Kandierte Chili – die süße Konservierung
Zur Erntezeit sind oft so viele Schoten auf einmal reif, dass man sich fragt, was man damit bloß machen soll. Wir haben ja bereits gezeigt, wie vielfältig sich Chilis verwenden und konservieren lassen, zum Beispiel durch Trocknen, Einfrieren, Einlegen oder die Verarbeitung zu leckeren Marmeladen, Hot Sauces oder zu Chili-Strängen. Hier nun eine weitere Methode, Chilis noch lange nach der Ernte genießen zu können: Kandieren! Die Verwendungsmöglichkeiten der süßen Resultate sind schier endlos.
Eine Konservierungsmethode mit Tradition
Kandieren ist eine uralte Konservierungstechnik, die schon frühe Hochkulturen (vermutlich 10./11. Jahrhundert) in China und im Orient kannten. Damals verwendete man Palmensaft und Honig, heute meist Zuckersirup. Die Funktionsweise ist aber dieselbe: Durch Einlegen in die süße Lösung, deren Konzentration man schrittweise erhöht, wird mittels Osmose (Konzentrationsausgleich) die Zellflüssigkeit durch Zucker ersetzt, und zwar bis zu 70 Prozent. Form und Farbe der Früchte sowie ein guter Teil des Aromas bleiben dabei weitgehend erhalten.
Genau wie viele Gewürze gelangten die süßen Früchte durch arabische Kaufleute und rückkehrende Kreuzfahrer nach Europa; schon im Mittelalter waren sie äußerst beliebt. Besonders in Italien und Frankreich gibt es auch heute noch wahre Meister dieser Technik. In einer Confiserie in Biarritz fanden wir diese herrlichen kandierten Früchte hier, und auf dem Peperoncino Festival 2006 in Diamante entdeckten wir eine toskanische Chili-Schokolade, die ihren Kick durch kleine kandierte Habanero-Stückchen bekommt.
Davon angespornt machten wir uns ans Experimentieren mit dem Kandieren von Chilis. Wir hörten auch von anderen Chili-Freunden, allen voran Chilihead Elmar, die hier schon Erfahrungen gesammelt hatten, und so machten wir uns ans Werk. Das Ergebnis kann sich sehen (und schmecken) lassen, und wir können das Kandieren wärmstens zum Ausprobieren empfehlen.
Ausrüstung
- Kochtopf (mittlere Größe)
- Kochlöffel (Holz)
- Weckglas (1 Liter) oder ähnliches Gefäß,
- Kleineres Gefäß (z. B. Glasschüssel), das
in die Öffnung des großen Gefäßes passt - Hitzefestes Sieb
- Gefäß (1/2 Liter) zum Aufbewahren des
überschüssigen Sirups, z. B. Marmeladenglas. - Abtropfgitter
- Backofen oder Dörrgerät
- Alte Zeitungen zum Unterlegen
Zutaten
- Ca. 250 g frische Chilischoten
- 1,2 kg Zucker
- 1 Liter Wasser
Kandierte Chili, So wird’s gemacht
Allerdings ist das Kandieren nichts für Eilige oder Ungeduldige:
Der Prozess zieht sich über sechs Tage hin und man benötigt jeweils etwa 30 Minuten Zeit. Unsere Prozedur unterscheidet sich ein wenig vom Kandieren von Obstfrüchten, hat sich bei uns aber in dieser Form bestens bewährt. Los geht’s!
Erster Tag
1. Vorbereitung der Chilis
Wie bei allen Konservierungstechniken für frische Früchte sollte man auch nur ganz frische Chilis verwenden, und nur wirklich makellose Schoten auswählen. Diese werden gewaschen und trocken getupft.
Um das Eindringen der Zuckerlösung zu erleichtern, empfiehlt es sich, die Schoten zumindest zu halbieren und zu entkernen. Bei dünnwandigen Sorten wie Habanero, Cayenne oder Thai reicht dies, von fleischigen Chilis wie Jalapeno sollte man stattdessen schmale Streifen schneiden. Siehe auch nebenstehende Sortenliste.
