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Diamante ist bekannt für seinen Peperoncino Chili. Gelegen in Kalabrien – das ist die Stiefelspitze Italiens. Die warmen Meeresströmungen, welche die Südspitze Italiens zwischen Sizilien und Kalabrien umspülen, sowie rund 300 Tage Sonnenschein im Jahr prägen das milde Klima, in dem neben vielem anderen auch Chilis bestens gedeihen, die hierPeperoncini heißen. |
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Die scharfen Schoten sind ein dermaßen wichtiger Bestandteil der kalabrischen Küche, daß ihnen zur Erntezeit im September alljährlich ein Festival gewidmet wird.Veranstaltungsort und Hochburg des süditalienischen Peperoncino-Kults ist Diamante an der an der Costa dei Cedri, einem erfreulich naturbelassenen Abschnitt der Mittelmeer-Westküste. Hochburg im wahrsten Sinne, denn das ehemalige Fischerstädtchen liegt malerisch auf einem Felsen, sicher vor Überschwemmungen, und in vergangenen Zeiten auch vor Überfällen von Piraten. Heute wird der Ort allenfalls von größtenteils norditalienischen Urlaubern überfallen, die Anfang September aber bereits wieder abgereist sind. Bis auf die Chili-Fans, denn die freuen sich jetzt auf das Ereignis des Jahres, das Festival del Peperoncino, das hier seit 1992 jedes Jahr Anfang September stattfindet. |
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Wir sind bereits zwei Tage eher angereist, um zunächst Diamante ein wenig zu erkunden. Der nächstgelegene Flughafen ist Neapel, etwa dreieinhalb Autostunden nördlich von unserem Ziel. Beim Verlassen von Neapel bekommt man einen herrlichen Ausblick auf den Respekt einflößenden Vesuv – zuletzt hat er 1944 Feuer gespuckt. Wegweiser zeigen auf die Abzweigung zum nahe gelegenen Pompeji, aber auch in Diamante wird es heiß hergehen. Bereits auf der Straße wird’s abenteuerlich, denn setzt sich der sonst so lässige Süditaliener hinters Steuer, fährt er, als ob es um sein Leben geht. Geschwindigkeitsbeschränkungen, Überholverbote und Sperrflächen, so scheint es, werden allenfalls als Empfehlungen betrachtet. Spät abends kommen wir im Hotel Cristina an, das wir leichtsinnigerweise per Katalog gebucht hatten. Da es nicht hält, was die Beschreibung verspricht, ziehen wir gleich am nächsten Tag um ins näher an der Stadt (und vor allem näher am Strand) gelegene Hotel dei Focesi – eindeutig die bessere Wahl. Wer’s noch komfortabler (und ruhiger!) möchte, geht ins Hotel Ferretti – siehe unser Update 2004, Teil 3.
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Von Diamante aus nördlich geblickt, sieht man auf den
herrlichen Strand.Im Hintergrund erkennt
man das nahe gelegene Hotel dei Focesi (Pfeil). |
Die nahe Lage zum eigentlichen Ort erlaubt es, das Auto auf dem Hotelparkplatz stehen zu lassen und entlang der mit Palmen gesäumten Strandpromenade zu Fuß zu gehen. Gutes Schuhwerk ist angesagt, denn Diamante muß man sich erklettern: Das Städtchen liegt wie gesagt auf einem Felsen, und ein schier unendliches Netzwerk aus engen Gassen führt mit unzähligen Stufen bergauf und bergab.
Eben diese engen Gassen machen den Charme des zwar vom Meeresklima etwas verwitterten, aber gepflegten Ortes aus. Jahrhunderte alte Stuckfassaden, verspielte Treppchen und abenteuerliche Balkons. Wie man es aus anderen italienischen Städten kennt, tragen stets gefüllte Wäscheleinen auf den Balkons zum unverwechselbaren Bild bei. Schnell merkt man um diese Jahreszeit aber spätestens jetzt, daß man sich in einem der europäischen Chili-Zentren befindet: Wäsche wechselt sich in Eintracht mit Strängen von Peperoncini und Peperoni ab, die mit ihr um die Wette trocknen.
