Rosa Pfeffer ist im Grunde genommen kein Pfeffer, wird aber als solcher behandelt
Botanisch und wissenschaftlipch betrachtet ist Rosa Pfeffer/Brasilianischer Pfefferbaum zwar kein familiäres Mitglied der eigentlichen Pfeffergewächse (Piperaceae), sondern der Sumachgewächse (Anacardiaceae), nichtsdestotrotz werden die Beeren der Gattung Pfefferbäume (Schinus) in der kulinarischen Anwendung als Gewürz häufig genau wie echter Pfeffer (Piper nigrum) eingesetzt. Die Pfefferbeeren des „Schinus terebinthifolius“ (Brasilianischer Pfefferbaum) sind dabei fester Bestandteil zahlreicher klassischer wie moderner Rezepte, aufgrund seiner milden, leicht süßen und fruchtigen Aromen kann er sowohl bei Fleisch – speziell Geflügel – und Fisch verwandt werden. Auch experimentelle Desserts und Nachspeisen mit ein wenig innovativem Anspruch und gegensätzlichen Geschmacksrichtungen greifen gerne auf Rosa Pfeffer zurück. Aus Gründen der Optik und längeren Haltbarkeit dienen die rosa bis rötlichen Beeren oft als Ersatz für den leichter verderblichen echten roten Pfeffer in abgepackten Gewürzmischungen sowie in Fertiggerichten.
In Lateinamerika dienen Zweige und Beeren des Schinus als Weihnachtsschmuck
Brasilianischer Pfefferbaum ist, wie sein umgangssprachlicher Name bereits unzweifelhaft aussagt, ein originäres Kind Mittel- und Südamerikas, dort ist er vor allem im südöstlichen Brasilien, nördlichen Argentinien und in Paraguay stark verbreitet. Schinus terebinthifolius mag grundsätzlich keine Kälte und verträgt keinen Frost, in kühleren Weltgegenden kann er deshalb ganzjährig nur in Gewächshäusern, Wintergärten oder Wohnungen überleben. Der wegen seiner eleganten und bis zu 40 cm langen Zweige, eiförmigen und immergrünen Blätter, weißlich-grünen Blüten und rosafarbenen bis hellroten Beeren häufig als Zierpflanze genutzte Pfefferbaum zählt zusätzlich zu den Bienentrachtpflanzen und wird somit häufig von Honigbienen angeflogen. Der Pfefferbaum bzw. seine Zweige finden in Südamerika traditionell vielfach Verwendung als Dekoration für Christbäume, weswegen die rosa Pfefferbeeren dort oft auch „Weihnachtsbeeren“ genannt werden.
Brasilianischer Pfefferbaum setzt sich gerne fest und ist ein recht hartnäckiger Gast
Ganz so harmlos, wie man bis jetzt vermuten könnte, ist Rosa Pfeffer/Brasilianischer Pfefferbaum allerdings in biologischen und medizinischen Zusammenhängen betrachtet wiederum nicht. Schnelles Wachstum und die unter passenden klimatischen Bedingungen ausgeprägte Robustheit haben die bis zu 12 Meter hohe Pflanze in vielen Regionen der Erde zu einem unerwünschten Unkraut gemacht, welches als aggressiver Eroberer einheimische Gewächse vielerorts stark beeinträchtigt oder gar bereits verdrängt hat. Große Probleme mit dem Pfefferbaum gibt es etwa schon seit Ende des 19. Jahrhunderts in den südlichen USA und speziell in den Sumpfgebieten der Everglades in Florida, wo Einfuhr und Besitz deshalb seit 1981 strikt untersagt sind und sogar strafrechtlich geahndet werden können. Auch in anderen tropischen und subtropischen Gegenden und Ländern wie Australien, Polynesien, China, Mauretanien und Neuseeland sowie auf den Bahamas, Fidschis, Bermuda, Malta und Kuba hat sich Schinus terebinthifolius im Laufe der Jahrzehnte stellenweise zu einer wahrhaften Plage entwickelt und wird dort unter Einsatz hoher finanzieller Mittel konsequent bekämpft.
