Der Balkongarten: Blühendes Paradies und urbane Anbaufläche für Stadtgärtner
Nur die wenigsten Städter besitzen einen eigenen Garten, die Mehrheit muss mit einem Balkon, einer Loggia oder einer Terrasse vorlieb nehmen. Doch wie begrenzt der zur Verfügung stehende Raum an der frischen Luft auch ist, erfolgreich Gärtnern lässt sich auf der kleinsten Fläche. Warum also nicht einfach umdenken – fort mit den traditionellen Balkonpflanzen und her mit Balkongemüse! Kirschtomaten, Kräuter & Co in Kästen und Kübeln sind vielleicht nicht ganz so dekorativ wie die übliche Blütenpracht, dafür bringen sie jede Menge Genuss. Ein Balkongarten ist leicht anzulegen und zu pflegen. Daraus ergeben sich gegenüber einer großen Gartenfläche sogar Vorteile, besonders für Berufstätige. Wenn auch du als Gemüse- und Chili-Fan zwar einen grünen Daumen, aber für einen großen Nutzgarten nicht genug Zeit hast, dann ist Balkongärtnern – zum Beispiel mit den praktischen Spicy Garden Komplett-Anzucht-Sets – eine super Alternative.
Was genau ist ein Balkongarten und seit wann werden Balkonflächen begrünt?
Auf Balkongärten wachsen anstelle der gängigen blühenden Balkonblumen und Kübelpflanzen überwiegend Nutzpflanzen. Stadtbalkone haben eine lange Geschichte, die bereits im Römischen Kaiserreich beginnt – allerdings damals noch ohne schmückende Bepflanzung. Viele Jahre später beobachteten Frauen im Orient von ihren schattigen Loggien aus das bunte Treiben im Freien, da sie ihre Gemächer nur selten verlassen durften. Mit dem Wachsen des Osmanischen Reiches gelangten Freisitze im 16. Jahrhundert als architektonische Elemente nach Italien und in andere Mittelmeerländer, wo sie zumeist Paläste und herrschaftliche Häuser zierten. Wohlhabende Bürgerliche kamen erst im frühen 19. Jahrhundert in den Genuss von Balkonagen, die nun nach und nach auch zu bunt bepflanzten Frischluft-Oasen avancierten. Balkonpflanzen als Blumenschmuck kamen in Mode, vor allem in noblen Stadtteilen. Dort rankten Efeu und Wein an Mauern und Wänden, und Gärtnereien boten immer mehr Gewächse aus dem mediterranen Raum an. Besonders beliebt waren bei den Villenbesitzern Algarven, Lorbeerbäume und Oleander. Der Anbau von Nutzpflanzen im Balkongarten war noch kein Thema. Das änderte sich, als Ende des 19. Jahrhunderts auch zunehmend Wohnungen in den neuen Arbeitersiedlungen mit Balkonen ausgestattet wurden. Dort war es schon eher üblich, nicht nur Zierpflanzen zur Begrünung auszuwählen, sondern auch in kleinem Rahmen zu gärtnern und Gemüse zu ziehen.
Welche Besonderheiten sind bei der Anlage von Balkongärten zu beachten?
Ein Balkongarten bietet grundsätzlich weniger Bodentiefe und meist auch weniger Anbaufläche. Durch das Anlegen von Hochbeeten und andere kreative vertikale Gestaltungen lässt sich die zur Verfügung stehende Fläche aber durchaus vergrößern und optimal ausnutzen. In tiefen Kübeln und Pflanzschalen ab 30 Liter Inhalt gedeihen sogar kleine Säulenobstbäume mit einer besonders schlanken Wuchsform. Äpfel, Kirschen, Zwetschgen und Birnen von „Balkonien“ direkt in die Obstschale oder ins Einweckglas – nichts einfacher als das dank spezieller balkontauglicher Pflanzen! Selbst professionell und wirtschaftlich erfolgreich lässt sich diese unkonventionelle Art des Gartenbaus betreiben. Wenn der überschaubare Balkongarten mitten in der Stadt größere Dimensionen annimmt, nennt sich das Ganze Urban Gardening oder Urban Farming. Beim normalen Balkongarten steht aber der Gedanke des Eigenanbaus im Vordergrund. Ein wenig Selbstversorgung ist selbst auf kleinster Anbaufläche möglich, wenn diese geschickt genutzt wird. Ganz wichtig beim Anlegen eines Balkongartens ist die Tragkraft: Kübel, Töpfe, Erde und Pflanzen bringen es zusammen auf ein beträchtliches Gewicht. Bei einer Mietwohnung also unbedingt vorher abklären, ob die baulichen Voraussetzungen vorhanden sind! Auch für das Bohren in Hauswände und Regenfallrohre gilt: Vorher den Wohnungseigentümer um Erlaubnis fragen. Alle Konstruktionen und Pflanzgefäße müssen sorgfältig befestigt werden. Am besten sorgst du auch für einen guten Windschutz, damit größere Gewächse dem Wind nicht zu viel Angriffsfläche bieten.