2. Ansetzen der Zuckerlösung
1 kg Zucker und 1 l Wasser in den Topf geben, gut verrühren und aufkochen. Sprudelnd kochen lassen, bis die Flüssigkeit eine leicht sirupartige Konsistenz bekommt (ca 30 Minuten). Achtung: Bei Keramik-Kochfeldern darauf achten, dass möglichst kein Zucker auf die Kochfläche gerät.
Die zerteilten Schoten ins Glasgefäß geben und mit soviel kochendheißem Sirup übergießen (Vorsicht, Verbrennungsgefahr!), dass das kleine Gefäß zum Beschweren noch draufpasst, damit die Chilis völlig mit Sirup bedeckt bleiben. Dann das Gefäß verschließen. Überschüssigen Sirup im (Marmeladen-)Glas aufheben.
Um den Reinigungsaufwand durch Kleckern mit der klebrigen Lösung in Grenzen zu halten, empfiehlt es sich, eine Zeitung unterzulegen. Auch erleichtert es die Arbeit, wenn man benutzte Töpfe und Utensilien gleich spült.
Die Chilis im geschlossenen Glas 24 Stunden ziehen lassen.
Anmerkung: Verschiedene Kandieranleitungen empfehlen zu Beginn das kalte Übergießen. Bei den Chilis wirkt sich das kochendheiße Übergießen positiv auf deren Haltbarkeit aus (keine Gärung o. ä.).
Zweiter Tag
Chilis mit dem Sieb abseihen und wieder ins Weckglas geben.
Den Sirup im Kochtopf auffangen, 50 g Zucker unterrühren und zusammen mit dem aufbewahrten Rest-Sirup etwa 10 Minuten lang kochen. Den heißen Sirup wieder auf die Chilis gießen, beschweren, verschließen. Übrig gebliebenen Sirup wiederum aufbewahren. Die Chilis im Glas 24 Stunden ziehen lassen.
Dritter bis fünfter Tag – Routine
Die Prozedur vom zweiten Tag wiederholen, inklusive der täglichen Zugabe von weiteren 50 g Zucker. Mit jedem Tag wird der Sirup dickflüssiger – und schärfer. Nach den fünften Tag für 48 Stunden stehen lassen. Am sechsten Tag ist erstmal Pause angesagt.
Siebter Tag – Das große Finale
Sirup mit Chilis darin sowie den Rest-Sirup in den Topf leeren und kurz wallend aufkochen lassen (ca. 1 Minute).
Chilis abseihen und im Sieb schon mal gut abtropfen lassen. Sirup auffangen und in (Marmeladen-)Gläsern verschlossen aufbewahren – wie wir sehen werden, gibts auch dafür noch tolle Verwendungsmöglichkeiten
Die Chilis dann auf einem Abtropfgitter oder Backrost etwa 2 Stunden lang abtropfen lassen – Backpapier oder Zeitung unterlegen – der Sirup klebt ungemein!
Da die Chilis jetzt noch arg klebrig sind, kommen sie zum Trocknen in den Backofen oder ins Dörrgerät (bei ca. 70°). Unser Chili-Mix war nach vier Stunden rascheltrocken. Im Backofen kann das Trocknen bei 100 – 150°C und leicht geöffneter Tür geschehen (falls vorhanden, Umluft einschalten). Nach 10 Minuten prüfen; spätestens nach weiteren 10-15 Minuten sollten die Chilis auch hier trocken sein.
In jedem Fall sollte man die Chilis jetzt noch ganz auskühlen lassen und sie dann umgehend in luftdicht schließende Gefäße füllen. In flachen Behältern, zum Beispiel von Tupperware, kann man viele Chilis nebeneinander legen, sodass sie nicht mit der Zeit verkleben.
