums Thema Chilis und Barbecue.
Krematorium-Mitarbeiter aßen Bein mit Chili
Mai 2002 – Unter der Headline „Drunk crematorium staff ate leg with chilli“ berichtete am 6. Mai die englischsprachige WorldOnline Tiscali Website über einen ungewöhnlichen (und nicht sehr appetitlichen) Einsatz von Chilis in einem Dorf in Cambodia.
Laut einem Bericht in der Zeitung Cambodia Daily müssen sich dort zwei 34-jährige Krematorium-Angestellte wegen Kannibalismus vor Gericht verantworten, nachdem sie sich zuerst betranken und dann angeblich Körperteile eines 25-jährigen Drogentoten verspeisten, den sie eigentlich einäschern sollten. Die Behörden wurden über das mutmaßliche Verbrechen informiert, nachdem Bewohner des Dorfes Banteay Meanchey die Männer dabei beobachtet hatten, wie sie einen rechten Arm und eine Hand mit Chili-Salz gewürzt verspeisten. Als die Beamten auftauchten, fanden sie noch Reste vom Bein des Verstorbenen, so ein Sprecher der Polizei. Beide Männer gestanden den Kannibalismus.
Wir wussten ja schon immer, dass mit Chilis (fast) alles besser schmeckt…
Hot Times in Hamburg: Erster Hamburger Chili-Tag erfolgreich
April 2002 – Am 27. April hatte in der Hansestadt „Hot Times in Hamburg“ Premiere. Ein ganzer Tag vollgepackt mit Kochen, Geniessen, Informationen und Unterhaltung speziell für Chili-Fans und Anhänger der scharfen Küche.
Herzstück dieser einzigartigen Veranstaltung war ein „scharfes“ Kochseminar mit Sterne-Koch Erich Häusler, in dessen Kreativ-Küche Hamburg mit einer rund 100 Quadratmeter großen Schulungsküche modernster Ausstattung laufend Seminare für Profis und kulinarisch interessierte Hobbyköche und -köchinnen stattfinden. Gesponsort wurde die Veranstaltung von der Suncoast Peppers GmbH.
Heiße Häppchen am Büffet:
Hot Times in Hamburg
Diesmal kochten Chili-Fans unter Chef Häuslers fachlicher Anleitung ein komplettes und „echt scharfes“ Büfett – von der feurigen Vorspeise über hitzige Hauptgerichte bis zu pikanten Desserts und heißen Häppchen als Snacks. Sogar pikante Drinks standen auf dem Plan. Schwerpunkt der ersten Veranstaltung war die vielseitige und interessante Küche des amerikanischen Südwestens (New Mexico, Texas, Arizona).
Zum Rahmenprogramm gehörte ein Besuch in Spicy’s Gewürzmuseum sowie ein Fackelzug durch die nächtliche hanseatische Speicherstadt.
Für die Zukunft haben die Pepperweltler angedacht, Ähnliches in Süddeutschland zu organisieren.
Neuzüchtung: Habanero-Chilis für Warmduscher?
März 2002 – Wenn es um spezielle Chili-Sorten geht, kommt der New Mexico State University eine besondere Bedeutung zu – viele der landwirtschaftlich genutzten Sorten wurden hier entwickelt. In diesem Frühjahr stellte Dr. Eric Votava, Forscher beim NMSU Chile Breeding Project mal wieder eine Reihe interessanter Neuzüchtungen vor.
Uns fielen besonders ‘NuMex Suave Red’ und ‘NuMex Suave Orange“ auf – großschotige, extrem milde Sorten der Art Capsicum chinense, der auch Habaneros angehören. Und die zählen bekanntlich zum Schärfsten, was es gibt.
Die neuen Chinense-Sorten sind besonders deshalb interessant, weil sie jetzt die sorteneigenen Gene für „Nicht-Schärfe“ enthalten. Bisher wurden Chilis vom Habanero-Typ milder gemacht, indem man die entsprechenden Gene von Gemüsepaprika einfügte. Nun gibt es jedoch auch bei C. chinense einige Vertreter, die völlig mild sind, und deren Gene kamen bei den neuen „NuMex Suave“ zum Einsatz, um Chilis ohne Feuer, aber mit dem sortentypischen Habanero-Aroma zu züchten.
