Vertical Gardening: Gärten im Hochformat – vom Etagenbeet bis zum Farmscraper
Der Gartentrend für Hauswände, Innenräume, Balkone und Terrassen, aber auch für kleine Vorgärten oder Hinterhöfe führt hoch hinaus: Vertikales Gärtnern ist angesagt, denn die Vertikale schafft jede Menge Raum für Pflanzen. Wenn du bislang nur aus Platzmangel auf das Anlegen eines Gartens oder deiner eigenen Gemüsezucht verzichtet hast, versuch es doch einmal mit dieser modernen Art der Gartengestaltung und erschaffe dir ein Gartenparadies im Hochformat. Mit etwas Kreativität und Lust auf DIY („Do it Yourself“) sind die Möglichkeiten beim Vertical Gardening nahezu unbegrenzt. Das Spektrum reicht von der kunterbunten Blütenpracht in Hängekörben über die vertikale Spicy Garden Mini-Farm in Pflanztaschen bis zum grünen „Wall Graffiti“.
Was genau ist eigentlich Vertical Gardening und woher stammt dieser Trend?
Obwohl das vertikale Gärtnern heute oft als hipper Trend dargestellt wird, ist das Prinzip durchaus keine neuzeitliche Erfindung. Denke nur an eines der geheimnisvollsten sieben antiken Weltwunder, die „Hängenden Gärten von Babylon“: Die raffiniert bewässerten Hängegärten, den Legenden nach von der altorientalischen Königin Semiramis oder von König Nebukadnezar II. angelegt, sollen teilweise die enorme Höhe von 30 Metern erreicht haben. Historiker gehen heute allerdings davon aus, dass es sich weniger um einen Hängegarten nach heutiger Definition handelte, sondern vielmehr um einzelne, terrassenförmig übereinander angelegte Gärten. Moderne Gartenkünstler wie der französische Botaniker Patrick Blanc nutzen im Zeitalter der immer knapper werdenden Landressourcen ganz bewusst die Vertikale. So begrünte Blanc unter anderem die Fassade des Europäischen Parlaments mitten in Brüssel nach Art eines Stein- und Felsgartens. Berühmte Vertikalgärtner sind sowohl im Außen- als auch im Innenbereich aktiv. Hilfsmittel sind neben speziellen Begrünungssystemen und Pflanzengittern (Trellises) auch Pflanzmodule, Kunststofftaschen oder Holzrahmen und alte Paletten.
Welche Arten von Vertikalgärten gibt es und wie unterscheiden sie sich?
Im Unterschied zum urbanen Gartenbau und verwandten Formen wie Urban Farming kannst du als Vertikalgärtner dein Hobby ausleben, wo und wie es dir gefällt – allein oder in der Gruppe, drinnen oder draußen. Um großflächige Wandgärten als urbane zukunftstechnologische Vorzeigeprojekte, die aus den Turmgewächshäusern der Sechzigerjahre hervorgegangen sind, geht es eher am Rande. Aber es gibt sie: Farmen im Etagenbau. Sie werden kommerziell landwirtschaftlich genutzt und bieten den Vorteil einer saisonunabhängigen Pflanzenproduktion. Die weitaus meisten Gartenfreunde verbinden mit dem Begriff des vertikalen Gärtnerns aber keine in den Himmel wachsenden Farmen, sondern überschaubare Systeme für die eigene Wohnsituation. Du musst kein Visionär sein und auch keinerlei hehre Ziele verfolgen, um damit zu beginnen. Die Freude an der nach oben wachsenden Pflanzenvielfalt kommt auch ohne einen politisch, sozial oder ökologisch motivierten Leitgedanken aus. Unentbehrlich aber sind viel Tatendrang, Freude am „DIY“ und ein Händchen für unkonventionelle Gartenplanung. Typische Projekte im Freien sind mit Efeu begrünte Wände, zur Gartenfläche umfunktionierte Mauern in Innenhöfen oder mithilfe von Trellises beschattete Fenster. Auch im Innenbereich lassen sich vertikale Kleingärten anlegen, zum Beispiel durch begrünte Säulen, dekorative Wandbilder mit Sukkulenten oder Hängepflanzen.
