Bis unsere Chilis so groß geworden sind, war es ein langer Weg. Gerade zu Beginn der Saison macht man sich oft Sorgen, da einige Keimlinge etwas anders als normal aussehen. Wir haben hier mal die häufigsten „Abweichungen“ aufgelistet und erklären, was es damit auf sich hat.
Außerdem haben wir eure häufigsten Fragen gesammelt und versucht, diese zu beantworten.
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„Komische“ Keimlinge!
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Der Keimling hat 4 statt nur 2 Keimblätter.
Das kommt ab und zu mal vor. Das hat nichts weiter zu bedeuten und ist kein Problem für die Pflanze. Nimm es als Zeichen des Glücks, wie bei einem vierblättrigen Kleeblatt. 😉
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Die Blätter des Keimlings stehen senkrecht nach oben.
Genau wie der Mensch braucht die Pflanze eine gewisse Ruhephase, einen Tag- und Nachtrhythmus. Hat der Keimling genug Licht abbekommen, klappt er seine Blätter nach oben. Auch kein Grund sich Sorgen zu machen.
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Mein Keimling ist ein „Helmträger“, er kann die Samenhülle nicht abstreifen.
Auch das kommt immer wieder einmal vor. Ein Grund kann sein, das der Samen nicht tief genug in der Erde war. Oder es war nicht warm und feucht genug, damit der Keimling seine Samenhülle abstreifen kann. Wenn man die Samen vorher einweicht, kann das gegen „Helmträger“ helfen.
Ist es schon zu spät, sollte man die Hülle immer gut feucht halten. Das hilft in den meisten Fällen.
Hier noch 2 Bilder vom erfahrenen Chilizüchter Bernd, wie er mit dem Helmträgern umgeht:
Sehr selten sitz aber die Samenhülle so fest, das sie sich mit vielen bekannten Mitteln nicht lösen lässt und der Keimling verkümmert.
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Panaschierte (mehrfarbige) Blätter
Das erschreckt auch oft den Chilizüchter, wenn man sich nicht genau über die Sorte informiert hat.
Alle Sorten die in ihrem Namen „panaschiert“, „variegated“ oder so ähnlich verwenden, sind oft Chilis, die zwei oder mehrfarbige Blätter bekommen. Da diese Zweifarbigkeit schon bei den Keimblättern beginnen kann, sind viel Chilifreunde irritiert. Auch hier gilt, alles völlig normal. Das soll/muss so. Diese Sorten sind eine wahre Augenweide.
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Zusammengewachsene Keimblätter
Auch das kommt immer wieder mal vor. Das ist nicht weiter schlimm, verlangsamt aber das Wachstum der Pflanze.
Als Gegenmaßnahme kann man versuchen, die zusammengewachsenen Blätter mit einem sehr scharfen Messer vorsichtig zu teilen. Dadurch haben es die nachfolgenden Blätter einfacher zu wachsen.
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Es bilden sich keine „echten“ Blätter
Das kommt leider ab und zu mal vor. Die Keimblätter werden gebildet und werden auch immer größer, aber die „echten“ Blätter wachsen leider nicht. Aus dieser Pflanze wird leider nichts und sie wird früher oder später absterben.
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Die Pflanze ist fast schneeweiß (Albino)
Albino Keimlinge besitzen kein Chlorophyll, sie können deshalb keine Photosynthese vollziehen, bleiben im Wachstum zurück und gehen leider nach kurzer Zeit ein. Das ist ein Defekt, der zwar äußerst selten, aber doch vorkommen kann.
Eure TOP-Fragen zur Anzucht – unsere Antworten!
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- Kann ich die Samen in jede Erde aussäen?
Theoretisch ja, aber wir empfehlen Anzuchterde. Normale Blumenerde/Tomatenerde ist vorgedüngt und enthält oft zu viel Nährstoffe für Keimlinge, so dass deren zarte Wurzeln „verbrennen“.