Es kann nämlich passieren, dass die Chilis auch nach der Trocknung noch ein wenig klebrig sind. In diesem Fall kann man sie in Puderzucker wälzen. Die Profis glasieren ihre kandierten Früchte zum Abschluss oft noch, d.h. sie werden mit einer dünnen Zuckerschicht überzogen. Dies verhindert das ungewollte und vorzeitige Austrocknen. Da wir unsere scharfen Häppchen ohnehin „crunchy“ mögen, lassen wir sie aber erst einmal so wie sie sind. Und – trocken aufbewahrt – kleben sie auch nach Wochen noch nicht und halten schön die Farbe. Hier eine kleine Auswahl:
Serrano, Jalapeno (Streifen, grün), Caribbean Red,
Thai Hot, Fatalii (gelb), Orange Habanero, Cherry Bomb, Hot Paper Lantern, Jalapeno (Streifen, rot), De Arbol
Zur Erhaltung der Farbe wird beim kommerziellen Kandieren oft das hierfür zugelassene Schwefeldioxid zugesetzt. Vor Licht geschützt sollten die Chilis aber wie gesagt auch ohne diese Maßnahme ihre Farben behalten. Besonders die Farben der reifen Chilis überstehen das Zuckern und Erhitzen sehr gut, erscheinen durch die Transparenz noch intensiver. Lediglich das Grün unreifer Chilis dunkelt schon beim Kandieren stark nach.
Wichtig ist, dass die Chilis gut trocken sind und kühl gelagert werden; bei Restfeuchtigkeit, so haben wir festgestellt, kann sich sonst unter Umständen Schimmel bilden.
Verwendungsmöglichkeiten für die kandierten Chilis
- Zum Würzen und Dekorieren von Früchtebrot, Kuchen und Torten
z. B. Käsekuchen (oben) oder Bananenbrot (unten; (Rezept))
- Als scharfe Nascherei, natürlich auch mit Schokoüberzug
- Gehäckselt im Schoko-Pudding
- Zur Dekoration für alle möglichen Speisen
Verwendungsmöglichkeiten für den Sirup
Den beim Kandieren anfallenden Sirup nicht wegschütten! Er lässt sich vielfältig verwenden – hier ein paar Beispiele:
- Pikanter Toffee und Krokant (oben; Rezept) und Karamelbonbons
- Zu Pfannkuchen und Waffeln
- Zur Herstellung leckerer Lollies
- Zum Süßen von Tee und heißer Schokolade,
besonders zur kalten Jahreszeit - Für den Südstaaten-Cocktail „Mint Julep“ (Rezept)
- Zum Glasieren („Glaze“) von Grillgut (erst kurz vor Schluss),
insbesondere Rippchen.
Sirup am besten in Marmeladengläsern aufbewahren. Durch ein Sieb gießen, falls Saat oder Chilistückchen drin sind.
Tipps
- Wer will, kann seine Chilis natürlich auch im Sirup belassen — die (dann natürlich weichen) Chilis kann man dann nach Bedarf aus dem Glas fischen. Dann sind die Chilis zum Beispiel toll auf Käse, ähnlich den Peperoncini Giulebbati von Ca’ d’Alfieri, die wir an einem Verkaufsstand in Parma probiert hatten.
- Haben Sie aus den 70er Jahren noch einen Bodum-Kaffeebereiter im Schrank? Wie vieles aus dieser Epoche sind diese Geräte wieder im Kommen und vielerorts wieder erhältlich. Auf jeden Fall eignen sie sich bestens als Kandier-Gefäß, denn der Schieber, der normalerweise das Kaffeepulver unten hält, kann auch zum Untertauchen der Chili im Sirup dienen.
Viel Spaß beim Kandieren!
Rezepte
Hier nochmal die Rezepte im Überblick:
- Bissiges Bananenbrot – (Rezept)
- Hot Scotch Bonbons – (Rezept)
- Mint Julep Cocktail – (Rezept)
- … weitere werden natürlich noch folgen 🙂
Feedback
Haben Sie interessante Anwendungsmöglichkeiten für die kandierten Chilis und den pikanten Sirup gefunden? Lassen Sie es uns wissen!
Hier auch schon der erste Leser-Beitrag:
Dirk L. schreibt:
Ich könnte mir den sirup gut zum süssen von espresso vorstellen, aber ich werde jetzt erst mal meine ernte (zum teil) kandieren 🙂
auf die sache mit dem espresso komme ich, da ich öfters mal habaneros (getrocknet und gemahlen) ins espressopulver gebe um einen hot espresso zu haben, müsst ihr mal probieren:-)
ps: ich bin begeistert von eurer seite!
Update
Nach ein paar Tagen obiger Behandlung kann man die Chilis auch im Sirup belassen (das Ganze kurz aufkochen vorm Abfüllen). In Italien nennt sich das „Peperoncini Giulebbati“, und die süß-scharfen Chilis in der klebrigen Soße passen als Antipasti hervorragend zu Käse, z. B. Brocken von Parmigiano Reggiano. So durften wir die Chilis anlässlich einer scharfen Dinner-Veanstaltung bei unseren Freunden Ca‘ D’Alfieri probieren.