NuMex Suave Red und NuMex Suave Orange:
Das Pendant zu alkoholfreiem Whisky?
Für ‘NuMex Suave Red’ wurden 500 Scoville-Einheiten gemessen, für ‘NuMex Suave Orange’ waren es 835 Einheiten. Auf der Brenn-o-meter Skala entspricht dies dem Schärfegrad 1 bis 2, genau wie milde „New Mexican“-Sorten (zum Vergleich: „normale“ Habaneros liegen mit Schärfegrad 10 an der Spitze).
Die neuen Sorten muten ein wenig an wie alkoholfreier Whisky, aber die NMSU-Spezialisten erklärten uns auf der Fiery Foods Show, dass ein Bedarf besteht, das komplex-fruchtige Habanero mit weniger Schärfe zu genießen. Wir haben die Neuzüchtung dieses Jahr im Testanbau und werden im Herbst weiter darüber berichten.
Anmerkung: Aufgrund der aktuellen Gentechnik-Diskussion haben wir nachgefragt: Die Chili-Züchter der NMSU arbeiten nach wie vor ausschließlich mit klassischer Kreuzung und Selektion, d. h. Genmanipulation durch technische Eingriffe in die DNA werden dort nicht vorgenommen. Wie man sieht, geht’s auch so!
Neues von der International Chile Conference
Februar 2002 – Am 5. Februar fand in Las Cruces (New Mexico) die 17th International Chile Conference statt. Jedes Jahr treffen sich hier Chili-Farmer, Saatfirmen, Ausrüstungs-Hersteller und Agrar- Wissenschaftler. Interessante Randnotizen der diesjährigen Konferenz:
Chinense und Frutescens als unterschiedliche Arten bestätigt
Unter Verwendung morphologischer, molekularer und biologischer Analysetechniken gelang den Chili-Forschern J. Baral und Paul W. Bosland der Nachweis, dass es sich bei C. frutescens und C. chinense tatsächlich um völlig separate Species handelt. Die beiden morphologischen Merkmale, die die zwei Arten unterscheiden, sind die Konstruktion des Kelches (Calyx) und die Stellung der Blüten. Bei Anwendung dieser Kriterien stellte sich heraus, dass lediglich 5% von C. frutescens und 6% von C. chinense falsch klassifiziert waren. C. chinense hat hängende Blüten und einen sich verengenden Kelch, während C. frutescens aufrecht wachsende Blüten und keine Kelch-Verengung aufweist.
Tabasco-Chili-Ballaststoffe als Lebensmittelzusatz
In einer von Mitarbeitern der New Mexico State University durchgeführten Studie wurden Tortillas und Käse mit Ballaststoffen von Tabasco-Chilischoten (Saatkörner und Außenhaut) angereichert, um den Anteil an ernährungsrelevanten Ballaststoffen (TDF; total dietary fiber) zu erhöhen. Bei der in einem Lebensmittellabor durchgeführten sensorischen Auswertung erhielt eine nicht vorbelastete Verbrauchergruppe von 50 Teilnehmern Speisen zu probieren, die 0,5 bzw. 1% Chili-Ballaststoffe enthielten. Die Studie kam zu dem Ergebnis, dass sich Ballastoffe aus Tabasco-Chilis in kleinen Mengen erfolgreich dazu einsetzen ließen, den TDF-Wert zu erhöhen.
Pepperworld meint dazu: Warum dann nicht gleich einfach ein paar Chilis zu den Tortillas und zum Käse essen! Aber hier geht’s natürlich auch um industrielle Resteverwertung, wie wir sie auch hierzulande kennen (zum Beispiel Molke-Getränke; Molke ist ein Abfallprodukt der Käseherstellung).