- Wie gieße ich zu Anfang am besten, wenn das Saatgut gerade erst ausgesät wurde?
Idealerweise „gießt“ man mit einem Wasserzerstäuber. Die Erde wird gleichmäßig nass und das Saatgut wird nicht weggespült.
- Muss ich das Saatgut + Erde abdecken?
Idealerweise lässt man die Samen in einem Minigewächshaus keimen oder man deckt alles mit einer Folie ab, so wird die Wärme und die Luftfeuchtigkeit gespeichert.
- Bringt es etwas, das Saatgut vorher 24 Std. zu wässern?
Das Saatgut wird auch ohne Wässern keimen, aber so erhält man einen kleinen zeitlichen Vorteil und die Samenhülse wird auch schon eingeweicht. So löst sie sich später besser vom Keimling.
- Sind Abzugslöcher in den Anzuchttöpfen notwendig?
Diese sind wichtig, damit keine Staunässe entsteht. Die kann die Wurzelbildung stören/verhindern.
- Wann fange ich mit der Aussaat von Chilis an?
Mit Kunstlicht und genügend Platz kann man schon im Dezember anfangen. Für den Anbau nur mit Tageslicht reicht es Ende Januar/ Anfang Februar mit der Aussaat zu beginnen.
- Wie hoch ist die ideale Keimtemperatur?
Ideal ist eine Anzuchttemperatur von 25-28°, bei niedrigeren Temperaturen dauert die Keimung entsprechend länger.
- Wann sollten die Keimlinge pikiert werden?
Der Keimling bekommt zuerst 2 Keimblätter, danach das 2. Blattpaar nennt man das „erste richtige Blattpaar“. Wenn die ersten 1-2 richtigen Blattpaare da sind, sollte man die Pflanzen pikieren (vereinzeln).
- Müssen Chilis ans Sonnenlicht gewöhnt werden?
Die Pflanzen stellt man am besten erst nach den Eisheiligen nach draußen, da dann nicht mehr mit Frost zu rechnen ist. Man sollte die Pflanzen aber schon vorher an die Sonne gewöhnen. Das bedeutet, man stellt sie den ersten Tag für 10 Minuten nach draußen. Den 2. Tag für 20 Minuten und so steigert sich die Zeit von Tag zu Tag.
- Ab wann und wie düngen?
Beim Pikieren kommen die Pflanzen in vorgedüngte Blumenerde. Diese Düngung hält meist 4-6 Wochen an. Danach kann man langsam mit dem Düngen anfangen. Hier sollte mit der halben empfohlenen Dosis angefangen werden und diese bei den weiteren Düngungen immer etwas steigern.
- Wie tief soll man die Samen legen?
Wir empfehlen 0,5 bis 1 cm, damit die Samenhülse sich beim Herauswachsen an der Erde abreiben kann.
- Soll die Königsblüte entfernt werden?
Hier hat jeder seine eigene Philosophie. Wir raten bei der Art C.annuum allerdings dazu, weil die Früchte dieser Art schnell wieder nachwachsen und die Königsblüte hier den Wuchs beeinträchtigen kann.
- Was tun gegen „Spargeln“?
Gegen das Spargeln, oft auch vergeilen genannt, hilft es, der Pflanze mehr Licht zu geben und sie kühler zu stellen. Sollte es schon zu spät sein und die Pflanze ist schon gespargelt, kann man diese umpflanzen und tiefer in den neuen Topf setzen (bis zu den Keimblättern), damit sie wieder richtigen Halt bekommt.
- Wann können die Pflanzen nach draußen?
Pflanzen sollten nicht vor den Eisheiligen nach draußen gestellt werden, da bis dahin immer noch mit Nachtfrösten zu rechnen ist. Auch die Pflanzen tagsüber nach draußen stellen und nachts reinholen ist keine gute Alternative. Die Chilis reagieren gestresst auf den dauernden Standortwechsel und können ihre Blüten abwerfen.