Vom Säen, Gießen und Ernten: Gartentipps für Balkongärtnergärtner
Du möchtest Tomaten, Paprika, Chili, Radieschen und süße Vitaminbomben wie Erdbeeren oder Kiwis ernten? Was bei dir am besten gedeiht, hängt natürlich auch von der Ausrichtung der Balkonfläche ab. Ein Nordbalkon wird leider weder dich noch dein Obst und Gemüse mit Sonne verwöhnen.
1.Südbalkone sind für alles ideal, was volle Sonne braucht. Stundenlange pralle Mittagshitze kann aber auch zu viel des Guten sein. Deswegen ist es empfehlenswert, zusätzlich die Möglichkeit zu schaffen, empfindlichere Pflanzenarten zu schützen – nicht nur vor Sonne, sondern auch vor Wind und Regen. Tomaten mögen zum Beispiel gar keine Nässe von oben. Gießen solltest du ausschließlich in den Morgen- und Abendstunden, niemals in der Mittagssonne!
2. Möhren, Brokkoli, Blumenkohl und Lauchzwiebeln bedanken sich für einen halbschattigen Standort mit mehr Ertrag und besserem Aroma. Zu viel Sonnenlicht schadet, optimal sind ein paar geschützte Sonnenstunden am Morgen oder Abend.
3. Du nennst keinen Platz an der Sonne dein eigen? Kein Problem: Mangold, Spinat, Bärlauch und Rosenkohl, aber auch Endivie, Rucola und viele andere Salatsorten bevorzugen schattige Standorte.
4. Kohl, Kartoffeln und Karotten lassen sich zwar in Kübeln und tiefen Kästen ziehen, wachsen aber langsam und benötigen gleichzeitig zu viel Fläche. Du solltest diese und verwandte Sorten nur anbauen, wenn deine Balkonfläche groß ist und die vergleichsweise geringe Ausbeute dich nicht stört.
5. Wenn du glaubst, gärtnerisch an deine Balkongrenzen zu stoßen, denk einfach noch etwas höher hinaus. Erdbeeren wachsen auch in Pflanzenampeln über deinem Kopf hervorragend. Oder verwandele eine sonnige Wand mit Rankhilfen in ein Paradies für Himbeeren und Weintrauben. Stufenförmig übereinander angelegte Hochbeete spenden sich gegenseitig Schatten, sodass du sie entsprechend vielfältig bepflanzen kannst.
6. Viele pfeffrige und feurige Exoten lieben Balkonstandorte. Diverses Saatgut für Paprika- und Chilipflanzen eignet sich darum ebenso wie Parakresse oder mediterrane Kräuter auch für Anfänger. Außerdem benötigen Chili & Co nur sehr wenig Platz. Sogar wer bisher kein Händchen für Pflanzenzucht hatte, kann damit erstaunliche Erfolge erzielen.
Wo die Balkonpflanzen hoch hinaus wachsen: Die prachtvollsten und kreativsten Balkongärten
Besonders großflächig angelegte Gartenflächen „on top“ hat Manhattan zu bieten, wo Quadratmeterzahlen im vierstelligen Bereich für Bio-Gemüseanbau in luftiger Höhe keine Ausnahme sind. Solche Großflächen sind in Deutschland noch im wahren Wortsinn „rar gesät“, aber auch die Balkongärten in München, Berlin und anderen deutschen Metropolen wachsen kontinuierlich. Allerdings sind die unzähligen kleinen, nicht öffentlich zugänglichen Balkongartenparadiese nicht weniger kreativ. Was alles „auf Balkonien“ wächst und gedeiht, bleibt leider meistens Privatsache. In Wien und einigen anderen europäischen Städten gibt es aber Urban-Gardening-Wettbewerbe – extra für solch geheime Balkonparadiese, die normalerweise im Verborgenen blühen.