5 Tipps für Einsteiger: Wie wird ein Vertikalgarten angelegt und gibt es besonders anfängergeeignete Pflanzen?
1. Am Anfang steht die richtige Planung, insbesondere im Hinblick auf die Bewässerung. Überlege, ob du eine dauerhafte Wandlösung mit dekorativer Ganzjahresbepflanzung möchtest, oder ob es dir vorrangig um einen saisonal nutzbaren Gemüsegarten geht, der aus Platzgründen in Etagen angelegt werden soll.
2. Für dekorative Wandgärten im Innenbereich solltest du genügsame Pflanzen auswählen, die Zimmerwärme verkraften und zur Lichtsituation passen. Moose, Farne und Sukkulenten sind im Allgemeinen robust genug. Sie gedeihen gleichermaßen in Erde, Hydrokultur oder Substrat.
3. Wenn dir der Sinn eher nach praktischem Nutzen steht, kannst du in einem hellen, luftigen Bereich zum Beispiel Erdbeeren, Kräuter, Cocktailtomaten, Paprika und Chili in Pflanztaschen übereinander anpflanzen und so eine „naschbare“ Wandecke gestalten. Starter-Sets sind besonders praktisch, weil sie auch allerhand nützliches Anbau-und Anzucht-Zubehör beinhalten.
4. Legst du einen Vertikalgarten im Freien an, kannst du bei der Auswahl der Pflanzen aus dem Vollen schöpfen: Praktisch alles, was horizontal bei den Lichtbedingungen des jeweiligen Hofes, Gartens oder Balkons gut wachsen würde, kannst du auch vertikal kultivieren, am besten aber flach wurzelnde Sorten. Je nach Höhe und Bereich (innen oder außen) sind Hängekörbe, Pflanzrahmen und verschiedene flexible Module im Handel erhältlich, zum Teil mit Bewässerungssystemen, wasserdichten Rückwänden, durchgehendem Erdraum und Tropftassen. Diese Komplettsysteme sind leicht zu bepflanzen und für Anfänger geeignet.
5. Unkonventioneller, preiswerter, aber oft auch aufwendiger ist die Anlage von Hochbeeten mit Europaletten und Teichfolie oder ausrangierten Plastikflaschen. Inspirierende Umsetzungsideen, die sich mit etwas Geschick leicht nachbauen lassen, findest du in diversen Do-it-yourself-Gartenbüchern und auf Gartenseiten im Internet.
Was sind die kreativsten Vertical-Gardening-Ideen?
Eine wunderbare Inspirationsquelle sind die Gartenkunstwerke und Pflanzenteppiche von Patrick Blanc, der Gräser, Farne, Kleingehölze sowie Blüten- und Blattpflanzen atemberaubend effektvoll kombiniert. In Berlin entstand so Deutschlands größter vertikaler Innengarten im Kulturkaufhaus Dussmann mit rund 6000 Tropenpflanzen.
In Australien integriert eine neue Generation von nachhaltigen Bio-Häusern das Vertikalgärtnern in die Innen- und Außenwände. Sie sind als essbare Nutzgärten zur Selbstversorgung mit Gemüse, Beeren und Kräutern angelegt. Entsprechend groß sind die Fensterfronten. Bepflanzte Außenwände und Pflanzengardinen verhindern ein Zuviel an Sonne und Wärme.
Einen Überblick über die wohl spektakulärsten, schönsten und imposantesten vertikalen Gartenprojekte in aller Welt bietet zum Beispiel das mit zahlreichen Fotografien versehene Buch „Vertikale Gärten – lebendige Wände“.
One Comment
Sarah
Excellent article Zico. I love de vertical gardens 🙂