Chili anbauen, so startest du erfolgreich…
Voraussetzungen
Die Vermehrung von Chilis geschieht durch Samen (generative Vermehrung). Damit ihr im Sommer und Herbst ernten könnt, müsst ihr rechtzeitig Chili anbauen, denn vom Auspflanzen bis zur Reife benötigen Peppers je nach Sorte 60 bis 90 Tage, einige karibische sogar mehr als 120 Tage. Die Anzucht sollte daher am besten bereits im Februar oder März geschehen. Um diese Zeit droht in unserem Klima natürlich noch Frost, zumal es die Samen beim Keimen gerne besonders warm haben (22°C oder mehr). Da eine Aussaat im Freien erst ab Mai erfolgen könnte, würde die Reife zu spät einsetzen und womöglich durch frühen Herbstfrost gefährdet. Außer den Samen und verschiedenem Anzucht-Zubehör braucht ihr also für eure Chili-Pepper-Zucht ein warmes, helles Plätzchen, zum Beispiel eine Fensterbank mit einem Heizkörper darunter.
Einen ersten groben Überblick über den weiteren Ablauf zeigt der nachfolgende Zeitplan:
Vorbereitungen
Idealerweise sollten die Planungen und Vorbereitungen für den Chili-Pepper-Anbau schon lange vor der Anzucht beginnen. Am Anfang stehen einige Überlegungen. Zum Beispiel, welche Sorten angebaut werden sollen, woher man die Saat bekommt und wieviel Platz von Garten, Terrasse oder Balkon für Pepper-Pflanzen abgezweigt werden kann. Sichergestellt werden sollte auch, dass sich jemand um eure Pepper-Zucht kümmert, falls ihr im Urlaub seid.
Nicht zu unterschätzen ist der quantitative Gesichtspunkt: Saatpäckchen enthalten meist 20 bis 100 Samen und es ist nicht weiter schwierig, in einem Mini-Gewächshäuschen 100 Pflänzchen oder mehr zu ziehen. Aber habt ihr auch genügend Fläche für alle ausgewachsenen Pflanzen? Als Anhaltspunkt könnt ihr davon ausgehen, dass jede Pflanze einen Radius von etwa 30 bis 45 cm benötigt.
Ein wichtiger Gesichtspunkt ist im Übrigen, was ihr mit den Früchten eurer Chili-Pepper-Pflanzen vorhabt. Es gibt Sorten, die am besten frisch verarbeitet werden; andere eignen sich besser zum Trocknen, zum Einlegen oder zum Einfrieren. Und falls ihr mit Gemüsepaprika liebäugelt: Hier gibt es Sorten, die auf hohen Ertrag, interessante Farben oder schwere Früchte gezüchtet wurden. Womöglich geht es euch auch generell um attraktive Farbtupfer im Garten oder die spätere Verwendung zu dekorativen Zwecken. Die „langen Wintertage“ sind daher ideal, sich Kataloge von Saatanbietern schicken zu lassen, Saat zu beschaffen und sich das weitere Zubehör zu besorgen. Eine gute Auswahl verschiedenster Saaten findet ihr hier.
Sofern ihr nicht mit Containern oder Blumenkästen arbeiten könnt, die bei Frostgefahr ins Warme gebracht werden könen, sollten ihr euch auf Sorten konzentrieren, die in 50 bis 70 Tagen reifen. Scheuen euch aber nicht, ein wenig zu experimentieren, denn so findet ihr am besten heraus, welche Sorten euch liegen und in eurem Klima am besten gedeihen.
Kommt der Zeitpunkt, die Anzucht zu starten, brauchet ihr nur wenig Zubehör, außer den Pepper-Samen eigentlich nur Anzuchtschalen, ein oder mehrere Mini-Gewächshäuser sowie Anzuchterde. Und bevor es so richtig losgeht, liefert ein kleiner Keimtest (siehe unten) Gewissheit, ob sich der Aufwand zur Anzucht eines bestimmten Saatgutes lohnt.
Saatgut – woher?
Als wichtigstes Utensil benötigen Sie natürlich Chili-Samen. Zu deren Beschaffung gibt es eine ganze Reihe von Möglichkeiten.
Gärtnereien und Pflanzenmärkte – Hier erhaltet ihr Saattüten verschiedener kommerzieller Saatanbieter. Lasst euch nicht von der Aufschrift „Paprika“ abschrecken: Obwohl hierzulande meist mit Gemüsepaprika assoziiert, wird dieser Name in Deutschland oft als Sammelbezeichnung für alle Peppers verwendet; klein darunter steht der eigentliche Name der Sorte, zum Beispiel De Cayenne (scharf) oder Lombardo (Cayenne-ähnlich, aber milder).