Für manche Menschen ist der Pfefferbaum ein Gewürz-, für andere eine Giftpflanze
Rosa Pfeffer/Brasilianischer Pfefferbaum und seine Beeren sind für intensive ätherische Öle mit Noten und Gewürzfacetten von Limonen, Zitronen, Weihrauch, Kiefer, Ingwer, Minze, Salbei und Fenchel bekannt. In geringerem Umfang enthält der Pfefferbaum bzw. seinen Beeren auch die Substanz Carvacrol, deren Geruch an Thymian und Bohnenkraut erinnert. Potenziell muss Schinus terebinthifolius bzw. rosa Pfeffer also als Träger von Nahrungsmittelallergenen eingestuft werden. Wie auch die botanisch mit ihm verwandten Cashewnüsse verfügt er über Cardanole, die nach dem Verzehr bei von entsprechenden Allergien betroffenen Menschen Haut- und Schleimhautreizungen sowie Kopfschmerzen, Schwellungen der Augenlider, Atmungsstörungen und Husten auslösen können. Der Anteil dieser theoretisch für manche Konsumenten problematischen Substanzen im Pfefferbaum schwankt jedoch stark nach dem jeweiligen Anbaugebiet. Der als Gewürz hierzulande im Handel erhältliche rosa Pfeffer stammt etwa größtenteils von der Insel La Réunion im Indischen Ozean oder aus der Türkei und weist mit 0,03 % nur relativ wenige Cardanole auf.
Rosa Pfeffer war und ist ein traditionsreiches und bewährtes Heilmittel in Amerika
Letztlich und grundsätzlich gelten aber ähnlich geringe Gefahren für die Gesundheit auch für Früchte anderer Sumagewächse wie zum Beispiel Mangos (Mangifera indica), Pistazien (Pistacia vera) oder Murula-Beeren (Sclerocarya birrea). Wer sich Sorgen macht, ob er womöglich rosa Pfeffer nicht verträgt, kann sich online oder bei seinem Hausarzt nach diesbezüglichen Tests erkundigen. Bei gegebener Verträglichkeit kann Rosa Pfeffer/Brasilianischer Pfefferbaum samt all seiner pflanzlichen Bestandteile jedoch als effektives Naturheilmittel eingesetzt werden. In seiner ursprünglichen Heimat Lateinamerika wurden Arzneien aus den rosa Pfefferbeeren schon von den Azteken, Maya und Inka über Jahrhunderte vor der spanischen Eroberung alltäglich angewandt. So vorwiegend als antibakterielles Antiseptikum bei der Wundheilung und zur Linderung von Rheuma, Regelbeschwerden, Erkältungen, Hypertonie, Depressionen, Tuberkulose, Magengeschwüren und Geschlechtskrankheiten. Bis heute findet Rosa Pfeffer/Brasilianischer Pfefferbaum in der Kräuterheilkunde Brasiliens vielfach Verwendung. Die getrocknete Borke und/oder die pulverisierten Blätter werden dort zum Beispiel zur Herstellung von konzentrierten Lösungen im Kampf gegen generelle Entzündungsprozesse im Körper und auch gegen Tumore eingesetzt.
3 Comments
Wolfgang Kutzler
Hallo, ich habe einen Pfefferbaum in der Algarve, der blüht auch kräftig, jedoch Früchte trägt er keine. Brauche ich einen weiteren Baum mit einem anderen Geschlecht und wenn ja, woran kann ich den Unterschied erkennen. In nachbarschaftlicher Nähe steht kein weiterer Pfefferbaum.
Über eine Info würde ich mich sehr freuen.
Wolfgang Kutzler
Günter Schaub
Wie alt ist denn der Baum ?
Einige Pfeffersorten brauchen ein paar Jahre, bis sie zum ersten mal Früchte tragen.
Uli
Hallo , eine Frage. Kann man die grünen Beeren bevor sie rosa werden auch benutzen ?