13 Comments
Veronika Röhder
Ein wenig Chilisirup in die Milch für Latte Macchiato, Kakao Macchiato oder Chai Macchiato ist auch sehr lecker. je schärfer der Chilisirup, desto weniger süß der Macchiato. Ich bevorzuge deshalb den schärfsten Chili, die ich kriegen kann. Lecker.
Wer gerne gesüßte Getränke trinkt, kann auch weniger scharfen Chili nehmen.
Milan
Ich „verliere“ beim ersten Kochen schon sehr viel Wasser, logisch das verdunstet ja auch. Beim ersten Mal habe ich das nicht bedacht und ueber Nacht kristallisierte der Sirup zu Zuckerklebstoff mit Chili.
Beim Zweiten Versuch habe ich den Sirup vermessen und stellte fest, das erste Kochen, kostete 400! ml Wasser, das Aufkochen danach 100. Ich habe dies mit kochendem Wasser ausgeglichen, wie macht ihr das?
Günter Schaub
Hallo Milian,
ich habe Harald mal deswegen angesprochen.
Das ist bei ihm in zig Jahren nie vorgekommen.
Sein Tipp, dass man nicht zwingend 30 Minuten kocht, sondern nur bis zu der erwähnten leicht sirupartigen Konsistenz.
Ich hoffe, das hilft. Bitte berichte!
Christian Bauer
Hallo Milan,
ich habe das Rezept das erste Mal ausprobiert.
Bis zum vierten Tag hat alles super funktioniert. Nach dem abfüllen am vierten Tag ist der Zucker auch zu einem klebrigen Batzen mit Chilis kristallisiert.
Ich habe heute nochmal probiert, die gesamte Masse aufzukochen und zusätzlich 300 ml Wasser hinzugefügt.
Die Chilis habe ich abgesiebt und mit dem verdünnten Sirup wieder in das Glas abgefüllt. Vielleicht wird’s ja doch noch was.
Viele Grüße
Christian
Jens Kretschmer
Funktioniert das auch, wenn die Chilis vorher tiefgefroren waren? Viele Grüße.
Günter Schaub
Leider nein, die sind zu „matschig“.
Man sollte dazu nur ganz frische, makellose Chilis verwenden.
Christian Bauer
Hallo, ich habe Gestern mit diesem Rezept angefangen.
Bisher läufts ganz gut.
Ich möchte am siebten Tag die kandierten Chilis auch in meinem Dörrgerät trocknen.
In der Anleitung konnte ich herauslesen, dass die Chilis 4 Stunden im Dörrgerät geblieben sind. Leider konnte ich weder von dem Foto, noch aus der Anleitung entnehmen, auf welche Temperatur das Dörrgerät eingestellt wurde. Hier wäre eine Temperaturangabe hilfreich.
Vielen Dank!
LG
Günter Schaub
Ich habe die Temperatur, nach Absprache mit Harald, ergänzt. Man sollte aber, sowohl im Backofen als auch im Dörrgerät, die Chilis unter Beobachtung haben. Wenn sie „rascheltrocken“ sind, sind sie fertig.
Das kann von Backofen zu Backofen und auch von Dörrgerät zu Dörrgerät unterschiedlich sein.
Ich wünsche Dir viel Erfolg!
Christian Bauer
Hallo,
danke für die schnelle Antwort.
Hierzu noch eine Frage.
Kann man Chilis zu lange trocknen/dörren? Bzw. Was würde passieren, falls die kandierten Chilis zu lange im Dörrgerät bleiben?
Danke!
LG
Günter Schaub
Wenn man Chilis „zu lange“ dörrt, werden sie sehr empfindlich und können schon bei Berührung „zerfallen“, auch ist der Geschmack nicht mehr so prickelnd.
Christian Bauer
Alles klar, danke für die Info!
Pingback: Chilis kandieren -
Günter Schaub
Genau, da hast du recht. Und wie du sehen kannst, hat Harald Zoschke seine Rezept hier selber reingestellt! 😉