Hier geht es zu den Chili Anbau Produkten im Pepperworld Hot Shop
- Chili Samen in Profiqualität – mehr als 600 Sorten
- Chili Anbau Zubehör für den einfachen Start in die Saison
Saat-Spezialversandhändler, Gärtnereien und Pflanzenmärkte bieten zwar ein breites Spektrum an Gemüsepaprika-Sorten, meist allerdings nur wenige Chili-Sorten. Aus diesem Grund wurde der Pepperworld Hot Shop vor einigen Jahren um eine eigene Saatabteilung erweitert, in der interessante und zum Teil sehr seltene Sorten erhältlich sind. Außerdem gibt’s dort verschiedene Kräuter, die man in der Hot&Spicy-Küche für den authentischen Geschmack oft benötigt, z. B. Epazote, Cilantro und Zitronengras (je nach Verfügbarkeit).
F1-Saat – was ist das?
Manche Sorten tragen auf der Saattüte hinter ihrem Namen das Kürzel F1. Dies ist sogenannte Hybridsaat. Als „F1“ bezeichnet man die ersten Nachkommen einer Kreuzung von Vater- und Mutterlinie. In der F1-Generation erhält man gezielt Sorten mit bestimmten Merkmalen, z. B. höherem Ertrag, einheitlicher Reife oder etwa Resistenz gegen bestimmte Schädlinge oder Krankheiten. Bereits in der nächsten Generation („F2“) spalten sich die Nachkommen jedoch bereits wieder in ihre Elterneigenschaften auf, d.h., nur das F1-Saatgut liefert die Vorteile der Züchtung. Saat, die man von diesen Früchten nimmt, nicht. Das muss nicht immer tragisch sein, der F2 oder ein späterer Nachkomme kann genauso aussehen, im Fall Chili dieselbe Schärfe haben, aber ihm fehlt z. B. Resistenz gegen einen bestimmten Schimmelpilz oder andere Eigenschaften, die man auf den ersten Blick nicht wahrnimmt. Da F1-Saat sehr aufwendig in der Produktion ist, ist sie oft teurer oder schwerer erhältlich.
Urlaubssouvenirs – Solltet ihr nach Südeuropa reisen (zum Beispiel Spanien oder Portugal), in die USA oder in die Karibik, haltet auch dort Ausschau nach Gärtnereien (in den USA heißen sie Nursery) und besorgt euch Samentüten.
Viele Chili-Sorten gibt es in ihren heimatlichen Anbaugebieten natürlich auch frisch zu kaufen, sodass ihr nach Obst- und Gemüsemärkten Ausschau halten solltet. Sucht euch eine reife, aber noch nicht schrumpelige Schoten aus. Die Früchte schneidet dann baldmöglichst auf (Hände schützen, nachher gut waschen!), entfernt die Samen, reinigt sie von jeglichem Fruchtfleisch und legt sie auf einem Stück Papier zum Trocknen (pralle Sonne sowie Temperaturen über 35 °C sollten dabei jedoch vermieden werden, sonst verbrennt oder vertrocknet die empfindliche Substanz). Nach dem Trocknen füllt die Samen in ein aus Zeitungspapier gefaltetes Tütchen, das auch gleich mit Sorte und Datum beschriftet werden sollte. Falls die Saat noch nicht komplett trocken war, kann so die Restfeuchtigkeit entweichen; luftdicht verschlossene, noch feuchte Saat könnte schimmeln. Zuhause wird die Saat dann trocken, luftdicht und kühl verwahrt.
Anmerkung: Spezialzüchtungen von Saatanbietern unterliegen bisweilen einem Sortenschutz, der Import und/oder die gewerbsmäßige Vermehrung und Verbreitung der Samen untersagt (meist steckt in solchen Züchtungen jahrelange Forschung). Und falls Sie mit Pepper-Freunden international tauschen wollen: In vielen Ländern besteht für die Pflanzen-Einfuhr Genehmigungspflicht. Im Falle kompletter Pflanzen können besonders mit der Erde bis dahin unbekannte Schädlinge oder Krankheiten eingeschleppt werden, die im schlimmsten Fall der lokalen Landwirtschaft zu schaffen machen können.
