Überraschungsgäste bei unseren Jalapenos
Die Überraschung war groß, als dieses Jahr im Gewächshaus die Jalapenos schön rot und reif waren und es an die Ernte ging. In den „hinteren Rängen“, die nicht so oft inspiziert wurden, fanden sich Früchte mit einem gediegenen Fraß-Schaden.
Die Art und Weise, wie sich hier wer auch immer durch die dickfleischige Schicht gefuttert hat, ließ keinen direkten Schluss auf den oder die Täter zu. Auch in den folgenden zwei Wochen fanden wir immer wieder neue angefressene Chilis. Letztendlich waren wir dann selber angefressen und gingen abends mit der Taschenlampe auf die Suche.
Und siehe da: Auf frischer Tat ertappt!
Ertappt wurde die gefleckte Diskus-Schnecke, discus rotundatus. Die Gehäuseschnecken haben einen Durchmesser von nur 7 bis 10 mm und fallen dadurch wesentlich weniger auf als ihre nackten Riesenkollegen. Sie leben unter Falllaub, Holz und Steinen, und an sich spielen sie in der Natur eine wichtige Rolle: Als Vertilger von abgefallenem Laub machen sie sich nützlich und manche verschmähen auch morsches Holz nicht. Und ganz offensichtlich auch keine Chilis! Dabei scheint ihnen der hohe Zuckergehalt der rotgereiften Jalapenos ganz besonders zu munden, aber ach die Blätter verschmähen sie nicht.
OK, die Blätter wären noch verständlich, aber warum schreckt die Schärfe sie nicht vom Verzehr der Früchte ab? In der südamerikanischen Heimat der Chilis gabs diese Schnecken offenbar nicht, die gefahr ging von Säugetieren aus. Diese mussten als Fraßfeinde abgewehrt werden, Vögel als gewünschte Verbreiter der Saat zugelassen. als Unterschied wurde das Vorhandensein von Schmerz- und Wärmerezeptoren ausgemacht, die von der Chili-Schärfesubstanz Capsaicin gereizt werden. Und die gibts bei Schnecken nicht, da deren Körpertemperatur nicht so streng überwacht werden muss wie bei Säugern.
Auch die Blätter scheinen hervorragend zu schmecken.
„Schau mal, die coolen Gehäuse-Designs“, sagt Renate. „Keines ist wie das andere!“
In der Tat haben die Tiere mit ihren schicken Gehäusen ihre ganz eigene Ästhetik. Aber noch lange kein Grund, sich an unseren Chilis satt zu futtern…
Text und Bilder von Harald Zoschke
One Comment
twelve
Danke, habe das Problem erstmals und sonst nirgends gefunden, wer das macht. Nacktschnecken hatten wir viele, aber die sind mir entgangen.