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Chili-Balkons:
Kaum ein Balkon in
Diamante, auf dem
im Spätsommer
keine Peperoncini-
Stränge trocknen. |
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Dass sich hier auch kulturell einiges tut, zeigen die überall im Ort zu findenden originellen Wandbilder (Murales), für die Diamante berühmt ist; sie machen den Gang durch die Gassen noch interessanter.
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Oft ist es so eng, dass man die Zehen anziehen muß, um ein Auto vorbeizulassen (spätestens jetzt wird klar, warum man hier durchweg kleinere Karossen oder Mororroller fährt). |
Interessante Wandbilder (Murales)
findet man überall in Diamante |
An einem Haus in der Via Crispi entdecken wir ein Schild „Peperoncino House da 1630“ – ein Hinweis darauf, wie früh die Chilis auch Süditalien erreichten, als Europa und Asien vom Netzwerk der Gewürz- und Seidenstraßen-Routen überzogen wurden. |
Das Chili-Festival ist nah…
Banderolen über einigen Straßen kündigen bereits das feurige Ereignis an.
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Und kaum ein Schaufenster, dessen Auslagen nicht mit den scharfen Schoten geschmückt sind. |
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Zum 10-jährigen Jubiläum des Peperoncino-Festivals hat die
italienische Post einen Sonderstempel herausgegeben – die
hübscher Marke mit Diamante-Ansicht und Chilis in der Ecke
kam schon im vergangenen Jahr raus. |
Plötzlich entdecken wir einen Peperoncino, der die Verkleinerungsform „…ino“ garnicht verdient. Der rund 6 m hohe Chili deutet darauf hin, daß wir hier in den nächsten Tagen Großes erwarten können.
Eine Stadt im Peperoncino-Fieber
Ganz Diamante lebt mit den Peperoncini, und das gilt um so mehr, wenn das Festival näher rückt. Wirklich kein Laden, der die attraktiven Schoten nicht zur Dekoration nutzt, wie zum Beispiel das weiter oben gezeigte Bekleidungsgeschäft.
Speziell fürs Festival kreierte ein Frisör sogar eine Peperoncino-Frisur, die vor seinem Salon auf einem rotierenden Kopf demonstriert wurde. Der Poster-Ausschnitt rechts mit „Miss Peperoncino 2000“ zeigt, wie gut dieser Hairstyle in natura aussehen kann! |
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Smartamente piccante: Auf demselben Festival-Poster wird auch die Verlosung eines Smart im Peperoncino-Dekor angekündigt. Leider haben wir ihn nicht gewonnen, dabei hatten wir uns schon sooo auf die 2500 km Heimfahrt im Smart gefreut ;-)Im Hintergrund übrigens Isola di Cirella, eine kleine unbewohnte Insel vor der Küste. |
Bei einem Juwelier entdecken wir Schmuck mit frischen Chilis, fragen uns aber, wie er wohl nach dem Welken der Schoten aussehen mag. Auf jeden Fall eine hübsche Idee. Dieser Chili-Hibiskus in einem Straßencafé ist garantiert auch eine „Spezialzüchtung“ fürs Festival. |
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Aber auch das Alltagsleben ist von den regionalen Paprikas geprägt. Als wir durch die Gassen bummeln, werden wir plötzlich an New Mexico erinnert – der betörende, süchtig machende Duft frisch gerösteter Pepper-Schoten steigt in unsere Nasen.Also immer der Nase nach, bis wir vor einem Hauseingang stehen, in dem eine Frau auf einem improvisierten Holzkohlegrill ein Dutzend Schoten röstet. Mama mia, wir wünschten uns, dass wir hier zum Essen eingeladen wären…Jetzt ist unser Appetit so richtig geweckt für ein paar Peperoncino-Spezialitäten. Also schauen wir uns mal ein paar „echt scharfe“ Restaurants an – darüber berichten wir im folgenden Teil.Übersicht nächster |
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2 Comments
herbert
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Günter Schaub
Ich habe deinen Beitrag mal bearbeitet. Ich glaube nicht, dass du öffentlich, für die ganze Welt sichtbar, deine Mailadresse preisgeben wolltet.