Pfefferbäume: Schöne, scharfe und elegante Pflanze aus Lateinamerika
In der ursprünglichen Heimat der Pfefferbäume Mittel- und Südamerika – „da wo der Pfeffer wächst“ – ist es bekanntlich häufig heiß und trocken, ein Großteil der insgesamt gut 30 verschiedenen Pfefferbaumarten stammt aus bzw. wächst vorwiegend in Ländern wie Argentinien, Bolivien, Brasilien, Chile, Mexiko, Peru und Uruguay. Entsprechend der tropischen Herkunft des Pfefferbaumes verträgt dieser bei seinem Anbau sowohl als Nutz- wie auch Zierpflanze keinen Frost, hierzulande eignet er sich ganzjährig also eher für den geheizten Winter- als für den kühlen Vorgarten. Im Rahmen der Eroberung und Kolonialisierung der damals „Neuen Welt“ kamen die ersten Pfefferbäume ab dem 16. Jahrhundert auch nach Europa und Nordamerika. Im Süden der USA und im Mittelmeerraum, speziell in Spanien und Nordafrika, findet der Pfefferbaum das für sein Gedeihen und Wachstum wichtige natürliche Klima mit wenig Niederschlägen und eher hohen Durchschnittstemperaturen.
Ein Schwede taufte die unbekannten Pflanzen aus der exotischen „Neuen Welt“
Erstmalig systematisch klassifiziert wurden die Pfefferbäume von dem berühmten schwedischen Naturforscher, Botaniker und Zoologen Carl von Linné (1707-1778), der ihnen im Jahr 1753 in seinem seinerzeit viel beachteten Standardwerk „Species Plantarum“ den wissenschaftlichen Namen „Schinus“ gab und sie der Unterfamilie der Sumachgewächse (Anacardiaceae) zuordnete. Die als Bäume oder Sträucher wachsendenPfefferbäume mit ihren meist glänzenden, gefiederten und wechselständigen Laubblättern ähneln äußerlich dem Mastixstrauch „Wilde Pistazie“ (Pistacia lentiscus). Genau wie dieser bilden manche Arten des Pfefferbaumes als Gewürz nutzbare kugelige Steinfrüchte. Unter den Früchte tragenden Pfefferbäumen wurden im Laufe der Zeit vor allem die beiden Arten „Schinus molle“ (Peruanischer Pfefferbaum) und „Schinus terebinthifolius“ (Brasilianischer Pfefferbaum) wegen ihrer als „Rosa Pfeffer“ im Handel häufig erhältlichen getrockneten Beeren bekannt. Sie verfügen beide über einen milden und aromatischen Geschmack und finden oft auch aus optischen Gründen anstatt des leichter verderblichen roten Pfeffers in Gewürz- und Fertigmischungen Verwendung.
Scharfer Alleskönner sowohl in der Küche als auch in Laboren und Manufakturen
Während deutsche Scharfschmecker die würzigen und mit Wacholder vergleichbaren Kügelchen vorwiegend als Soßenzutat für Fleisch- und besonders Geflügelgerichte, aber auch in kontrastreichen Desserts aus Erdbeeren und Schokolade sowie zu Rhabarber und Spargel kennen, wurden und werden die rosa Früchtchen der Pfefferbäume in Südamerika noch vielseitiger genutzt. So etwa kommen die immergrünen Zweige des Brasilianischen Pfefferbaumes mit seinen leuchtend roten Beeren häufig als Weihnachtsdekoration zum Einsatz. Die biegsamen, aber dennoch stabilen Zweige lassen sich gut anordnen und drahten. In der präkolumbianischen Phase in Peru und in dessen Nachbarländern wurden die rosa Körner des Peruanischen Pfefferbaumes auch für diverse medizinische und kunsthandwerkliche Zwecke eingesetzt. Vorwiegend bei der Behandlung von Depressionen, Infektionen, Zahnschmerzen und zur Ausschwemmung bei Vergiftungen, die Inka stellten aus den Früchten ein leicht alkoholisches Getränk her. Als natürlicher Farbstoff für Kleidung wurden die Beeren vor dem Aufkommen synthetischer Stoffe ebenfalls geschätzt. Neueren Studien zufolge qualifizieren die antibakteriellen und antiseptischen Eigenschaften von „Schinus molle“ diesen sogar als geeignetes Ersatzmittel für künstliche Stoffe im Rahmen der Pestbekämpfung.
Als Zierpflanze in der Kritik, als Gewürz für die meisten Feinschmecker geeignet
Angesichts dieser vielseitigen Verwendbarkeit mag es auf den ersten Blick verwunderlich erscheinen, dass die USA die Einfuhr des brasilianischen „pink peppercorn“ seit 1982 gesetzlich untersagen. Bei genauerer Betrachtung macht dies doch gleich aus zweifacher Hinsicht einigen Sinn, haben die seit Mitte des 19. Jahrhunderts zunächst nur als Zierpflanzen eingeführten Pfefferbäume doch im Verlauf einer fast unkontrollierbaren biologischen Invasion als Spezies natürliche Biotope beispielsweise in großen Gebieten der Everglades im Bundesstaat Florida komplett verdrängt oder überwuchert. Darüber hinaus wird wild wachsender „Schinus terebinthifolius“ oft für Atembeschwerden und Schleimhautreizungen durch Allergene vom Urushiol-Typ verantwortlich gemacht, wie sie speziell in den in Florida weitverbreiteten Unterarten häufig vorzukommen scheinen. In Europa kommt das Gewürz jedoch meist von Plantagen in der Türkei oder auf der Insel Réunion, wo derartige Allergene bislang gar nicht oder nur in sehr viel geringerem Ausmaß festgestellt wurden. Da die Pflanze wissenschaftlich nicht mit dem eigentliche Pfeffer „Piper nigrum“, sondern mit derjenigen der Cashewnüsse verwandt ist, können in seltenen Fällen auch allergische Reaktionen bei Konsumenten mit Nussallergien auftreten.