Keimtest
Für hierzulande kommerziell angebotene Samen übernimmt der Saathersteller in der Regel eine Keimgewähr; qualitative Mindestanforderungen bestimmt das Saatgutverkehrsgesetz. Eine Keimgewähr gilt natürlich allenfalls für den mit per aufgedrucktem Haltbarkeitsdatum begrenzten Zeitraum, danach nimmt die Keimfähigkeit Jahr für Jahr ab. Wie keimfreudig selbstgewonnene Samen sind, hängt unter anderem vom Reifegrad der verwendeten Früchte und von der Lagerung der Saat ab (möglichst kühl, trocken und dunkel).
Je nach Sorte und Temperatur benötigen Chilis zum Keimen etwa 10 bis 30 Tage. Schlecht keimende Saat ist daher eine ärgerliche Zeitverschwendung. Um sich für diesen Fall den Anzucht-Aufwand zu ersparen, hilft im Vorhinein ein kleiner Keimtest. Dazu legt ihr einige Lagen Haushaltspapier in einen Teller und feuchten dieses gut an. Plaziert darauf Reihen mit den zu untersuchenden Samenkörnern in jeweils etwa 2 cm Abstand. Spannt transparente Haushaltsfolie über den Teller und bohrt mit einem Zahnstocher ein paar Löcher hinein – fertig ist das Test-Gewächshaus! Stellt es an einen warmen Platz, zum Beispiel in die Nähe eines Heizkörpers. Da die Samen nahezu aller Chili Peppers identisch aussehen, machet euch am besten Notizen über die zum Testen ausgelegten Sorten. Da auch der Keimtest ein bis zwei Wochen dauert, sollte er am besten rechtzeitig vor dem geplanten Aussaatbeginn durchgefürht werden, in der Regel also etwa Anfang Februar.
Optimal ist es natürlich, wenn nahezu alle Testsamen Keime bilden. 100% der Saat gehen – naturbedingt – allerdings sehr selten auf. Bei allen Werten über 75% sind bei der Anzucht gute Ergebnisse zu erwarten. Bei der Anzucht verwendet ihr dann einfach etwas Samen mehr als geplant. Keimen von einer Testsorte weniger als die Hälfte der ausgelegten Samen, solltet ihr euch um neues Saatgut bemühen; geht kein einziges Samenkorn auf, kann man sich die Anzuchtarbeit dieser Saat meist komplett sparen.
Es gibt allerdings auch einige Sorten, die zum Keimen ein wenig Experimentieren erfordern. Zum Beispiel brauchte PC-1 bei uns gleichmäßige ca. 29°C. Galapagos-Chilisaat keimte erst, als die Saat über Nacht in lauwarme Guano-Lösung eingelegt wurde (auf den Inseln wird diese wildwachsende Sorte durch Vögel verbreitet). Siehe auch unseren Beitrag: „Das Geheimnis, Saat zum Keimen zu bringen“.
Mehr zu dem Thema:
- Chilis anbauen – Aussaat bis Auspflanzen (Crash-Kurs Teil 2)
- Chili Pflanzen Pflege (Crash-Kurs für Chili-Gärtner Teil 3)
- Chilis ernten, endlich! Es hat sich gelohnt, es ist Erntezeit! (Crash-Kurs Teil 4)
- Chili-Schädlinge und ihre Bekämpfung (Crash-Kurs Teil 5)
- Chilipflanzen überwintern – lohnt das? (Crash-Kurs Teil 6)
Anzuchtschalen und -Erde
Wie schon erwähnt, muss die Anzucht der Chilis geschützt und bei gleichmäßiger Temperatur und Feuchtigkeit geschehen. Hierfür eignen sich ideal „Zimmergewächshäuser“, die aus einer Plastikschale und einem transparenten Aufsatz mit regulierbarer Lüftung bestehen. Für Einsteiger sind Anzuchtstationen zu empfehlen, die für den kommenden Hobbygärtner ein schönes Starterpaket zum Thema Chili anbauen bieten. Im Pepperworld Hot Shop findet ihr zwei Modelle mit sehr guten Bewertungen.
Für die Anzucht empfehlen sich Torf-Anzuchttöpfchen (zum Beispiel „Jiffy“), die man man in Tablettenform kauft und vor der Verwendung in Wasser aufquellen lässt. Rechnet pro 2 bis 3 Saatkörnern mit einem Töpfchen oder spendiert jedem Saatkorn seinen eigenen Topf und vermeidet die Gefahr durch Beschädigungen beim Vereinzeln.
Laut Anbieter Romberg steckt in den Jiffy-Quelltöpfchen alles drin, was das Samenkorn (oder auch ein Steckling) braucht: Sphagnum-Weißtorf als Basis für gesundes Wachstum, Dolomit-Kalk zur Regelung des pH-Wertes sowie ein ausgewogener Nährstoff-Mix, der Keimung und Wurzelbildung beschleunigt.
