Im Allgemeinen lassen sich zahlreiche Chili-Sorten recht leicht kreuzen. Ausserdem ist es möglich auch Arten untereinander zu kreuzen. Eine Ausnahme hierbei ist Capsicum pubescens, die sich nur sehr schwer mit anderen Arten kreuzen lässt. Bei Capsicum baccatum kommt es zwar zu einer Kreuzung mit anderen Arten, aber es entstehen nur sterile Hybriden. D.h. diese Hybriden entwickeln entweder keine Samen, oder die Samen sind nicht keimfähig.
Damit ihr einen kleinen Überblick bekommt, wie sich die Capsicum-Arten beim einer Kreuzung untereinander verhalten, haben wir das Ganze in einer kleinen Übersicht zusammengefasst:
Arten | annuum | frutescens | baccatum | chinense | pubescens |
annuum | leicht | selten | selten | leicht | nie |
frutescens | selten | leicht | selten | selten | nie |
baccatum | selten | selten | leicht | selten | nie |
chinense | leicht | selten | selten | leicht | nie |
pubescens | nie | nie | nie | nie | leicht |
Will man von seinen selbst angebauten Pflanzen für das nächste Jahr sortenreine Samen entnehmen, sollte man einige Punkte beachten:
- Die Blüten sollten künstlich bestäubt werden, d.h. am besten mit einem feinen Pinsel
- Die Bestäubung sollte vor dem Öffnen der Blüte erfolgen, um Fremdbestäubung vorzubeugen. Am besten biegt man mit einer Pinzette die Kronblätter vorsichtig auf.
- Um das ganze noch sicherer zu machen, kann man die Blüte nach der Bestäubung zusätzlich schützen. Dazu gibt es einige Möglichkeiten: Pollennetz über die gesamte Pflanze, einen Teebeutel über die Blüte ziehen, speziellen Füssiglatex bzw. Window-Color über die geschlossene Blüte geben (rechts im Bild zu sehen), etc.
- Nutzt man die Variante mit dem Pollennetz und hat man keine anderen Chilis in der näheren Umgebung angebaut, ist die Wahrscheinlichkeit einer Fremdbestäubung sehr gering. So könnten sich die Blüten selbst bestäuben. Nachhelfen kann man dann zB. indem man die Pflanze ab und zu leicht schüttelt, damit die Pollen ausfallen. Allerdings sollte man dann auch darauf achten, dass es keine Möglichkeit für Insekten gibt unter das Pollennetz zu gelangen. Denn diese könnten Pollen von anderen Pflanzen einschleppen.
Ein weiteres interessantes Thema in dieser Hinsicht ist die beabsichtigte Kreuzung zweier Sorten / Arten, um eine neue Chili zu erhalten:
Die Bestäubung läuft hier genauso ab, wie oben unter 1. und 2. schon angeführt. Man bestäubt die Blüte also vor dem Öffnen mit den Pollen der jeweils anderen Sorte / Art. Allerdings sollte man hier am besten die Staubgefäße der bestäubten Blüte entfernen, bevor sie platzen und ihre Pollen frei geben. So kann man vermeiden, dass die Befruchtung durch die eigenen Pollen stattfindet. Und wenn man ganz sicher gehen will, sollte man wieder zusätzlich einen Blütenschutz anbringen.
Danach heißt es warten bis zur Ernte oder besser gesagt bis zur nächsten Chilisaison, um die geernteten Samen endlich keimen zu lassen in der Hoffnung, die Kreuzung war ein Erfolg. Denn erst mit den Früchten der nächsten Generation (F1) sieht man erste Ergebnisse. Diese F1-Chilis werden wieder miteinander gekreuzt, um im folgenden Jahr eine neue Generation (F2) zu erhalten. Genauer findet ihr das in den folgenden Kreuzungstabellen.
Hier bekommt ihr einen kleinen Einblick, wie sich die Merkmale der jeweiligen Chilis weiter vererben:
Nehmen wir an, wir haben 2 Chilis – eine rote (r) und eine gelbe (g) – und beide Merkmale (rot und gelb) vererben sich gleichmäßig. In diesem Fall spricht man von einem intermediären Erbgang. Es entsteht also eine Mischung aus beiden Merkmalen zu gleichen Teilen.
Man sieht, dass in der ersten Tochtergeneration (F1-Generation) alles Chilis entstehen, die beide Merkmale zu gleichen Teilen tragen. Die F1-Chilis sind nun orange, also die Mischung aus der roten und gelben Färbung von den Chilis der Mutterpflanzen.
Nun kreuzt man diese F1-Chilis. Die Merkmale in der zweiten Tochtergeneration (F2-Generation) verteilen sich neu.
Durch die Neuverteilung der Merkmale entstehen zu 50% orange Chilis, zu 25% rote Chilis und nochmal zu 25% gelbe Chilis.
Ist die orange Chili also das, was man erreichen wollte, muss man in den folgenden Anbaujahren noch herausfinden, ob dieses Merkmal beständig ist. D.h. man bestäubt diese orange Chili mit eigenen Pollen und hofft, dass die kommenden Chilis genauso aussehen werden. Erst wenn das so ist, hat man theoretisch eine neue Sorte. In vielen Fällen ist es allerdings so, dass dies nicht klappt und wieder andere Merkmale durchkommen, die sich zu kleinen Teilen mit vererbt haben.
Gehen wir wieder von den beiden Chilis (rot und gelb) aus, aber nehmen nun an, dass rot (R) sich stärker durchsetzt wie gelb (g). Man sprich von einem dominant-rezessiven Erbgang. Ein Merkmal ist also stärker wie das andere und kann das schwächere überdecken.
In der F1-Generation sieht man, dass die Früchte genetisch zwar beide Merkmale tragen, da rot aber dominanter ist, sehen diese Früchte auch rot aus.
Bei der F2-Generation ist die Farbverteilung demzufolge 75% rot und nur 25% gelb, obwohl ein Teil der roten Früchte das Merkmal gelb trotzdem noch besitzt und weitervererben kann, auch wenn man es den Chilis äußerlich nicht ansieht. Zumindest ist das theoretisch so. Praktisch kann es natürlich auch vorkommen, dass durch das schwächere Merkmal gelb die Rotfärbung etwas heller wird. Gelb wird also immer noch überdeckt, aber eben nicht vollständig.
Um nun wieder zu sehen, ob man eine beständige Sorte hat, verfährt man genauso wie beim intermediären Erbgang auch und kultiviert die Samen dieser F2-Chilis in den nächsten Jahren.
Man sieht also, dass die Sache mit dem Kreuzen nicht so einfach ist – schon gar nicht, wenn man bestimmte Vorstellungen von der neuen Sorte hat. Ausserdem braucht man sehr viel Zeit und Geduld.
Wer Anregungen braucht oder einfach Interesse an der praktischen Umsetzung hat, sollte sich den Kreuzungsversuch in unserem Forum anschauen.
Der Artikel Chilis vermehren und kreuzen von hot-pain.de steht unter der CC Lizenz.