Spicy’s Gewürzmuseum in Hamburg:
Scharfe Aphrodisia-Sonderschau Januar-April 2002
Januar 2002 – Seit jeher ist der Hamburger Hafen der wohl bedeutendste Gewürz-Umschlagsplatz der Welt. Logisch, daß hier das in seiner Art wohl einzigartige Gewürzmuseum hier zuhause ist. Vom 12.01.02 bis 14.04.02 findet dort die Aphrodisia 2002 statt. Die Sonderschau vermittelt die aphrodisischen Wirksamkeiten, die in zahlreichen Kräutern und Gewürzen zu finden sind – übrigens auch in Chilis.
Außerdem findet bei Spicy’s zu diesem Thema ein sinnlich-scharfes Wochenende statt, und zwar am 23.03-24.03.02 (12.00h bis 20.00h).
21.1.2002 – Der NDR berichtet in der beliebten Vorabendsendung DAS! live über die Aphrodisia 2002. An den sinnlich- scharfen Wochenenden präsentiert Sternekoch Erich Häusler(Kreativ-Küche Hamburg) ein pikantes Texas-Chili, von Suncoast Peppers gibt’s peppige Salsas und Hot Sauce zum Probieren und Kaufen. Zu den weiteren Attraktionen gehören der Hamburger Zaubertrank, Konditorei Andersen (Chili-Pralinen!), Das indische Spitzenrestaurant Shalimar, Ayurveda-Spezialitäten, Hexereien mit der Museumshexe Sonja und vieles mehr.
Wie schon im Januar haben Sie auch an diesem Wochenende Gelegenheit, Ihre Pepperweltler kennenzulernen – zusammen mit Star-Koch Erich Häusler, der schon für die Rolling Stones und Udo Lindenberg kochte, werden wir ein paar scharfe Ideen für Ihre Küche servieren – natürlich mit Kostproben und Rezepten. Am besten gleich im Kalender vormerken – wir freuen uns auf Sie!
Weitere Infos:
Spicy’s Gewürzmuseum: www.spicys.de
Pepperworld zeigt Chili-Vielfalt in Spicy’s Gewürzmuseum
Was würde in eine scharfe Aphrodisia-Schau besser passen als Chilis?
Das sagten sich auch die Inhaber von Spicy’s Gewürzmuseum und boten den Pepperweltlern an, zu diesem heißen Thema Exponate beizusteuern. Es stellte sich heraus, dass allein zum Thema „Chilis & Erotik“ eine ganze Menge Material vorhanden war – vom Chili-Vibrator bis zu Hot Sauces mit recht bildhaften Etiketten.
Weitere scharfe Pepperworld-Schaukästen illustrieren die Geschichte der Chilis und ihren Siegeszug rund um die Welt.
Auch diverse Chili-Kuriositäten sind zu sehen.
Die Pepperworld-Exponate können Sie noch bis zum 14. April bestaunen; dann müssen sie einer neuen umfangreichen Sonderschau weichen: Vom 27. April bis zum 04. August 2002 zeigt Spicy’s unter dem Thema Pfeffersäcke die Geschichte des Hamburger Gewürzhandels mit einmaligen Exponaten aus dem 19. Jahrhundert.
Guinness-Buch 2002: Rekord im Chili-Wettessen
Den Rekord, „die größte Menge Chili Peppers in drei Minuten“ zu verdrücken hält Armando Martillana. Am 28. Mai 2000 aß er auf den Philippinen in drei Minuten die Rekordmenge von 550 Chili-Schoten. Dies brachte ihm 50,000 Peso (ca. 1200 Euro) ein. Auf den Tisch kamen ausschließlich Chilis der Hauptgruppe Capsicum frutescens, der scharfe Schoten wie Tabasco und Thai angehören. (Guinness Buch der Weltrekorde, Ausgabe 2002, Seite 117).
Bereits in der 1996er Ausgabe des Guinness-Rekordbuchs machten Chilis Schlagzeilen: Frank Garcia kreierte in Kalifornien mit seiner Habanero-Sorte Red Savina das schärfste Gewürz der Welt. Unseres Wissens ist dieser Titel bis heute offiziell unangefochten.