Alternativ kann auch humusreiche lockere Anzuchterde verwendet werden, die es in Beuteln zu kaufen gibt (z. B. von Euflor). Solche Erde ist humusreich und enthält wenig Dünger. Das ist sehr wichtig, damit die empfindlichen Sämlinge nicht „verbrennen“. Falls Sie für die Anzucht gebrauchte Töpfchen oder Schalen verwenden, sollten Sie diese zunächst gründlich spülen, um das Einschleppen von Pflanzenkrankheiten zu vermeiden. Passt man nicht auf, machen sich besonders Schimmelpilze im feuchten Minitreibhaus-Klima schnell breit.
Wird Anzuchterde verwendet, sollte man diese sterilisieren, um Unkrautsaat, Schadinsekten und Schimmelsporen abzutöten. Dies kann in einem feuerfesten Gefäß bei 200°C für 30 Minuten im Backofen geschehen (vorsicht, bleibt lange heiß!!) oder fragt euren Gärtner viele Gärtnereibetriebe sterilisieren Erde für ihren Eigenbedarf.
Hier geht es zu spannenden Produkten im Pepperworld Hot Shop rund um das Thema Chili anbauen:
25 Comments
Miguelito
ich beginne heute 0_0
Alexander
Viel Erfolg !
mille
Danke,hat mir geholfen
Miguelito
sie wachsen schon sind etwa 2 cm groß 🙂
Pingback: Gartentipps im Februar 2016 | baslerstadtgarten
Bojan
Super erklärt beginne heute mit meiner eigenen Saat die ich letztes Jahr geerntet habe..? Hoffentlich Keimen sie
küpi
Tipp hat mir geholfen. Ich ziehe sie im Gewächshaus. Muss ich beim Bestäuben nachhelfen.?
Pingback: Arbeitsprotokoll 31.3.2016 | Chilianzucht
Tom
Ich starte dann heute auch mal!
Danke für die Hilfe…
TiMBA
Bei mir gehts auch los.
Mal sehen was die Zeit und Pflege do bringt 🙂
Anna
Vielen dank für die Informationen, habe endlich einen Garten und möchte gerne auch im nächsten Jahr pflanzen.
Gruß Anna
Danilo
Kann man die kleinen Pflanzen des Keimtests auch einpflanzen?
Alexander
Ja klar geht das. Oft werden halt Keimtests in Zeiten durchgeführt in dem die Anzucht halt nicht so Wartungsarm ist.
Marco
Und wo ist Teil 2??
Alexander
Hier der 2te Teil
Benjamin
ich habe festgestellt das jede chili art ihre eigene zeit hat zum beispiel kann man habanero gut ab januar aussähen und jalapeno besser ende februar anfang märz.
wenn man sie zu früh zieht werden sie zu dünn und schwach
Maekus
Puh… ich glaube ich habe was falsch gemacht.
Have die chillis jetzt etwas mehr als 12 Stunden in lau warmen Wasser eingelegt. Aber z.b die Erde nicht sterisilisiert.
Benutze wie auf dem letzten Bild so ein Kunststoffgehäuse
Günter Schaub
Bei guter Erde ist es nicht unbedingt nötig, diese zu sterileren. Das sollte keine Problem sein.
Pitt
Hallo zusammen!
Habe meine ersten Pflanzversuche gestartet und oh Wunder, alle aus einigen Chillischoten entnommenen Samen sind aufgegangen. Im Moment ist die Stängellänge bei 8 bis 15 cm. Das Erdreich ist ca. 5 cm dick.
Reicht das damit die Chillies weiter wachsen können, oder ist es an der Zeit den Wurzeln etwas mehr Platz zum Wachsen zu geben?
Würde mich über einen Tip freuen!!
Vielen Dank!
Viel Grüße
Pitt
Günter Schaub
Hallo Pitt, ich denke du kannst den Pflanzen größere Töpfe spendieren.
Die Endtöpfe sollten übrigens am besten ein Fassungsvermögen von 7- 10 L haben.
Micha
Hallo zusammen! Weiss jemand wie viele Stunden Licht die keimlinge mit einer Zuchtlampe brauchen?
Günter Schaub
Ca. 8 – 10 Stunden haben sich bewährt.
Frank
Hallo liebe Chilifreunde,
ist es zwingend erforderlich die Samen zur Vermehrung zu trocknen oder kann man auch frische nehmen?
Grüße Frank
Günter Schaub
Danke für deine Frage. Man kann ruhig frische nehmen, die keimen oft schneller als getrocknete Samen.
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