Chili Gewächshaus zur Saisonverlängerung
Teil 3: „Das Runde“
Irgendwie hat’s doch ein wenig länger gedauert, aber dann haben wir das richtige Gewächshaus gefunden – denken wir mal.
Auf der IBO, einer Verbrauchermesse in Friedrichshafen am Bodensee, überzeugte das von HKB angebotene Rundbogen-Gewächshaus durch solide mechanische Verarbeitung. Zudem passte es ideal auf den kleinen Grundriss, den wir der Hanglage unseres Grundstücks als Plateau abtrotzen konnten.
In der Messehalle hatte das kompakte Haus schon ohne Bodenverankerung einen soliden Stand. Ein Fundament wird für diesen Haustyp nicht benötigt.
Wir folgten aber der Hersteller-Empfehlung, einen Sockel aus Beton-Rasenkanten vorzusehen. HKB lieferte dazu auf Anfrage eine Zeichnung mit Maßangaben. Die Kanten haben wir in etwas Magerbeton eingelassen und mit Kies aufgeschüttet.
Diesmal waren wir auch schlau genug, rechtzeitig einen kleinen Schacht auszuheben und Erdkabel, sicherheitshalber in ein Schutzrohr gezogen, zu verlegen. Ein wichtiger Schritt, falls man einmal eine Bewässerungspumpe oder Lüfter betreiben oder das Haus im Winter womöglich heizen möchte.
Inzwischen ist das Gewächshaus in Einzelteilen angeliefert worden, und sobald das Wetter es zulässt, wird aufgebaut – gerade rechtzeitig für die wärmebedürftigen Sorten der Chili-Saison 🙂
Schnee und Kälte hielten sich bis weit in den März dieses Jahr. Als im April das erste warme Wochenende lockt, beginnen wir sofort mit dem Aufbau.
Die Aufbauanleitung umfasst acht Seiten. Sie macht zum Teil einen etwas prototypenhaften Eindruck (Handzeichnungen, handbeschriftet), enthält aber in verständlicher Weise alle Schritte, die zur Montage erforderlich sind. Alle Teile sind zudem numeriert, was das Auffinden der jeweils gerade benötigten Teile erheblich erleichtert. An einem einzigen Nachmittag wurde das komplette Haus montiert:
Bauphase 1: Auf den Sockel aus Beton-Rasenkanten wird der Grundrahmen gelegt und mit Eckverbindern verschraubt. Verankert wird er aber erst, wenn das Haus montiert ist.
Bauphase 2: Zunächst werden die Rundbögen zusammengesetzt und verschraubt. Diese werden dann mit dem Grundrahmen verbunden und zwischen jeweils zwei Bögen werden von links und rechts die flexiblen Dopplelstegplatten aus Makrolon eingesetzt.
Bauphase 3: Das Einsetzen der Platten ist etwas stressig, denn die Spannung der gebogenen Platten erschwert deren Verschieben in den Schienen. Ohne eine Hilfskraft wäre dieser Schritt kaum durchführbar. (Danke, Heinz!)
Bauphase 4: Die komplette Montage geschieht mit Hilfe spezieller rostfreier Spezialschrauben, die in einen Spalt der Alu-Profile eingesetzt und um 90° gedreht werden.
Bauphase 5: Stehen alle Rundbögen, werden die Teile der Vorder- und
Rückseite montiert, inklusive der vormontieren Tür- und Fensterelemente.
Bauphase 6: Ist das Haus komplett, wird der Grundrahmen mittels Dübel und rostfreier Schrauben auf den Beton-Rasenkanten verankert. Präzises Bohren der Löcher ist hier das A und O.
Hier noch ein paar erwähnenswerte Details. Zum Dachfenster wird ein automatischer Fensteröffner mitgeliefert. Bei geöffnetem Fenster müssen größere Menschen aufpassen, sich nicht den Kopf am Hydraulikzylinder zu stoßen. Das Haus verfügt über ein Fenster an der Rückseite. Ein Merkmal, das wir nicht missen wollten, da es ein besseres Lüften ermöglicht und schädliche Staufeuchtigkeit vermeiden hilft.
Als „Goodie“ bekamen wir Pflanzschalen aus dem Erwerbsgartenbau, für die auf einer Seite des Hauses ein stabiler Regalrahmen montiert wird, platzsparenderweise zweistöckig. Auf dem unteren Bild seht ihr Türriegel, Rückfensterriegel und Firstverbinder. Sieht alles ein wenig nach handgefertigter Kleinserie aus, ist aber – im Gegensatz zur Mechanik diverser Baumarkt-Gewächshäuser – von hervorragender Qualität.
Das neue Gewächshaus ist rechtzeitig für die Chili-Pflanzen fertig geworden, aber auch für prominenten Besuch: Wieder einmal hatten wir „Pope of Peppers“ Dave DeWitt aus Albuquerque, New Mexico zu Gast.
Gerade war sein neuestes Werk, „The Spicy Food Lover’s Bible“ erschienen. Bevor er das Buch auf einer dreiwöchigen Tour quer durch die USA vorstellte, spannten Dave und seine Frau Mary Jane in Kressbronn aus.
Da wir mit unserer Chili-Zucht etwas hinten dran waren, half Dave beim Umtopfen im neuen Pepperworld-Gewächshaus, in dem auch in diesem Jahr testweise wieder mehr als 100 Chilisorten angezogen wurden. Mit soviel päpstlichem Segen muß aus den Pflanzen ja was werden 😉
Ende Mai/Anfang Juni gibts eine erste Hiltzewelle mit Rekordtemperaturen weit über 30°C. Trotz guter Lüftung und der lichtbrechenden Wirkung der Doppelstegplatten drohen die Chilipflänzchen schlapp zu machen. Im Haus ist es höllisch heiss. Abhilfe schaffen spezielle Schattiermatten. Sie dämpfen im Sommer die Sonneneinstrahlung ins Gewächshaus angeblich um 55% und verhindern ein Verbrennen der Pflanzen. Ein weiterer Vorteil der Schattierung: Sie schirmt ab gegen Hagel und Überhitzung.
Die Matten bestehen aus grünem, wetterfestem Kunststoff. An den Enden befinden sich Ösen zur Befestigung. Wir verwenden stattdessen Steine. Mit 6 m reicht die Bahnlänge aus, unser Dach komplett zu schattieren. Lässt man genug Spiel, hebt der Fensteröffner die Matte einfach mit an.
Die Chili-Pflanzen freuen sich über die Schattierung und überleben die Hitzewelle. Die Temperatur im Haus sinkt tatsächlich auf ein erträgliches Maß. Mit 39 Euro pro Stück (94 x 600 cm) waren die Matten nicht billig, erfüllen aber ihren Zweck.
An einigen Tagen rührt sich kein Lüftchen. Um trotzdem Feuchtigkeit zu vermeiden, bei der sich leicht Krankheiten ausbereiten, montieren wir den solar betriebenen Ventilator, den wir ebenfalls bei einem Gartenversand gefunden haben. Die Solarzelle hat etwa die Abmessungen einer Vinyl-LP-Hülle und liefert genug „Saft“, damit der Lüfter kräftig schnurrt und auch für eine nette Brise sorgt. Irgendwie sieht der Ventilator genauso aus wie jener, den ich vor langer Zeit in meinen Käfer eingebaut hatte…
Nur eine Woche später dann die „Schafskälte“ – die Nachttemperaturen sinken zum Teil unter 5°C. Und die Chili-Pflanzen freuen sich, noch nicht draußen stehen zu müssen…